Politik

Wiener FPÖ: Strache muss sich absprechen

Hat die FPÖ Heinz-Christian Strache auf Facebook eingebremst, oder kann Strache auf der Seite mit 800.000 Followern alleine tun, was er will? Der designierte Landesparteiobmann der Wiener FPÖ, Dominik Nepp, sagt dazu: Eine Akkordierung mit der Bundespartei sei „komplett klar“.

„Das ist ja nicht nur bei Straches Facebook-Account so, sondern auch bei Norbert Hofer, Herbert Kickl oder bei meinem. Ich habe auch 80.000 Follower, und es ist vollkommen klar, dass hier, speziell im Wahlkampf, aber auch sonst Inhalte natürlich mit der Bundespartei akkordiert werden“, sagte Nepp am Donnerstag im Ö1-„Morgenjournal“.

Auf die Frage, ob er das Gefühl habe, man müsse Strache ein wenig einbremsen, antworte Nepp mit: „Nein, er unterstützt ja auch tatkräftig die Partei mit seinen vielen Hunderttausenden Followern. Hier zieht jeder an einem Strang.“

Nepp: „Ibiza-Buch für Ermittlungen heranziehen“

Norbert Hofer hatte im ORF-„Sommergespräch“ hingegen betont, über eine Kandidatur Straches in Wien könne erst nachgedacht werden, wenn alle rechtlichen Probleme geklärt seien. Auch Nepp ist für „völlige Aufklärung“ und will erst danach die „Frage eines Comebacks neu bewerten“, wie er sagt.

Dominik Nepp
APA/Georg Hochmuth
Dominik Nepp (FPÖ) zu Heinz Christian Straches Politcomeback: Erst „völlige Aufklärung“, dann „Comeback-Frage neu bewerten“

Generell forderte Nepp, die Justiz müsse das aktuell erschienene „Ibiza“-Buch, verfasst von Journalisten der „Süddeutschen Zeitung“, für ihre Ermittlungen heranziehen. Die Begründung: „Wenn man sich das Ibiza-Buch anschaut, erscheint vieles in einem anderen Licht. Jetzt ist auch die Justiz am Zug, im laufenden Verfahren dieses Buch zum Anlass zu nehmen, um dieses Video neu zu bewerten“, so Nepp.

Für Nepp sei im Buch nun etwa klar herausgekommen, dass Strache immer wieder darauf hingewiesen habe, dass alles rechtskonform geschehen müsse. In den veröffentlichten Videopassagen sei das nicht so deutlich zu sehen. Auch die angeblichen Pläne von Strache für eine Wasserprivatisierung in Österreich sieht Nepp durch das Buch revidiert. Generell spricht sich der designierte Wiener FPÖ-Landesparteiobmann dafür aus, das volle siebenstündige Video zu veröffentlichen.

Strache steht Zimmer bei Landespartei zur Verfügung

Die Landespartei stellt dem einstigen Vizekanzler Strache derzeit auch ein Büro zur Verfügung, wie Nepp im Interview mit der apa am Donnerstag erklärte. „Er hat ein Zimmer bei uns, und dort klärt er auf“, so Nepp. Strache, der auch an der Spitze der Wiener Landesgruppe stand, verfüge zwar nicht über eine eigene Sekretärin, könne aber die Infrastruktur der Landesgruppe, also etwa Kopierer, nutzen.

In dem Büro sei auch das Interview mit dem deutschen Ableger von „Russia Today“ geführt worden – wenn auch ohne Wissen des neuen Wiener Obmanns, was diesen nicht sonderlich begeisterte: „Das war dort in diesem Zimmer, ich hab das nicht gewusst, ich hab davon aus den Medien erfahren. Die Methoden der Aufklärung bleiben ihm überlassen, aber es ist wünschenswert, wenn auch die höchsten Parteispitzen davon wissen.“

Nepp will bei Wien-Wahl als Spitzenkandidat antreten

Bei der Wien-Wahl 2020 möchte Nepp jedenfalls selbst als Spitzenkandidat ins Rennen gehen. Entscheiden werde das die Partei: „Aber ich hab immer gesagt, wenn die Partei es wünscht, stehe ich zur Verfügung. Jeder, der Parteichef ist, muss sich auch selbst als Spitzenkandidat sehen.“

Zuvor wird Nepp, der nach den „Ibiza“-Turbulenzen die Partei übernommen hat, auch noch bei einem Parteitag formal bestätigt. Wann dieser stattfinden wird, ist noch offen. Fix ist hingegen, dass die Blauen eine Untersuchungskommission zum Thema parteinahe Vereine in Wien einsetzen werden, wie Nepp bekräftigte.