Kerstin, Fred Donaldson (Gründer der Initiative/Original Play), Sonja Mille (Lebensberaterin), Klaus Seits (Spielleiter) und Robin Rieß (Sonderschullehrer)
APA/HERBERT PFARRHOFER
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Chronik

Original Play verteidigt sich und Methode

Vor rund drei Wochen sind in Österreich erste kritische Berichte über Original Play (Ursprüngliches Spiel) veröffentlicht worden. Jetzt hat sich der Verein in Wien an die Öffentlichkeit gewandt und mehrfach betont, dass es in Österreich keine Beschwerden gegeben habe.

Fred Donaldson, der Gründer des Vereins, und Vorstandsmitglieder legten das Wesen des Vereins sowie ihre Methodik dar, schilderten, wie sie selbst zu dem Verein gekommen sind. Ihrer Aufforderung an die anwesenden Journalisten, Spielmethoden gemeinsam auszuprobieren, kam allerdings niemand nach. Einer der Hauptkritikpunkte von Experten ist, dass Fremde mit den Kindern Körperkontakt suchen und so Grenzen überschritten würden.

Das ließ Vereinsvorstand Robin Riess aber nicht gelten. Diese Kritik würden nur Pädagogen und Psychologen, „die noch nicht dabei waren und es noch nicht erlebt haben“ äußern. Es sei problematisch, dies aus der „Ferne“ zu betrachten. Viele Menschen würden nicht verstehen, „worum es geht“, dadurch trete „Angst hervor“. Diese sei aber „ganz unbegründet. Das Unwissen vergeht, sobald man in der Situation dabei ist“, sagte Riess.

Experten vermissen wissenschaftliche Basis

Experten bemängeln aber, dass Original Play wissenschaftlich nicht fundiert ist. Laut dem Bayrischen Familienministerium fehlt Original Play „jedwede wissenschaftliche Grundlage“. Seine Methode sei sehr wohl erforscht, widersprach Donaldson und legte ein Magazin aus dem Jahr 1976 vor. Mehr Forschung würde „unglaublich viel Geld kosten“, dieses habe der Verein nicht. Er selbst habe aber 46 Jahre Forschung betrieben und diese in Magazinen und Büchern veröffentlicht: „Mir war es wichtiger, mit Kindern zu spielen und die Ergebnisse im realen Leben zu sehen, als in wissenschaftlichen Publikationen.“

Fred Donaldson, Gründer der Initiative Original Play
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Fred Donaldson, Original-Play-Gründer

Der Amerikaner Donaldson will seine Methode vor 46 Jahren entwickelt haben, indem er Kinder beim Spielen beobachtete. Ein Vierjähriger habe ihm dabei geholfen und ihm vermittelt, dass beim Spielen alle gleich seien. Original Play sei „ein Geschenk der Schöpfung an alles Leben“ und „universell“, außerdem „dekategorisiere es Menschen“ und ersetze „Angst mit Liebe“, sagte der selbst ernannte Spielexperte.

Verein will weitermachen

Der Verein betonte, dass es aus sämtlichen Einrichtungen in Österreich, in denen man tätig gewesen sei, nur positive Rückmeldungen gegeben habe. Teilweise wurden diese auch vorgelesen. Trotz aller Kritik wolle man weitermachen und Gespräche mit dem Bildungsministerium und den Bildungsdirektionen führen. Zudem kündigte der Verein an, seine Richtlinien überarbeiten und ein umfassendes Kinderschutzkonzept erarbeiten zu wollen.

Quasi zur Hervorhebung dieser Absicht positionierte der Verein auf seiner Homepage auch ein Banner mit einem Text, in dem er sich von Missbrauch und Gewalt distanziert: „Wir verurteilen jede Form von Missbrauch und Gewalt und verstehen, dass es dafür Null-Toleranz geben darf. Seien Sie versichert, dass unser erstes Interesse immer dem Schutz der Kinder gilt! Original Play ist eine Methode, die Kinder stärken soll. Auch wenn in Österreich kein Fall von Übergriffen oder Missbrauch bekannt ist, nehmen wir die aktuellen Vorwürfe und Diskussionen sehr ernst.“

Keine Aktivität in Österreich mehr

De facto gibt es aktuell keinerlei Angebot mehr von Original Play in Österreich. Bildungsministerin Iris Rauskala untersagte bereits vergangene Woche den in ihre Zuständigkeit fallenden Bundesschulen den Einsatz des Vereins und riet anderen pädagogischen Einrichtungen in einem Erlass „dringend“ davon ab. Explizit verboten wurden Tätigkeiten des Vereins in Niederösterreich. Auch das Wiener Rathaus empfahl allen Einrichtungen die Einstellung, die Volksanwaltschaft leitete ein Prüfverfahren ein. Alle angesprochenen Stellen betonten gegenüber der APA, es habe keinerlei Kontakt oder Austausch mit Original Play gegeben.