Der Ernährungswissenschafter Andreas Schmölzer hat im Auftrag der Wiener Tafel ein Gutachten erstellt. Demnach könnte die Arbeit der Tafelorganisationen durch eine rechtliche Neuauslegung massiv vereinfacht werden. Derzeit würden potenzielle Spender von Verwaltungsvorschriften abgeschreckt. „Es ist für Unternehmer einfacher und günstiger, Lebensmittel zu entsorgen als zu spenden“, schilderte Schmölzer.
Er plädierte dafür, Spenden nicht als Teil des Lebensmittelunternehmertums, sondern als Privatangelegenheit zu betrachten. Handle es sich formell um einen Akt der Hilfeleistung, würde statt dem Lebensmittelrecht nur noch die übliche Sorgfaltspflicht gelten.
600.000 Kilogramm Lebensmittel verteilt
„Jedes dritte Lebensmittel weltweit wird für den Müll produziert“, so Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Wiener Tafel und Obfrau des Verbandes der österreichischen Tafeln. Diesen „sinnlosen Kreislauf der Verschwendung“ gelte es zu unterbrechen, so Gruber weiter.
Die Wiener Tafel wurde 1999 von vier Studenten der Sozialakademie nach Vorbild der Hamburger Tafel gegründet. Im Jahr 2018 hat die NGO nach eigenen Angaben durch die Mitarbeit von mehr als 400 Freiwilligen 600 Tonnen Lebensmittel gerettet und an Armutsgefährdete verteilt. Dadurch konnte laut Angaben des Vereins rund 20.000 von Armut betroffenen Menschen geholfen werden.
Lebensmittel von Gastronomie und Großmarkt
Die Lebensmittel stammen meist aus der Gastronomie und dem Lebensmittelhandel. Rund 200 Wiener Unternehmen sind mit dabei und helfen. Im Vorjahr baute die Hilfsorganisation ihr Lager am Großmarkt Wien, von wo ein Viertel aller Spenden kommt, aus und stellte somit so viele Lebensmittel wie noch nie seit Bestehen zur Verfügung.
Insgesamt mehr als 400 Menschen engagieren sich derzeit bei der Wiener Tafel. Sie kommen aus allen Gesellschaftsbereichen: Langzeitarbeitslose genauso wie geflüchtete Menschen. Zum Jubiläum will man jetzt Vorschläge ausarbeiten, wie die Lebensmittelverschwendung bis ins Jahr 2030 um die Hälfte verringert werden kann. Am Montagabend wird aber einmal der 20-jährige Geburtstag im Naturhistorischen Museum gefeiert: mit dabei auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen.