Lange Zeit sah es so aus, als würde in der Margaretenstraße 78 nie wieder ein Kino einziehen. Zwanzig Jahre lang war das 1911 gegründete Kinematographentheater nicht bespielt worden. Es diente dem jugoslawischen Cineastenclub als Spielstätte und sollte dann einem Supermarkt weichen.
Doch beflügelt vom langjährigen und gegen alle Wahrscheinlichkeit erzielten Erfolgs des „Filmhaus Stöbergasse“ wagte die Volkshochschule Margareten einen mutigen Schritt: sie pachtete Ende der 80er-Jahre das leerstehende, heruntergekommene Kino in der Margaretenstraße.
Hinter alten Tito-Bildern wurde ein aus den 50er-Jahren stammendes architektonisches Juwel entdeckt: „Ich glaube, es gibt kein zweites innenarchitektonisches Baudenkmal der 50er-Jahre, das in einer solchen Substanz und Geschlossenheit noch vorhanden ist. Das allein ist sicher ein Grund, es zu erhalten“, sagte Elsa Prochazka, die als Architektin sanft renovierte, damals. Wiedereröffnet wurde übrigens mit dem Film „Die Viererbande“ von Jacques Rivette.
Wiedereröffnung als modernstes Kino der Stadt
Bei der Eröffnung 1954 galt das Kino als eines der modersten Kinos in Wien – zu Zeiten des Kinobooms, als Gartenbau- und das Nonstop Kino aufsperrten. Der Glanz der 50er-Jahre ist mittlerweile vorbei. Geblieben ist eine unverwechselbare Atmosphäre.
Der im Wiedner Gebäude ebenfalls ansässige jugoslawische Cineastenclub hatte das Foyer genauso wenig verändert wie die prachtvolle Spiegeldecke. „Wir sind ganz gegen diesen Zeitgeist, wo man sagt, aus diesem großen Saal könnte man zwei oder drei Kinos machen. Wir sagen da nein, wir wollen diesen großen Saal als großen Saal erhalten“, so der damalige Direktor der VHS Stöbergasse, Walter Billek.
In den 90er-Jahren setzte sich das Filmcasino zum Ziel, von allen Wiener Programmkinos das innovativste und vielfältigste Programm anzubieten. Vom Filmcasino-Team bespielt wird seit 2018 auch das Filmhaus am Spittelberg. Es wurde 1994 vom Österreichischen Filminstitut geschaffen.