Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Erfolgsgeschichte des deutschen Tischlermeisters Michael Thonet, der Mitte des 19. Jahrhunderts von Boppard am Rhein nach Wien aufbrach. In Österreich perfektionierte und patentierte er die von ihm entwickelte Bugholztechnik, was ihm zu einem der größten Möbelimperien des 19. Jahrhunderts verhelfen sollte.
"Das 200-Jahr-Jubiläum des Unternehmens stellt natürlich einen willkommenen Anlass dar, schließlich gibt es kaum ein Thema, das Designschaffende so fasziniert hat, wie das Biegen von Holz“, erklärte Christoph Thun-Hohenstein, Generaldirektor des MAK.
Ausstellung in Fließband-Ästhetik
In der Ausstellung geht es aber nicht nur um Thonetmöbel, sondern vielmehr um die Geschichte modernen Möbeldesigns. Die Thonet-Möbel sind in der chronologisch angelegten Ausstellung in die technologische, typologische, ästhetische und historische Entwicklung des Möbeldesigns eingebettet. Dabei werden in dem weitläufigen Ausstellungsraum stets zwei bis vier Objekte zueinander in Beziehung gesetzt, wodurch ein Einblick in materialtechnologische Entwicklungen, Parallelen und äußere Ähnlichkeiten gegeben werden soll.
Kurze Hintergrund-Informationen leisten bei der Interpretation Unterstützung. „Meistens ist es aber gar nicht nötig, den beigefügten Text zu lesen, um den Zusammenhang zu erkennen“, meinte Ausstellungskurator Sebastian Hackenschmidt. Die knapp 240 Exponate sind passend zu den ausgestellten Bugholzmöbeln in geschwungener Form in der Ausstellungshalle arrangiert. Wie auf einem Laufband begibt man sich von einem Objekt zum nächsten: "Wir wollten eine gewisse Fließbandästhetik schaffen. Schließlich ist die Fabrik, das, was das Thonet-Imperium ermöglicht und begründet hat.“
Model Nr. 14 millionenfach verkauft
Zu sehen sind vorwiegend Sitzmöbel. Diese trugen maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg der Gebrüder Thonet bei. So gilt das ab 1859 produzierte und weltweit millionenfach verkaufte Modell Nr. 14 als der Inbegriff des Kaffeehaussessels. Ermöglicht wurde der wirtschaftliche Erfolg durch einen billigen Preis und die einfache Art, die Thonet-Möbel zu verschicken und anschließend mit wenigen Handgriffen zusammenzubauen. Abseits der Sessel finden sich jedoch auch Tische, Liegen, Schlafsofas, Bänke oder auch Hocker in der Ausstellung.
Ausstellungshinweis:
„Bugholz, vielschichtig. Thonet und das moderne Möbeldesign“: 18. Dezember 2019 bis 13. April 2020, MAK, Stubenring 5, 1010 Wien. Di 10.00 bis 22.00 Uhr, Mi – So 10.00 bis 18.00 Uhr
„Diese Ausstellung wird in dieser Form weltweit nie wieder zu sehen sein. Hier wurden Objekte aus verschiedenen Sammlungen zusammengetragen. Dass wir all diese Stücke erhalten haben, ist dem Renommee des MAK geschuldet“, betonte der Gastkurator der Ausstellung und „Thonetologe“, Wolfgang Thillmann. Ein Großteil der Exponate stammt aus der Sammlung des MAK. Rund ein Viertel wurde jedoch von den Unternehmen Thonet Frankenberg, TON und den Gebrüdern Thonet Vienna zur Verfügung gestellt. Zusätzlich stützt sich die Ausstellung auf museale und private Leihgaben.
240 Exponate für 200 Jahre
Die Ausstellung mit dem Titel "Bugholz, vielschichtig“ stellt die Erfolgsgeschichte des Tischlermeisters Michael Thonet weiteren ästhetisch und historisch prägenden Exponaten gegenüber. Das 200-Jahr-Jubiläum diente dem Museum für angewandte Kunst (MAK) zum Anlass, den für die Moderne stilistisch bedeutsamen Einrichtungsstücken eine Ausstellung zu widmen. Bis 13. April 2020 werden knapp 240 zeitlich vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart reichende Exponate gezeigt – mehr dazu in oe1.ORF.at.