Musikverein bei Nacht
ORF / Florian Kobler
ORF / Florian Kobler
Kultur

150 Jahre: Großes Fest im Musikverein

Der Wiener Musikverein ist vor 150 Jahren durch Kaiser Franz Joseph eröffnet worden. Sein Goldener Saal ist wegen seiner Akustik einer der bedeutendsten Konzertsäle der Welt. Der Ringstraßenbau von Theophil Hansen hat aber noch viel mehr zu bieten.

Das vom Parlamentsarchitekten Hansen entworfene Wiener Musikvereinsgebäude wurde am 6. Jänner 1870 auf dem Areal gegenüber der Karlskirche eröffnet. Weil beim Bau auf das Geld geachtet werden musste, sind etwa die markanten Frauenskulpturen im Goldenen Saal aus Zinkguss und die aufgestellten Büsten aus Gips.

Weltweit Vorbild für Konzertsäle

Trotzdem wurde der große Goldene Saal mit seiner namensgebenden Farbe und seiner Akustik schnell zum Vorbild für Konzertsäle auf der ganzen Welt. Bekannt ist der Saal vor allem deshalb, weil er am 1. Jänner alljährlich als Kulisse des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker dient, das in rund 90 Nationen übertragen wird.

Fotostrecke mit 11 Bildern

Der Saal des Wiener Musikverein während des Neujahrskonzertes 2017
APA / Herbert Neubauer
Im Goldenen Saal des Musikvereins findet alljährlich das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker statt
Schätze des Archivs
Gesellschaft der Musikfreunde Wien
Die markanten Karyatiden im Goldenen Saal sind aus Zinkguss
Eröffnung des Musikvereins durch Kaiser Franz Josef
Gesellschaft der Musikfreunde Wien
Seltenes Bild von der Eröffnung des Musikvereins durch Kaiser Franz Joseph
Eröffnung des Musikvereins durch Kaiser Franz Josef
Gesellschaft der Musikfreunde Wien
Kaiser Franz Joseph im Goldenen Saal des Musikvereins
Schatz aus dem Archiv
Gesellschaft der Musikfreunde Wien
Theophil Hansen hat das Musikvereinsgebäude entworden. Eröffnet wurde es am 6. Jänner 1870
Der Gläserne Saal im Musikverein
ORF
Im Gläsernen Saal finden auch zahlreiche Konzerte statt
Der Steinerne Saal im Musikverein
ORF
Räumlichkeiten wie der Steinerne Saal werden aber auch für Proben verwendet
Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Ehefrau Herzogin Camilla , der Intendant des Wiener Musikvereins, Thomas Angyan, besuchen 2017 den Musikverein
APA / Hans Punz
Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Ehefrau Herzogin Camilla mit Intendant Thomas Angyan (2017)
Andreas Gabalier im Rahmen eines Konzertes der „Andreas Gabalier – MTV Unplugged“ Tour im Musikverein
APA / Hans Punz
Auch im Musikverein: Ein Konzert von Andreas Gabalier samt Band (2017)
Debütanten und Debütantinnen bei der Eröffnung des Balls der Wiener Philharmoniker 2019
APA / Georg Hochmuth
An zwei Abenden im Jahr wird der Goldene Saal zum Ballsaal – für den Techniker Cercle und den Ball der Philharmoniker
Instrumente werden durch ein Loch im Parkett gehievt um Platz auf der Tanzfläche zu schaffen im Rahmen des Balls der Wiener Philharmoniker 2018
APA / Georg Hochmuth
Instrumente werden durch ein Loch im Parkett gehievt um Platz auf der Tanzfläche zu schaffen

Geheimnisvolle Akustik und prominente Gäste

Der Saal bietet 1.700 Sitz- und 300 Stehplätze. Für den Klang sind neben der Bauweise gemäß dem Schuhschachtelprinzip auch die hängende Decke, die nicht auf den Mauern aufliegt, und das leere Geschoß unter dem Saal verantwortlich. Im kleineren Brahms-Saal, der mit Clara Schumann eröffnet wurde, finden etwa 600 Besucherinnen und Besucher Platz.

Königlicher Besuch im Wiener Musikverein

Der Intendant des Wiener Musikvereins, Thomas Angyan, erinnert sich zurück an prominente, internationale Gästen des Hauses.

Der Musikverein ist ein begehrter Auftrittsort für die bedeutendsten Orchester sowie Künstlerinnen und Künstler von A wie Anna Netrebko bis Z wie Zubin Mehta. Auch für viele prominente Gäste der Stadt zählt es zum guten Ton, den Musikverein zu besuchen. Der britische Thronfolger Prinz Charles etwa sah sich 2017 bei einem Wien-Besuch mit seiner Frau Camilla eine Probe im Musikverein an. An zwei Abenden im Jahr verwandelt sich der Goldene Saal in einen der schönsten Ballsäle – für den Techniker Cercle und den Ball der Wiener Philharmoniker.

Kaum öffentliche Subventionen

Eigentümer des Gebäudes ist nicht die öffentliche Hand, sondern die Gesellschaft der Musikfreunde. Öffentliche Subventionen machen nur rund zwei Prozent des Budgets aus. Die Ursprünge der Gesellschaft gehen auf das Jahr 1812 zurück, als sich 507 Musikfreunde bereit erklärten, einem „Dilettantenvereine“ beizutreten.

Die Beziehung zu zeitgenössischen Komponisten, von Beethoven, Schubert, Bruckner und Mahler über Webern bis hin zu Gottfried von Einem, spielte in der Geschichte der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Anton Rubinstein und Johannes Brahms zählten zu den Konzertdirektoren des Orchesters der Gesellschaft, später hatte Herbert von Karajan diese Funktion inne.

Die ersten Choraktivitäten des Musikvereins gehen auf Antonio Salieris Initiative zurück, 1858 fand die offizielle Gründung des Konzertchors statt. Der erste Chefdirigent des Wiener Singvereins war Johann von Herbeck, seit 1991 leitet Johannes Prinz den Chor.
Bald wurde wegen des wachsenden Erfolges selbst ein Saal an den Tuchlauben mit 700 Sitzplätzen zu klein. 1863 schenkte Kaiser Franz Joseph der Gesellschaft schließlich das Areal gegenüber der Karlskirche.

Konzerte für Kinder und Jugendliche

Für einen Meilenstein sorgte Langzeitintendant Thomas Angyan 2004 mit dem Bau von vier neuen Sälen unter dem bestehenden Gebäude. Sie bieten Raum für Proben, Veranstaltungen und Konzerte. Der Gläserne, der Metallene, der Steinerne und der Hölzerne Saal werden seither insbesondere für die Positionierung im Kinder- und Jugendbereich genutzt.

Vier neue Säle im Musikverein

Intendant Thomas Angyan über die von Architekt Wilhelm Holzbauer gestalteten Säle unter dem Wiener Musikverein.

Der Musikverein bietet aber auch vielen anderen Einrichtungen Obdach: So findet sich eine Werkstatt des Geigenbauers Ramsaier-Gorbach ebenso im Gebäude wie ein Klavier-Showroom von Bösendorfer, Büros der Jeunesse Musicale und der Universal Edition oder das Künstlerische Betriebsbüro der Wiener Philharmoniker und das Vereinslokal des Wiener Männergesangsvereins.

Und nicht zuletzt versteckt sich in den Katakomben die Sammlung der Musikfreunde – die bedeutendste private Einrichtung ihrer Art weltweit. Gesammelt werden Autografe wie die bekannte Beethoven-Abschrift der „Eroica“-Partitur mit der vom Komponisten ausradierten Widmung an Napoleon, aber auch Bücher, Plastiken oder Erinnerungsgegenstände wie Haarlocken und eine Wachsnachbildung von Haydns Kopf.

Probe für Jubiläumskonzert
ORF
ORF III überträgt am Dreikönigstag das Festkonzert mit Anne-Sophie Mutter und Piotr Beczala um 20.15 Uhr

Eröffnungskonzert und Tag der offenen Tür

Am Dreikönigstag erreichen die Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum des Musikvereins ihren Höhepunkt: Mit einem Festakt beging man den eigentlichen Geburtstag. Die Wiener Philharmoniker spielten gemeinsam mit dem Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde unter der Leitung von Semyon Bychkov jenes Programm, mit dem das Haus vor 150 Jahren eröffnet worden war. Beethovens „Egmont“-Ouvertüre reihte sich hier an Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, die Mozart-Arie „Konstanze, dich wiederzusehen!“ an Schuberts „Pax vobiscum“.

Anlässlich des Jubiläums lädt die Gesellschaft am 29. Februar außerdem zu einem Tag der offenen Tür. Weiters sind Sonderprogramme wie ein „Jubiläumszyklus“, ein Beethoven-, vor allem aber auch zwei Mahler-Zyklen geplant. Bereits erhältlich ist die Neujahrsmünze der Münze Österreich, die ebenfalls dem Jubiläumskind gewidmet ist.