Schultafel mit Schwamm und Kreide
ORF.at/Zita Klimek
ORF.at/Zita Klimek
Politik

Positionen der Parteien: Bildung

Der Wahlkampf ist in der Intensivphase – und nicht immer stehen Inhalte im Vordergrund. Um einen Überblick zu geben, haben wir die Programme der Parteien zu unterschiedlichen Aspekten durchleuchtet – dieses Mal zum Thema Kindergärten und Schule.

In Wien gehen – aktuellste Zahlen aus dem Schuljahr 2016/17 – 235.295 Kinder zur Schule – die meisten von ihnen in allgemein bildende Pflichtschulen. Insgesamt gibt es 709 Schulen mit 10.828 Klassen. Unterrichtet werden sie dort von 26.321 Lehrerinnen und Lehrern, wobei 73,6 Prozent des Lehrpersonals weiblich sind.

Im Bildungsbereich verlaufen weiter die altbekannten Fronten zwischen den Parteien. Grundsätzliche Einigkeit herrscht diesmal darin, dass Brennpunktschulen mit besonders großen Herausforderungen mehr Geld bekommen sollen

ÖVP:

Die ÖVP hat am Donnerstag ihre Pläne in Sachen Bildung vorgelegt: Sie will die schon im letzten Regierungsprogramm vorgesehene Bildungspflicht umsetzen: Für alle, die nach neun Jahren Schule nicht die nötigen Grundfertigkeiten vor allem im Lesen, Schreiben und Rechnen aufweisen, die Schulpflicht bis zum Alter von 18 Jahren ausgedehnt werden. Analog zur Schulbuchaktion wollen die Türkisen digitale Endgeräte wie Tablets für alle Schüler ab der Neuen Mittelschule bzw. AHS-Unterstufe bereitstellen. Außerdem soll es mehr Supportpersonal an Schulen geben.

SPÖ:

Geht es nach der SPÖ, soll es für jedes Kind ab dem ersten Geburtstag einen Kindergartenplatz geben, außerdem fordert sie ein zweites kostenloses Pflicht-Kindergartenjahr. Die Schulpflicht soll nicht mehr nach neun Jahren absolviert sein, sondern erst mit einem positiven Abschluss der 8. Schulstufe, wiederholt werden darf, so oft es nötig ist.

Unterricht in der Neue Mittelschule
ORF.at/Zita Klimek
Viele Parteien sprechen sich für eine Gesamtschule aus

Eine Gesamtschule von zehn bis 14 Jahren und ein Sozialindex sollen soziale Benachteiligung verringern, an den Schulen soll neben zusätzlichen 5.000 Lehrern außerdem mehr Unterstützungspersonal angestellt werden. Bis 2025 soll jede Familie im Umkreis von 20 Kilometer eine Ganztagsschule mit kostenlosem Mittagessen und Freizeitangebot vorfinden.

FPÖ:

Im Wahlprogramm der FPÖ kommt Bildung nicht vor, auf Anfrage der APA definiert sie ihre Linie so: „Uniforme Strukturen, wie etwa die Gesamtschule“ werden von der FPÖ abgelehnt, stattdessen will sie Schulen für besonders begabte Schüler einrichten. An separaten Deutschförderklassen will die FPÖ ebenso festhalten wie an Leistungsgruppen in den Neuen Mittelschulen. Außerdem fordert sie den Erhalt von Sonderschulen, Lehrer will sie zu regelmäßigen Fortbildungen außerhalb der Unterrichtszeit verpflichten.

NEOS:

Bildung über alles stellen, heißt es von NEOS. Dementsprechend wichtiges Wahlkampfthema ist die Bildung für die Pinken. Sie wollen einheitliche Qualitätsstandards in Krippe und Kindergarten samt besserer Ausbildung der Pädagoginnen. Schulen sollen pädagogisch autonom werden, eine „Mittlere Reife“ mit 15 Jahren soll die Qualität sichern.

Außerdem sollen die Schulen autonomer handeln dürfen, also Direktoren ihr Personal selbst auswählen und frei über ihr Budget verfügen. Für Brennpunktschulen soll es Extrageld geben. Lehrerinnen und Lehrer sollen besser ausgebildet werden, dafür aber auch mehr Kompetenzen und Geld bekommen. Die Lehrpläne will NEOS entrümpeln und verstärkt auf fächerübergreifende Projekte und Themen wie Digitalisierung setzen.

Lehrer schreibt an die Tafel
ORF.at/Zita Klimek
Bildung spielt nicht in allen Wahlprogrammen eine gleich große Rolle

JETZT:

Bei der Liste JETZT ist einer der 12 Wahl-„Pläne“ der Bildung gewidmet. Unter dem Titel „Niemanden zurücklassen – Bildung für alle“ fordert sie flächendeckend Ganztagsschulen mit individueller Förderung, eine gemeinsame Schule der Fünf- bis 15-Jährigen mit einer Mittleren Reife als Abschluss, die Gleichstellung von nicht-konfessionellen und öffentlichen Schulen, die Verdoppelung der Mittel fürs Deutschlernen und ein Verbot religiöser Symbole in öffentlich geförderten Schulen.

GRÜNE:

Die Grünen wollen mehr leistbare Plätze in Krippen und Kindergärten mit einheitlicher Qualität, ein zweites Kindergartenjahr soll Pflicht, die Pädagoginnen sollen an den Unis ausgebildet und ihr Gehalt angehoben werden. Kinder von sechs bis 14 sollen eine gemeinsame Schule besuchen. Schulen sollen autonomer entscheiden dürfen, für Brennpunktschulen soll es mehr Geld geben. Inhaltlich setzen die Grünen auf „umfassende Bildung statt reinem Prüfungswissen“ – etwa mit einem verbindlichen gemeinsamen Ethikunterricht. Mehr Unterstützungspersonal soll Lehrer entlasten.