Österreichische Wörterbücher liegen auf einer Schulbank
ORF.at/Zita Klimek
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Bildung

Schulbuch-Kopien bringen Verlag in Not

Kopierte Bücher statt originale Schulbücher – das gibt es offenbar immer öfter. Die Mittel für die staatlich finanzierte Schulbuchaktion wurden seit 24 Jahren kaum erhöht. Ein kleiner Wiener Verlag fürchtet deshalb um seine Zukunft.

Lehrerinnen und Lehrer, die für ihre Klassen Schulbücher kopieren, trotz des Urheberrechts: Das soll durchaus öfter passieren, heißt es hinter vorgehaltener Hand gegenüber „Wien heute“, weil die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel nicht reichen, um alle Bücher für alle Kinder zu kaufen.

„Es ist eine schwierige Situation für alle Beteiligten“, erklärte Barbara Steinkellner von der Pädagogische Lehr- und Lernmittel Verlags GmbH in Wien. „Es wäre für uns wirtschaftlich notwendig, dass die Bücher in Klassenstärke gekauft werden.“ Man wolle jedoch nicht gegen die Lehrer vorgehen, die in einer Zwickmühle stecken würden, so Steinkellner: „Sie können ja gar nichts dafür, dass sie da hineingedrängt werden, dass sie eigentlich zu illegalen Mitteln greifen müssen.“

Problematische Kopien von Schulbüchern

Immer öfter kopieren Lehrerinnen und Lehrer für die Klasse Seiten aus den Schulbüchern. Der Grund ist offenbar Geldmangel. Kleine Verlage üben Kritik, die Stadt verlangt vom Bund mehr Budget für die Schulbücher.

Stadt fordert Erhöhung der Mittel

Seit 1972 gibt es die Gratis-Schulbuch-Aktion in Österreich. 1995 wurde jedoch eine Kostenobergrenze eingeführt, die zwar immer wieder angehoben wurde, aber weit unter der tatsächlichen Preissteigerung.
In den Volksschulen beträgt die Obergrenze derzeit 50 Euro, in der AHS-Oberstufe schließlich 170 Euro pro Schülerin und Schüler. Insgesamt kostet das den Bund 109 Millionen Euro pro Jahr.

„Es fehlt im Moment an allen Ecken und Enden. Wir haben zum Beispiel in Wien viel zu wenig Lehrpersonal“, sagt dazu der Personalvertreter der Wiener Landeslehrer Thomas Krebs, „aber auch in der Struktur fehlt es – die Schulbuchaktion, die finanziell nicht mehr das abdeckt, was wir eigentlich benötigen, ist ein weiteres Beispiel in der Sache.“ Auch Wiener Stadtregierung fordert vom Bund dringend eine Erhöhung der Mittel für die Schulbücher, die Pro-Kopf-Summen sollten an die gestiegenen Preise angepasst werden.

Von der derzeit zuständigen Familienministerin Ines Stilling heißt es dazu gegenüber „Wien heute“, dass eine Entscheidung dazu Sache der nächsten Bundesregierung sei. Eine Entscheidung über mehr Mittel müsste jedenfalls bis zum nächsten Sommer fallen, um für das nächste Schuljahr wirksam zu sein.