Chronik

Patientenverbände fürchten um Organspenden

Nach den Vorwürfen bei Lungentransplantationen am AKH haben Patientenvertreter dem Spital am Donnerstag ihr „volles Vertrauen“ ausgesprochen. Zudem befürchten sie nun einen Rückgang bei Organspenden.

Österreich habe eines der besten Gesundheitssysteme, jeder habe die Chance, ein Organ zu bekommen, betonte Angelika Widhalm, Vorsitzende des Bundesverbands Selbsthilfe Österreich (BVSHOE). Die Kooperation der europäischen Organverteilstelle Eurotransplant mit Ländern, in denen bisher nicht transplantiert wird, sei vielmehr ein großer Vorteil, hob Thomas Tost, Vorstand des Österreichischen Verbands der Herz- und Lungentransplantierten, hervor.

„Telefone laufen heiß“

Alle Patientenorganisationen der Organtransplantierten stünden hinter dieser Aussage, bekräftigte Widhalm. Das größte Problem sei nun der Verlust des Vertrauens seitens der ohnehin nicht nur körperlich, sondern auch psychisch stark belasteten Patienten, da es sich um ein besonders emotionales Thema handle. „Bei uns laufen die Telefone heiß“, schilderte Widhalm, „mit Anrufen von Betroffenen, die fragen, ob sie ein Organ bekommen“.

Die Menschen auf den Wartelisten seien durch die Anschuldigungen verunsichert, sagte Ernst Leitgeb vom BVSHOE, doch „zu über 90 Prozent bekommt jeder, der auf der Warteliste steht, ein Organ“. Zwar würden in einzelne Länder – wie auch Griechenland – mehr Organe rausgehen, insgesamt sei die Bilanz für Österreich aber „im Plus“.

Mehr Widersprüche gegen Organspenden befürchtet

Befürchtet werde zudem, dass mehr Menschen sich jetzt in das Widerspruchsregister eintragen, also einer Spende ihrer Organe widersprechen, meinte Widhalm. „Wir machen uns Sorgen um das österreichische Transplantationssystem, das eines der besten der Welt ist.“

Ein Unterschied zwischen österreichischen und ausländischen Patienten werde nicht gemacht. Es sei außerdem kein Einzelfall, dass ein Patient bereits innerhalb einiger Stunden ein Organ erhält, ergänzte Tost. Man sei aber nicht in der Position, zu richten, sagte Widhalm, es werde ein Audit folgen.

AKH will Vorwürfe prüfen

Das Wiener AKH sieht sich derzeit mit Vorwürfen wegen des Verdachts des Verstoßes gegen Regeln bei Organspenden konfrontiert. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte am 19. Oktober von einem Fall berichtet, in dem an einer griechischen Patientin binnen vier Stunden eine Lungentransplantation durchgeführt wurde, obwohl die Wartezeit auf ein Spenderorgan eigentlich Monate dauert.

Es steht der Vorwurf der Bereicherung im Raum, da Ärzte bei ausländischen Patienten weit höhere Summen einnehmen würden, als bei Österreichern. Das AKH distanzierte sich von den Anschuldigungen, will sie nun aber prüfen. Auch der kritisierte Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie, Walter Klepetko, wies die Vorwürfe zurück.