Schwalben sitzen auf einer Stromleitung
dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
Umwelt

Auch Zugvögel reagieren auf Klimawandel

Schon ein geringer Temperaturanstieg hat große Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt, auch in der Stadt. Für überwinternde Fledermäuse sind höhere Temperaturen ein Problem, manche Vogelarten wiederum bleiben auch den Winter über in Wien.

Von Gewinnern und Verlierern unter den Tieren spricht Richard Zink, Zoologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, in Bezug auf den Klimawandel. Kommt es zu Veränderungen im Lebensraum, also wenn etwa die Temperatur ansteigt, dann gibt es Arten, die davon profitieren und eben auch Arten, die darunter leiden. So bringen die milderen Winter Probleme für Fledermäuse mit sich, die in der Stadt überwintern. Für sie verkürzt sich die Ruhephase, was sich unter anderem negativ auf ihre Fortpflanzung auswirken kann.

Wärme begünstigt verschiedene Arten

Ein Profiteur des Temperaturanstiegs dagegen ist etwa der Bienenfresser. Dieser Vogel brütet zwar nicht direkt in der Stadt, aber in Siedlungsräumen und hier sehr gerne in Weinbaugebieten. Er findet jetzt verbesserte Bedingungen vor und siedelt sich wieder stärker an. Auch verschiedene Insekten bevorzugen höhere Temperaturen, beispielsweise das Weinhähnchen. Es gehört zur Familie der Grillen. „Man hört sie überall in Wien im Sommer. Das ist schon sichtlich eine Entwicklung der Temperaturerwärmung“, sagt Zink.

TV-Hinweis

Am Dienstag, dem 12. November, widmet sich ORF 2 von 6.30 Uhr bis 2.45 Uhr insgesamt zehn Stunden lang dem Thema „Unser Klima – Unsere Zukunft“. Mehr dazu in tv.ORF.at.

Dass schon kleine Veränderungen große Auswirkungen haben, zeigt ein weiteres Beispiel, das der Zoologe nennt: Unter höhlenbewohnenden Tierarten, wie dem Siebenschläfer, einigen Vogelarten oder der Fledermaus, gibt es ein komplexes Zusammenspiel, wann eine Höhle von welchen Tieren genutzt wird. Wenn nun etwa die Siebenschläfer durch höhere Temperaturen früher aus dem Winterschlaf erwachen, dann gerät das komplexe Konstrukt ins Wanken, denn die Siebenschläfer können die Eier oder Jungvögel fressen.

Fledermäuse hängen von der Decke
dpa/Patrick Pleul
Die Winterruhe für Fledermäuse wird durch mildere Winter verkürzt.

Schwalben kommen früher

Beobachtungen zeigen auch, dass einige Vogelarten, die früher im Herbst in wärmere Gebiete gezogen sind, immer stärker dazu tendieren, den Winter in Österreich zu verbringen – gerne in der Stadt. Dazu gehören die Bachstelze, der Zilpzalp, der Hausrotschwanz oder die Mönchsgrasmücke. Die Schwalben wiederum kommen früher aus ihren Winterquartieren zurück, wenn die Temperatur höher ist. Schon ein Grad mehr lässt sie ein bis zwei Tage früher ankommen.

„Pflanzen reagieren auf Veränderungen im Klima ähnlich wie Messinstrumente,“ sagt Helfried Scheifinger von der Zentralanstalt für Metereologie und Geodynamik (ZAMG). Er beschäftigt sich mit dem Jahreslauf von Pflanzen und Tieren: Beobachtungen zur Blüte und zur Laubverfärbung von Pflanzen oder zum Vogelzug werden festgehalten, in eine Datenbank aufgenommen und ausgewertet. Die Daten, die dabei gewonnen werden, sind eine zusätzliche Informationsquelle für die klimatischen Entwicklungen.

Blühende Forsythien in einem Park
dpa/Frank May
Durch die Temperaturerwärmung hat sich der Frühling nach vorne verschoben, mit ihm die Forsythienblüte.

So hat sich der Frühling mittlerweile, bedingt durch das Ansteigen der Temperatur, um zehn bis vierzehn Tage nach vorne verschoben. Das ändert auch den Jahreszyklus der Pflanzen. Sie treiben früher aus und bekommen früher Früchte. Generell hat sich die Vegetationsperiode in den vergangenen 30 Jahren um zwei Wochen verlängert, auch durch eine Verschiebung im Herbst. Diese fällt mit zwei bis drei Tagen allerdings nicht so gravierend aus wie jene im Frühling.

Bevölkerung kann mitforschen

Sowohl in die Forschung an der ZAMG als auch in die Forschungsarbeit von Richard Zink können sich Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner direkt einbringen. So können sie ihre Naturbeobachtungen über die App „Naturkalender ZAMG“ eintragen. Die Daten werden über GPS verortet und in einer Datenbank gesammelt.

Die Internetplattform Stadtwildtiere.at wiederum bietet der Bevölkerung die Möglichkeit, Wildtierbeobachtungen mitzuteilen. So werden wichtige Informationen gesammelt, um Veränderungen, wie jene durch den Klimawandel, zu dokumentieren und dann untersuchen zu können.