Annemarie mit Bild von Johanna Dohnal
© Viennale
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Chronik

57. Viennale dreht sich schlicht um „Film“

Randständiges und Mainstreaminges gibt es bei der 57. Viennale ab 24. Oktober zu sehen. Thematisch geht es schlicht um Film, gab Festival-Chefin Eva Sangiorgi am Donnerstag einen ersten Ausblick.

Im Hauptprogramm zu sehen sein werden etwa die neuen Werke von Marco Bellocchio („Il Traditore“), den Gebrüdern Dardenne („Le Jeune Ahmed“), Lav Diaz („Ang Hupa“) oder Elia Suleiman („It Must Be Heaven“), deren Filmemacher allesamt persönlich in Wien erwartet werden. Zu sehen sind auch Festivalerfolge wie Nadav Lapids „Synonymes“ oder Pedro Costas „Vitalina Varela“ sowie Agnes Vardas letzter Film „Varda par Agnes“.

Stargäste bleiben ein Geheimnis

Welches Stars kommen, ist noch ein gut gehütetes Geheimnis – zumindest fast. Sangiorgi lüftete im Interview ein wenig den Schleier.

Auch das heimische Filmschaffen wird unter der Ägide der 41-jährigen Sangiorgi seine Auslage behalten. Jessica Hausners Cannes-Schauspielgewinner „Little Joe“ ist ebenso zu sehen wie Sabine Derflingers Politikerinnen-Biografie „Die Dohnal“ als Weltpremiere. Anja Salomonowitz’ „Dieser Film ist ein Geschenk“ über den Künstler Daniel Spoerri wird vor dem Kinostart im Dezember genauso gezeigt wie Elsa Kremsers und Levin Peters in Locarno soeben uraufgeführtes „Space Dogs“.

Monographie: Angela Schanelec *** Local Caption *** Ich war zuhause, aber, Angela Schanelec, D/SRB 2019, V’19, Monographie
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„Ich war zuhause, aber…“, Angela Schanelec

Monografien von Schanelec und Creton

Neuerungen gibt es im Bereich der Sparten, auch wenn sie die Balance zwischen historischen und zeitgenössischen Werken halte, so Sangiorgi. Unter „Monografien“ wird dem Werk einzelner Regisseure und Regisseurinnen gehuldigt, so heuer etwa der deutschen Filmemacherin Angela Schanelec. Diese ist ab November mit „Ich war zuhause, aber …“ im Kino präsent und wird für die Schau ihrer bisherigen Arbeiten persönlich in Wien erwartet.

Selbiges gilt für ihren französischen Kollegen Pierre Creton. Dessen eigenproduziertem, hochkünstlerischem Schaffen widmet man sich unter dem Titel „Die Erde bestellen, filmen“. „Es ist ein Oeuvre, das nicht von irgendwelchen Manierismen verseucht ist“, umschrieb die Viennale-Chefin Cretons Werk. Auch der Tunesier Ala Eddine Slim wird als Kinowerker an den Rändern und als Chronist des Arabischen Frühlings und seiner Auswirkungen gefeiert. Und mit der portugiesischen Regisseurin Silvia das Fadas macht man sich schließlich auf die „Suche nach Geistern und Bildern“.

Special: Filmarchiv
Porträt Louise Kolm-Fleck
Filmarchiv Austria
Louise Kolm-Fleck

Wiener Filmpionierin und Archiv-Entdeckungen

Die „Kinematografien“ indes vereinen Werke, die nach Themen geordnet sind. Geplant ist etwa eine Schiene namens „Brasilien entflammt!“, die sich mit 20 Werken dem kinematografischen Schaffen des südamerikanischen Landes widmet.

Das vergessene Werk der frühen Wiener Filmpionierin Louise Kolm-Fleck wiederum steht hinter der Sektion „Der weibliche Blick“. Und schließlich widmen sich die „Historiografien“ der Thematik des Kinos als Ort der Bewahrung und des Filmgedächtnisses, zeigen also etwa Werke, die erst kürzlich in Archiven gefunden wurden.

Zvony pre bosych (The Bells Toll for the Barefooted), Stanislav Barabas, Czechoslovakia (Slovakia), 1965
Bild: Slovensky filmovy ustav
Widerstand gegen das System in verschiedenen Stilen

Retrospektive über Partisanen

Die traditionelle Retrospektive in Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum widmet sich heuer mit rund fünfzig Filmwerken und unter dem Titel „O Partigiano!“ dem Partisanenfilm aus verschiedenen Ländern. „Es ist ein vergessenes Genre“, so Filmmuseumschef Michael Loebenstein: „Und es sind Filme, in denen man einen Nazi auch einen Nazi nennen darf.“ Erwartet wird eine Feier der Widerständigkeit und des Widerspruchs gegen Systeme, manifestiert in ganz unterschiedlichen Stilen.