Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) spannt die Stoffbahn überd en Sargdeckel
APA/Helmut Fohringer
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Chronik

Hinterbliebene können Sarg selbst gestalten

Vlies zuschneiden, Stoff antackern, Holz bemalen: Das ist eine neue Form von Trauerbewältigung, die die Bestattung Wien ab sofort in Kooperation mit dem kleinen Betrieb Sargatelier anbietet.

In Ganztages-Workshops gestalten Angehörige unter professioneller Anleitung den Sarg des oder der Verstorbenen selbst. Dabei helfen sie auch bei den handwerklichen Schritten mit. „Wir merken seit Jahren einen Trend zur Individualisierung – auch bei Särgen“, sagte Bestattung-Geschäftsführer Jürgen Sild am Donnerstag bei der Präsentation des Angebots. Die Bestattung habe bisher schon ermöglicht, auf persönliche Wünsche der Trauernden einzugehen, „aber nicht auf diesem Niveau wie hier“.

„Ein Klärungsgespräch“ zu Beginn

„Am Anfang gibt es ein Klärungsgespräch“, berichtete Sargatelier-Gründerin Romana Maschek. Dabei wird über den Menschen, den man verloren hat, gesprochen – seine Hobbys, seine Vorlieben. Farben und Stoffmuster werden ausgesucht, sonstige Beigaben wie etwa Abschiedsbriefe überlegt. Dann geht es im wahrsten Sinn des Wortes an die Arbeit.

Denn der betreffende Sarg kommt sozusagen als Rohling ins Sargatelier – also beispielsweise aus unbehandelter Fichte. Wobei die letzte Ruhestätte auf Wunsch sogar in Einzelteilen geliefert und dann gemeinsam zusammengezimmert werden kann.

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Romana Maschek (Gründerin Sargatelier)  vor einem Sarg
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Sargatelier-Gründerin Romana Maschek
Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) schneidet die Polsterung für die Sarginnenseite zu
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Vlies wird für den Sarg in Form gebracht
Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) breitet eine Stoffbahn über den Sragdeckel
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Hinterbliebene schneiden Stoffe, bemalen Deckel oder nähen Abschiedsbriefe ein
Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) beim Ausmessen eines Sarges
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Bestattung verweist auf Trend zur Individualisierung
Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) schneidet auf einem Sarg eine Leiste zu
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Eintägige Workshops bei „Sargatelier“ ab 2.700 Euro
Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) breitet Stoff über einen Sarg
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Am Anfang gibt es ein „Klärungsgespräch“
Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) spannt die Stoffbahn überd en Sargdeckel
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Farben und Stoffmuster werden ausgesucht, sonstige Beigaben wie etwa Abschiedsbriefe überlegt
Jürgen Sild (Geschäftsführer der Bestattung Wien) und Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) schneiden die Polsterung für die Sarginnenseite zu
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„Wir merken seit Jahren einen Trend zur Individualisierung – auch bei Särgen“, sagte Bestattung-Geschäftsführer Jürgen Sild (l.) bei der Präsentation des Angebots
Jürgen Sild (Geschäftsführer der Bestattung Wien) und Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) im Sargatelier in Wien beim Gestalten eines Sarges vor Journalisten
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Das Interesse seitens der Journalisten war da
Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) schneidet eine Leiste auf einem Sarg zu
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Gegründet hat Maschek ihre „One-Woman-Show“, wie sie das Unternehmen nennt, im Vorjahr
Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) beim Auspolstern des Sarges
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Der Sarg kommt als Rohling ins Sargatelier – dann wird er gestaltet
Jürgen Sild (Geschäftsführer der Bestattung Wien) und Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) im Sargatelier in Wien
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„Es gibt ganz viel, wo man personalisieren kann“, erklärt Maschek
Jürgen Sild (Geschäftsführer der Bestattung Wien) und Romana Maschek (Gründerin Sargatelier) im Sargatelier in Wien
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„Natürlich fließen manchmal Tränen, aber es wird auch total viel gelacht und über das Leben des betreffenden Menschen geredet“, beschrieb Maschek die Atmosphäre

„Ganz viel, wo man personalisieren kann“

Die üblichen Arbeitsschritte in der Werkstatt an der Hetzendorfer Straße in Meidling reichen in der Regel vom Zuschnitt des Vlies – übrigens aus Schaf-Hanf-Wolle – und der Stoffe für die Einbettung über die Bemalung des Holzes bis zum Einnähen der Abschiedsbriefe in den Kopfpolster.

Der Sargdeckel selbst kann ebenfalls mit gemusterten Stoffen überzogen werden. „Wir haben auch schon die Deckelinnenseite, den ‚Himmel‘, austapeziert mit einem Lieblingsbuch oder Notenblättern“, erzählte die Chefin: „Es gibt ganz viel, wo man personalisieren kann.“ Auch das Lieblingskleidungsstück kann etwa zum Sargkissen umgearbeitet werden.

Eintägige Workshops ab 2.700 Euro

Gegründet hat Maschek ihre „One-Woman-Show“, wie sie das Unternehmen nennt, im Vorjahr. Auslöser war der Tod ihrer Eltern davor. "Da musste ich selber zum Bestatter gehen und habe festgestellt, das was dort angeboten wird, gefällt mir nicht. Es war mir zu braun, zu unpersönlich. Und dann habe ich entschieden, das selbst bei mir im Wohnzimmer zu machen.

Sarg zum Selbstgestalten

„Wien heute“ war bei der Präsentation des Sargateliers in Meidling dabei und hat mit der Betreiberin gesprochen.

Ein paar Workshops hat die Ingenieurin für Holzbau schon vor der Zusammenarbeit mit der Bestattung Wien abgehalten. „Natürlich fließen manchmal Tränen, aber es wird auch total viel gelacht und über das Leben des betreffenden Menschen geredet“, beschrieb Maschek die Atmosphäre. Die Familien, die das Angebot in Anspruch nehmen, „wollen das auch machen und gehen ganz bewusst mit ihrer Trauer um“.

Buchen kann man den Sargworkshop um rund 2.700 Euro, wobei der Preis je nach verwendeten Materialien und Sonderwünschen auch höher liegen kann. Und falls man dem Geschmack von Verwandten und Freunden nicht traut, kann man natürlich auch seinwn eigenen Sarg designen. „Das hat aber bisher noch niemand gemacht“, so Maschek.