Chronik

Lochner: Cannabis-Debatte unvermeidlich

Der Wiener Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen, Ewald Lochner, sieht bei Cannabis eine Debatte über neue Regelungen unvermeidlich. Vor allem die medizinische Verschreibbarkeit solle diskutiert werden.

In Sachen Drogenkonsum meint Lochner, dass Österreich ernsthaft mit einer Diskussion über Cannabis beginnen sollte: „Da wird unsere Position, wonach wir Konsum bzw. Besitz einfach bestrafen, bald nicht mehr haltbar sein. Deutschland hat sich für ein offenes System entschieden. Italien für ein halboffenes. Da sollte es einen breiten Diskurs über die medizinische Verschreibbarkeit geben, in der in manchen Indikationen auch die Krankenkassen dafür aufkommen. Und wer sonst Cannabis konsumiert, sollte genauso wissen, was da drinnen ist.“

Der Wiener Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen, Ewald Lochner, bei einem Fernsehinterview
ORF
Lochner: Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendhilfe wird intensiviert

Koordinator: Grenzmengen vorschreiben

Das ließe sich nur über den medizinisch-pharmazeutischen Sektor abwickeln. Gleichzeitig müsste man Grenzmengen vorschreiben und die Straßenverkehrsordnung novellieren. „Ob jemand fahruntüchtig wegen Alkohol- oder Cannabiskonsum ist, macht eigentlich keinen Unterschied“, sagte Lochner am Rande der Gesundheitsgespräche in Alpbach gegenüber der APA.

Beides sei schlecht und müsse verhindert werden. Hier sei aber auch Rechtssicherheit gefragt. Das gelte auch für den Nachweis eines Drogenkonsums. Laut den Zahlen machten illegale Drogen im Vergleich zum Alkohol auch in Wien weiterhin nur einen geringen Teil der Anzeigen aus.

Neues Kinderpsychiatrie-Ambulatorium

Neben Drogen beinhaltet Lochners Betätigungsfeld auch die Alkoholverbotszonen und die gesamte Psychiatrie. Verkehrsknotenpunkte standen in Wien in den vergangene Jahren immer wieder im Brennpunkt von Diskussionen über dort oft verweilende Obdachlose, Verwahrloste bzw. Alkoholkranke.

Das führte am Praterstern zur Etablierung einer Alkoholverbotszone. „Wir sehen jetzt eine wesentlich geringere Aufenthaltszeit solcher Personen dort“, sagte Lochner. Angebote durch die Sozialarbeit und für medizinische Versorgung hätten dazu genauso beigetragen wie eine hohe Präsenz der Exekutive.

In Sachen Kinderpsychiatrie wurde in der Vergangenheit immer wieder das Fehlen von eigenen Einrichtungen kritisiert. Ein Ambulatorium für Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es neben den Einrichtungen an Spitälern in Wien-Landstraße. Noch in diesem Jahr soll eines hinzukommen, wobei eine enge Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) angestrebt wird. Die acht Ambulatorien für Erwachsenenpsychiatrie sollen in den kommenden Jahren an die Bevölkerungsentwicklung in den Regionen Wiens angepasst werden, so Lochner.