Chronik

Asylwerber offenbar auf Straße erfroren

In Wien ist ein irakischer Asylwerber am 18. Dezember tot aufgefunden worden, wie erst jetzt bekanntgeworden ist. Der zeitweise auf der Straße lebende Mann dürfte an Unterkühlung gestorben sein, hieß es in einem Bericht der Gratiszeitung „Heute“.

Polizei und Rettung bestätigen den Todesfall grundsätzlich, derzeit laufen jedoch noch Ermittlungen. Man gehe davon aus, dass der Mann ohne Fremdeinwirkung gestorben sei, so ein Sprecher der Wiener Polizei. Es spreche sehr viel für ein „Unfallgeschehen“, die Todesursache sei aber noch nicht endgültig geklärt.

Mann soll Unterkunft immer wieder verlassen haben

Laut „Heute“ dürfte der 38-Jährige auf die Entscheidung seines Asylantrags in zweiter Instanz gewartet haben. Der Betroffene soll die Flüchtlingsunterkunft, in der er lebte, immer wieder auf eigenen Wunsch verlassen haben, da es dort so gut wie keine Privatsphäre gegeben habe. Er wohnte bei Freunden oder auf der Straße. Am 18. Dezember wurde der Mann auf dem Brunnenmarkt in Ottakring gefunden, eine versuchte Reanimation blieb erfolglos.

Holzbänke am Brunnenmarkt
ORF
Der Mann wurde tot am Brunnenmarkt in Ottakring aufgefunden

Der Wiener SPÖ-Gemeinderat Omar Al-Rawi, der den Fall laut eigenen Angaben publik gemacht hat, fordert nun die Behörden auf, aktiv zu werden. Er kritisierte vor allem die lange Wartezeiten auf Entscheidungen in Asylverfahren.

Asylwerber in Ottakring erfroren?

Der Mann dürfte erfroren sein, aber auch ein Unfall oder ein Verbrechen können noch nicht ausgeschlossen werden. Die Polizei ermittelt.

Seit Herbst 2.700 Anrufe beim Kältetelefon

Um Menschen auf der Straße bemüht sich seit Jahren auch die Caritas: Eine Anlaufstelle ist die Obdachloseneinrichtung Gruft, die sich unter der Barnabitenkirche in Mariahilf befindet. Dort können Menschen ohne Dach über dem Kopf kostenlos die Nacht verbringen.

Kältetelefon

Das Caritas-Kältetelefon ist in Wien unter 01/480 45 53 sieben Tage die Woche und rund um die Uhr bis zum 30. April erreichbar.

Wer Menschen, vor allem in den Abendstunden, im Freien wahrnimmt, kann unter dieser Nummer Hilfe holen.

Im abgelaufenen Jahr 2019 ist die Zahl der Übernachtungen in der Gruft leicht gestiegen. Das teilte die Caritas am Freitag mit. 22.370 Nächtigungen wurden dort im vorigen Jahr verzeichnet, 2018 waren es 22.109 gewesen. Auch die vergangenen Tage rund um Weihnachten und Neujahr seien eine Herausforderung gewesen, hieß es.

Zusätzlich gibt es auch noch die mobile Notversorgung. Mit dem „Kältebus“ suchen Sozialarbeiter Obdachlose an Ort und Stelle auf und schauen, wie sie helfen können. Beim „Canisibus“ werden die Menschen mit heißer Suppe versorgt. Die mobile Arztpraxis „Louisebus“ und das Kältetelefon (01/480 45 53) stehen ebenfalls zur Verfügung. Wer einen Menschen in den Abendstunden im Freien wahrnimmt, kann dort anrufen, um Hilfe zu organisieren. In diesem Winter wurden seit 1. November bisher mehr als 2.700 Anrufe entgegengenommen.

Wärmestube eigens für junge Obdachlose

Klaus Schwertner, der Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien, zog bei einem Pressetermin eine erste Winterbilanz: „Unsere Streetworkteams waren mit dem Kältebus auch an den Feiertagen im Einsatz, die Suppenbusse waren täglich unterwegs, und auch das Caritas-Kältetelefon war rund um die Uhr besetzt.“ Die Winternotquartiere seien voll belegt.

Die Anzahl der pfarrlichen Wärmestuben in diesem Winter ist zudem so hoch wie nie zuvor, wie betont wurde. An insgesamt 35 Standorten – um fünf mehr als noch vor einem Jahr – werde man bis zum Ende der kalten Jahreszeit voraussichtlich mehr als 10.000 Besuche zählen, vermutet die Caritas.

Erstmals gibt es heuer auch eine Wärmestube eigens für junge Obdachlose. Das ist eine immer häufiger betroffene Gruppe. Mehr als ein Drittel der Menschen, die sich wegen akuter Wohnprobleme erstmals an die Caritas wenden, ist unter 30 Jahre alt. Eine zweite Wärmestube bietet Schutz- und Rückzugsmöglichkeiten speziell für Frauen.