Klimademonstranten am Boden sitzend
APA/Helmut Fohringer
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Chronik

Klimablockade in Wien aufgelöst

Rund 150 Aktivisten der Umweltgruppe Extinction Rebellion haben am Montag in Wien – parallel mit anderen Städten weltweit – für den Klimaschutz demonstriert. In der Bundeshauptstadt wurde die Kreuzung beim Platz der Menschenrechte besetzt.

„Wir bleiben bis zur Auflösung“, kündigte ein Aktivist am Montagvormittag an. Die Polizei sei über die Aktion kurzfristig informiert worden. Bis auf einen kurzen Hup-Protest einiger Autofahrer verlief die Aktion auf der Kreuzung Getreidemarkt mit der Babenbergerstraße allerdings friedlich.

Per Aussendung teilte die Bewegung mit, dass entstandene Verzögerung im Verkehr ihnen zwar leidtun würden, aber die Untätigkeit der Politik ließe keine andere Wahl. 15 Minuten später gab es dann auch keinen direkten Kontakt mit dem Autoverkehr mehr, die Polizei hatte diesen zügig umgeleitet.

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Transparente auf der Straße
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Das Klima-Aktionsbündnis Extinction Rebellion bei der Demonstration in Wien
EXTINCTION REBELLION AKTION IN WIEN
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Das Bündnis ist erst seit Ende 2018 in Wien aktiv, für Montag sind Demonstrationen in 60 Städten weltweit geplant
Klimademonstranten
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Die Forderung der Demonstranten: „Klimakatastrophe und ökologischen Kollaps“ aufhalten
Junge Demonstranten mit Schild in der Hand am Boden sitzend
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Blockade auf der Straße – zahlreiche Einsatzkräfte sind im Einsatz
Klimademonstranten auf der Straße
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Mit zivilem Ungehorsam sollen die Regierungen der Welt dazu bewogen werden, den Klimanotstand auszurufen
Demonstranten auf der Straße mit einem Weltkugelball in der Luft
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Protestaktion und viel Medieninteresse beim Museumsquartier
Klimademonstranten am Boden sitzend
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Auch wenn das Wort Rebellion im Namen der Gruppe vorkommt, die Proteste sollen gewaltfrei verlaufen
Extinction-Aktion in Wien
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Ein Klimaaktivist legte sich auf den Zebrastreifen

Polizei löste Besetzung am Nachmittag auf

Am Montagnachmittag dann wurde die Klimablockade von der Polizei aufgelöst. Gegen 14.00 Uhr forderte diese per Lautsprecher dazu auf, die „nicht angezeigte Versammlung“ innerhalb von 30 Minuten zu verlassen. „Hier spricht der Behördenvertreter der Landespolizeidirektion Wien“, erschallte es aus den Lautsprechern des taktischen Kommunikationsfahrzeugs (TKF), „dies ist eine nicht angezeigte Versammlung, bitte gehen sie auseinander“, informierte zusätzlich eine grüne LED-Laufschrift.

Rund 75 Demonstranten blieben laut Polizei sitzen: Sie wurden von den Beamten weggetragen und angezeigt. 60 Personen mussten vorübergehend angehalten werden, da die Identitätsfeststellung nicht unmittelbar möglich war. 30 Personen befanden sich am Abend noch in Polizeigewahrsam.

Aktivisten klebten sich an Erdscheibe

Die „Durchsetzungsphase“ ging dann fast pünktlich auf die Minute los: Je zwei Polizisten der rund 60 Beamten, viele davon aus der Bereitschaftseinheit, schnappten sich je einen Manifestanten und trugen diesen von der auf der „Zweier Linie“ gelegenen Kreuzung Getreidemarkt mit der Babenbergerstraße weg. Dann erwartete sie noch eine Identitätsfeststellung und eine Anzeige nach dem Versammlungsgesetz.

Extinction Rebellion in Wien

Rund 150 Aktivisten blockierten mehrere Straßenzüge in Wien. Die Sitzblockaden waren nicht angemeldet. Die Polizei trug rund 40 Demonstranten weg, der Protest verlief aber friedlich.

Einige der Demonstranten erschwerten dieses Vorhaben: Sie hatten sich mit einer Hand an der Alu-Erdscheibe mit XR-Symbol auf der Rückseite mit Superkleber angeklebt. Gegen 16.00 Uhr waren auch nur noch rund fünf dieser „Angeklebten“ auf der Kreuzung, berichtete Polizeisprecher Paul Eidenberger. Die Notwendigkeit der Auflösung begründete Eidenberger mit dem „Hauptproblem“, dass eine derartige Verkehrsblockade eine Störung der öffentlichen Ordnung darstellt

Forderung: Österreich muss bis 2025 klimaneutral sein

Ein Aktivist hatte per Megafon während der Demonstration die Forderungen des Bündnisses verlautbart: „Handelt sofort“ gegen die Klimakrise und „setzt eine unabhängige Bürgerinnenversammlung ein“. Letztere solle rechtlich bindende Gesetzesvorschläge ausarbeiten, denn der Politik traue man nicht mehr.

Die Regierung müsse weiters die wissenschaftlichen Fakten öffentlichkeitswirksam vermitteln und zweitens alle Gesellschaftsbereiche mobilisieren, um Österreich bis 2025 klimaneutral zu machen, ließ das Klimabündnis am Montag auch per Aussendung wissen.

„Wir befinden uns in einer beispiellosen Notlage, weil bisher alle Regierungen die Warnungen aus der Wissenschaft ignorieren. Die Zukunft unserer Kinder ist akut bedroht, wenn nicht jetzt entschlossene Maßnahmen gesetzt werden. Bereits jetzt fallen immer mehr Ernten aus und der Borkenkäfer vernichtet die heimischen Fichtenwälder. Wir befinden uns am Beginn eines Massenaussterbens der Natur.“, erklärt ein Sprecher.

Aktivisten in „Gewaltfreiheit geschult“

Brennende Wälder, Hitze und Dürre, aussterbende Pflanzen- und Tierarten: Der „Aufstand gegen das Aussterben“, so die Übersetzung des Namens, findet zeitgleich neben Wien und Österreich auch noch in 60 anderen Städten und Ländern statt. Mit zivilem Ungehorsam und ohne Gewalt sollen die Regierungen der Welt dazu bewogen werden, den Klimanotstand auszurufen und entschieden gegen die ökologische Krise vorzugehen.

Auch wenn das Wort Rebellion im Namen der Gruppe vorkommt, Gewalt sei für die Aktivisten kein Weg, versicherte Sprecher Paul Sajovitz gegenüber Radio Wien im Vorfeld: „Unsere Protestaktionen sind immer gewaltfrei. Wir achten ganz aktiv darauf. Die Personen, die daran teilnehmen, sind in Gewaltfreiheit geschult und auch im respektvollen Umgang mit der Polizei geschult.“

Kaum Details zu geplanten Aktionen

Welche Aktionen in Wien während der gesamten Aktionswoche gewaltfrei ablaufen sollen, ist im Detail nicht bekannt. So ist die Rede von Straßenblockaden, die zahlreiche Autofahrer in Wien betreffen könnten. Es gibt dazu aber keine Auskünfte, weder zu Ort oder Zeit. Auf der Website der Aktivisten sind Veranstaltungen an jedem Tag angekündigt. Die eine oder andere Überraschung für Wienerinnen und Wiener könnte da nicht ausgeschlossen sein.

Für Donnerstag ist unter anderem ein Trauermarsch geplant, der im Gegensatz zu den anderen Veranstaltungen auch polizeilich angemeldet sei, wie die Aktivisten versichern. Dabei sollen möglichst viele, in schwarz gekleidete Menschen, begleitet von Livemusik durch die Innenstadt ziehen.

Kampf für Systemänderungen

Die Gruppe ist erst seit Ende des Vorjahres in Österreich aktiv. Sie versucht in mehr als 50 Ländern Regierungen mit zivilem Ungehorsam dazu zu bringen, die Ökokrise nicht mehr zu missachten und Systeme zu verändern, die die Lebensgrundlagen vernichten.