Quidditsch, Danube Direwolves, Donauinsel, Training, Harry Potter
Johannes Greß
Johannes Greß
Sport

Quidditch in Wien: PVC-Rohre statt Besen

Quidditch gibt es nicht nur bei Harry Potter: Am kommenden Wochenende findet schon zum dritten Mal der Danube Cup in dieser Sportart statt. Die fliegenden Besen werden durch circa ein Meter lange PVC-Rohre ersetzt.

Es ist Mittwochabend, ein paar Studentinnen und Studenten laufen über die Donauinsel. Einige von ihnen haben PVC-Rohre zwischen den Beinen, wieder andere eine Socke mit einem Tennisball in den hinteren Hosenbund geklemmt. Sie nennen sich Keeper, Chaser, Beater und Seeker. Was für Außenstehende in etwa so aussieht wie eine Art Vollkontakthandball mit eigenartiger Ausrüstung, nennt sich Quidditch – und erlebt in Österreich seit mehreren Jahren einen Boom.

Der Sport aus der „Harry Potter“-Reihe ist eine Mischung aus Handball und Rugby – mit besonderem Fokus auf Geschlechtergerechtigkeit. Bereits zum dritten Mal findet am 28. und 29. September in Atzgersdorf der Danube Cup statt, mit insgesamt 15 Teams aus fünf Nationen. Erwartet werden zwischen 200 und 250 Quidditch-Spielerinnen und Spieler.

Nur gemischte Teams

Quidditch ist inspiriert vom gleichnamigen Sport der „Harry Potter“-Reihe und ist vor allem in Studierendenkreisen äußerst beliebt. Jeden Mittwoch und Samstag trainieren die Danube Direwolves auf der Donauinsel. Sie sind neben den Vienna Vanguards bereits das zweite Wiener Quidditch-Team und eines von fünf in ganz Österreich.

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Gerne auch mal rauer: Quidditch ist ein Vollkontaktsport
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Wer den Quaffel (Volleyball) durch einen der Hoops schmeißt, erzielt für sein Team zehn Punkte
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Trainiert wird jeden Mittwoch und Samstag auf einem freien Feld auf der Donauinsel
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Vor dem eigentlichen Training absolvieren die Sportlerinnen und Sportler ein ausführliches Aufwärmprogramm
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Erst wenn der Tennisball in einer Socke am hinteren Hosenbund (Schnatz) gefangen wurde, ist das Spiel zu Ende
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Kurz vor dem Danube Cup wollen die Direwolves noch einmal alles rausholen
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Der „Besen“ muss während des Spiels zwischen den Beinen bleiben, auch während eines Wurfs
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Beim Danube Cup am 28. und 29. September warten Teams aus fünf Ländern auf die Direwolves
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Zwischen den Einheiten wird immer wieder über Taktik und Technik diskutiert – und dann nachgebessert

Anders als beim Fußball und vergleichbaren Sportarten spielen Frauen und Männer beim Quidditch immer gemischt. Die oberste Priorität: „Quidditch ist ein Mixed-Gender-Sport“, erklärt Georg Aigner, Spieler der Direwolves. Weltweit ist das so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner aller Quidditch-Teams. Dabei spielt weniger das biologische als vielmehr das soziale Geschlecht eine Rolle. Es zählt also das Geschlecht, dem sich die Person selbst zurechnet, unabhängig von biologischen Eigenschaften – „das ist einfach Bestandteil unseres Sports“, betont der 23-Jährige. Von den sieben Spielerinnen und Spielern auf dem Spielfeld dürfen maximal vier vom selben Geschlecht sein.

Besser geht immer

Wer beim Training der Direwolves nach einer verklärten „Harry Potter“-Romantik sucht, bei der über Jugenderinnerungen von einst geplaudert wird, ist hier definitiv an der falschen Adresse. Vor dem nahenden Danube Cup gleicht das Ganze eher einem Bootcamp: Sprinten, Steppen, Liegestütze, Tackling. Dazwischen gibt es immer wieder neue Anweisungen vom Trainer, der immer irgendwo noch Verbesserungsbedarf sieht. Jetzt, gegen Ende der Saison, geht es vor allem um die Taktik und darum, gewisse Spielzüge zu perfektionieren, so Aigner.

Das Spiel selbst orientiert sich – von physikalischen Einschränkungen abgesehen – stark am Original. In den letzten Jahren wurde es aber immer wieder ergänzt und überarbeitet. So wurde anfangs tatsächlich noch mit einem Besen zwischen den Beinen gespielt, erinnert sich Aigner. Mittlerweile sei man auf PVC-Rohe umgestiegen – wegen der Verletzungsgefahr. Die Quidditch-Regeln sind international standardisiert, zusammengefasst in einem mehr als 200 Seiten starken Regelwerk, herausgegeben von der International Quidditch Association (IQA).

Mindestens ein Überraschungssieg

Ein Spiel dauert im Regelfall zwischen 20 und 30 Minuten, kann aber auch mal bis zu 40 Minuten dauern – denn Schluss ist erst, wenn der Schnatz (Tennisball) gefangen wurde. Daneben gibt es auch noch einen Quaffel (Volleyball); wird dieser durch einen der drei Ringe geworfen, zählt das als Tor. Mit den drei Klatschern (Dodgeballs) können andere Gegnerinnen und Gegner abgeworfen und dadurch kurzzeitig aus dem Spiel genommen werden.

Für das Turnier am 28. und 29. September kommen neben den österreichischen Quidditch-Teams auch Mannschaften aus Frankreich, Slowenien, der Slowakei und Deutschland. Gespielt wird im Bundesleistungszentrum des Rugbyverbands in Atzgersdorf, dem Sitz von Quidditch Austria. Favoriten, erklärt Aigner, seien wohl die Stadtrivalen Vienna Vanguards. Auch das Team der deutschen Nachwuchs-Nationalmannschaft könne sich sehr gute Chancen ausrechnen, die seien wie immer ein „harter Brocken“. Seinem eigenen Team traue er aber mindestens einen Überraschungssieg zu. An der Motivation jedenfalls dürfte es nicht scheitern.