Polizisten in historischen Polizeiuniformen im Rahmen einer Parade zur Feier von „150 Jahre Wiener Polizei“
APA/Martin Meyrath
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Chronik

Wiener Polizei wird 150 Jahre

Am Samstag hat die Wiener Polizei ihr 150-jähriges Bestehen in der Rossauer Kaserne gefeiert. Bei der Feier blickten die Beamtinnen und Beamten auf die Geschichte ihrer Behörde zurück – deren Bedienstete zu Anfangszeiten noch mit dem Filzhut patrouillierten.

Eröffnet wurde der „Tag der Polizei“ um 9.30 Uhr. Der Höhepunkt folgte dann um 15 Uhr mit einer Parade in historischen Uniformen von der Schottengasse zum Rathausplatz. Die Festlichkeiten sollten an die Geschichte der Wiener Exekutive erinnern. An die Geschichte einer Behörde, die eher aus der Not geboren wurde und die von vielen Auf und Abs geprägt war.

„Die bestehende k.k. Militär-Polizeiwache entspricht nicht mehr den Anforderungen der Neuzeit“. In der Bevölkerung genieße sie keinerlei Respekt, es herrsche sogar die Auffassung, dass sie die Verbrechensbekämpfung in Teilen eher behindere als befördere. So lautete 1868 das ebenso deutliche wie ernüchternde Urteil des damaligen Sicherheitsministers. Kaiser Franz Josef I. hatte sich bei ihm nach dem Zustand der inneren Sicherheit in Wien erkundigte. Eine Publikation des Innenministeriums anlässlich des Jubiläums erinnert heute an die Geschehnisse von damals.

Nur die Intelligenten, bitte

Der Sicherheitsminister sah daher die „unabweisliche Nothwendigkeit“ die bestehende Militär-Polizeiwache abzulösen und eine neue Sicherheitswache ins Leben zu rufen. Mit der kaiserlichen Entschließung vom 2. Februar 1869 ließ der Kaiser den mahnenden Worten seines Ministers Taten folgen. In der Leopoldstadt wurde bald darauf die erste Sicherheitswacheabteilung eröffnet.

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LPD Wien
Sowohl technisch als auch zahlenmäßig hat die Wiener Polizei aufgerüstet

Um eine ähnliche Entwicklung wie jene der einstigen Militär-Polizeiwache zu verhindern, betonte ein Wiener Gemeinderat, „daß nunmehr nur intelligente, der deutschen Sprache kundige Personen in die Zivilwache aufgenommen werden sollen“. Untergebracht wurden die insgesamt 1.277 Mann in einer Kaserne in der Körnergasse in der Leopoldstadt.

Tausche Filzhut gegen Helm

Die Zahl der Beamten stieg in den nächsten Jahren beständig an. Und auch deren Ausrüstung sollte sich stetig verbessern. Nach einem Mord an zwei Polizeiagenten wurden die Filzhüte der Polizisten durch Spitzhelme ersetzt. Auch einen Revolver trugen die Beamten von nun an bei sich. Ein dunkelgrüner Waffenrock sollte zudem ein „schmuckeres und imponierenderes Aussehen“ gewährleisten.

Wer zu jener Zeit einen Notruf absetzen wollte, musste viel Geduld mitbringen. Ans Telefonnetz war die Wiener Polizei ab 1882 angeschlossen, kurz nach der Erfindung der Telefonie. Entsprechend dürftig war die Qualität der „Telekommunikation“ zwischen Polizei und Bürgerinnen und Bürgern. Vier Frauen und vier Männer sorgten dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts dafür, dass die jeweilige Verbindung zustande kam – mithilfe von 300 Klinkensteckerverbindungen.

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LPD Wien
Ab Mitte der 1950er waren die Wiener Beamten auch mit dem Auto unterwegs

Die Zwischenkriegszeit war von Unruhen und Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen politischen Orientierungen geprägt. Ausufernde Gewalt von und gegenüber von Polizisten führte regelmäßig zu Toten auf beiden Seiten. Nach dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland wurde die Sicherheitswache Teil der deutschen Schutzpolizei. Die Nationalsozialisten entledigten sich rasch einiger unliebsamer Wiener Beamter – zahlreiche Polizisten hingegen begrüßten die Machtübernahme der Nazis oder wirkten aktiv daran mit.

Bis heute wenig Frauen im Dienst

Noch unter strenger Beaufsichtigung der Besatzungsmächte nahm die Wiener Polizei nach Kriegsende 1945 ihren „regulären“ Dienst wieder auf. Als 1955 der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet wurde, fielen viele der Einschränkungen weg. Gleichzeitig erfolgte auch eine Modernisierung. Am deutlichsten wurde diese sichtbar in Form von Kraftfahrzeugen, die den Beamten von nun an zur Verfügung standen – zunächst sechs Fahrzeuge für ganz Wien. Im Jahr 1974 wurde das bis heute bestehende Polizeidirektionsgebäude am Schottenring eröffnet.

Zwar wurden bereits 1965 weibliche „provisorische Polizeiwachmänner“ ausgebildet, es dauerte jedoch bis 1991 bis Frauen ihren männlichen Kollegen gleichgestellt waren. Erst ab 1. Dezember 1991 durften auch Frauen – ehemalige „Politessen“ – in den Polizeidienst eintreten. 185 weibliche Anwärterinnen begannen in diesem Jahr in Wien ihre Ausbildung. Bis heute beträgt der Anteil Frauen im Polizeidienst österreichweit lediglich 19 Prozent.

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LPD Wien
Auch zu Wasser modernisierte sich die Ausrüstung der Polizei beständig

Mit Beginn der 2000er Jahre setzte eine Phase der Reorganisation der Wiener Einsatzkräfte ein. Die Zahl der Bezirkspolizeikommissariate und der Sicherheitswacheabteilungen wurde von 23 auf 14 reduziert. Im Jahr 2005 wurden Bundessicherheitswache, Bundesgendarmerie, Kriminalbeamtenkorps und Teile der ehemaligen Zollwache in der neuen, österreichweit einheitlichen „Bundespolizei“ zusammengeführt.

Täglich 1.200 Einsätze

Derzeit beschäftigt die Wiener Polizei in etwa 8.300 Personen, sowohl im Verwaltungsdienst als auch im exekutiven Außendienst. Hinzu kommen etwa 1.000 Anwärterinnen und Anwärter, die sich derzeit in Ausbildung befinden. Die 1,2 Millionen Notrufe, die sie pro Jahr entgegennehmen führen täglich zu 1.200 Einsätzen.

Auch wenn immer wieder Rufe nach mehr Beamtinnen und Beamten laut werden: Im europäischen Vergleich liegt die Zahl der Polizisten und Polizistinnen hierzulande überdurchschnittlich hoch, wie das Innenministerium zu Jahresanfang vermeldete. So kommen im EU-Schnitt auf 100.000 Einwohner 318 Polizistinnen und Polizisten – in Österreich sind es 333. Zum Vergleich: In Zypern sind es 573, in Ungarn gerade einmal 90. Insgesamt hat die Zahl der Exekutivbeamten in den vergangenen Jahren EU-weit abgenommen.