Tigerjunges wird gefüttert
Daniel Zupanc
Daniel Zupanc
Chronik

Tote Tiger: Besitzerin will Entschädigung

Jene zwei Tigerjungtiere, die vor drei Wochen in einer Privatwohnung in Hainburg gefunden worden sind, sind tot. Das teilte der Tiergarten Schönbrunn mit. Die ursprüngliche Besitzerin will jetzt Entschädigung.

Die ursprüngliche Besitzerin der Raubkatzen forderte die Rückgabe der Kadaver sowie eine finanzielle Entschädigung. Nach Angaben von Anwalt Wolfgang Blaschitz handelte es sich bei der Besitzerin um eine slowakische Zoobesitzerin. Sie „hat jetzt keine Tigerbabys mehr und fragt sich natürlich, warum“, sagte der Jurist. Von wem die Frau die Entschädigung begehrt, müsse noch geprüft werden. „Es ist noch zu früh, um das abschließend beurteilen zu können.“

Klage gegen Tierschützer angekündigt

Auch jene Slowakin, in deren Privatwohnung die Raubkatzen entdeckt worden waren, ist eine Mandantin von Blaschitz. Im Namen der 34-Jährigen übte der Rechtsanwalt Kritik am Vorgehen der Tierschützer während der Abholung, wie auch der „Kurier“ (Onlineausgabe) berichtete. „Die haben mit den Tieren Selfies gemacht und ihnen den Daumen in den Mund gesteckt. Es ist nicht auszuschließen, dass das das Immunsystem nicht ausgehalten hat“, sagte Blaschitz.

Er kündigte Strafanzeigen gegen die Tierschützer an: „Ich werde dafür sorgen, dass sie zur Verantwortung gezogen werden.“ Außerdem forderte der Jurist Aufklärung über die Todesursache der jungen Raubkatzen.

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Tigerjunges wird gewogen
Daniel Zupanc
Die Jungtiere waren sehr schwach, als sie gefunden wurden
Tigerjungtiere im Heu
Daniel Zupanc
Die Augen waren wenige Tage nach der Geburt noch geschlossen
Tigerjungtiere im Heu
Daniel Zupanc
Sie wurden dem Tiergarten Schönbrunn zur Aufzucht übergeben
Tigerjunges wird vom Tierpfleger geherzt
Daniel Zupanc
Die Tierpfleger kümmerten sich rund um die Uhr um die Tiere
Tigerjunges wird gefüttert
Daniel Zupanc
Dazu gehörte auch, sie alle zwei bis drei Stunden zu füttern

In Privatwohnung gefunden – Prozess am 14. Oktober

Die Jungtiere waren Anfang August in der Wohnung der 34-jährigen Slowakin in Hainburg entdeckt worden. Eine Mitarbeiterin des Tierschutzvereins hatte ein Video und einen Hinweis erhalten, dass sich in der Wohnung Tigerjunge befinden. Die Frau, die laut ihrer Aussage in der Slowakei Tiger in einer Auffangstation betreut, gab an, sich um die Jungen gekümmert zu haben – mehr dazu in noe.ORF.at.

Die Staatsanwaltschaft Korneuburg hat gegen die Frau mittlerweile wegen eines Verstoßes gegen das Artenhandelsgesetz Strafantrag beim Landesgericht Korneuburg eingebracht. Das weitere Schicksal der Tiere – und somit auch ihr Ableben – habe darauf keine Auswirkung, teilte Friedrich Köhl, der Sprecher der Anklagebehörde, mit. Sie muss sich am 14. Oktober vor dem Landesgericht Korneuburg verantworten.

Der Frau drohen wegen des Verstoßes gegen Paragraf sieben des Artenhandelsgesetzes bis zu zwei Jahre Haft, teilte ein Gerichtssprecher am Dienstag mit. Das entsprechende Gesetz regelt die Ein- und Ausfuhr wild lebender Tierarten. Tierquälerei wurde bei der Unterbringung der Raubkatzen nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht festgestellt.

Besitzerin will Entschädigung

Die ursprüngliche Besitzerin der Tigerjungtiere will jetzt eine Entschädigung. Das hat ihr Anwalt mitgeteilt.

Tierpfleger als Ersatzeltern

Die Tiere waren erst wenige Tage alt, als sie von den Behörden gefunden wurden. Sei seien „winzig und völlig hilflos gewesen“, so der Zoo in einer Aussendung. Der Tiergarten Schönbrunn hatte sich um die Tiere gekümmert. Rund um die Uhr sorgten sich Tierpfleger und Tierärzte um die beiden, sagte Zootierarzt Thomas Voracek: „Am Anfang hat uns ihre Entwicklung noch optimistisch gestimmt. Sie haben brav getrunken und an Gewicht zugenommen.“

Die Schönbrunner Tierpfleger sprangen als Ersatzeltern ein: füttern, Bauch massieren, streicheln. „Am Wochenende ging es ihnen dann akut extrem schlecht, und sie waren leider nicht zu retten“, sagte Voracek.

„Haben sehr wenig bis keine Reserven“

„Tiere in diesem Alter haben sehr wenig bis keine Reserven“, gab der Zootierarzt zu bedenken. Das eine Junge sei am Samstag überraschend gestorben. Der Zustand des zweiten Tigers habe sich seit der Nacht auf Sonntag immer mehr verschlechtert, trotz intensiver Therapie. „Zuvor hatte er noch getrunken. Es war völlig unerwartet“, schilderte Voracek. Das Jungtier wurde schließlich eingeschläfert. Die Ursachen kann eventuell die pathologische Untersuchung klären.

Dass Schönbrunn die Jungkatzen zur Pflege vorübergehend aufgenommen hatte, war übrigens eine Ausnahme: „Normalerweise tun wir das gar nicht, aus Sicherheitsgründen für unseren Tierbestand“, erläuterte Voracek.

Vier Pfoten will Zuchtverbot in EU

„Mit dem Ableben der beiden Tigerjungen musste leider gerechnet werden“, meinte der Präsident der Tierschutzorganisation Vier Pfoten, Heli Dungler. „Sie waren schließlich viel zu früh von ihrer Mutter getrennt worden, es fehlten ihnen daher ganz wichtige Grundlagen zur Bildung eines starken Immunsystems.“

Für Dungler stellen sich vor allem Fragen zu jener slowakischen Station, von der die Tiere stammen sollen. „Es muss transparent gemacht werden, wohin letztendlich die vielen Jungtiere, die in der Tigerfarm geboren werden, eigentlich kommen.“ Oft würden in Europa gezüchtete Tiger zunächst als Touristenattraktion missbraucht, dann illegal nach Asien verbracht, wo sie für traditionelle Arzneimittel verwendet würden. Das Züchten und Handeln ist in der EU erlaubt, Vier Pfoten fordert ein Verbot.