Ein Smartphone und ein Strichcode-Leser
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Wirtschaft

Zahlen per Handy-App auf dem Vormarsch

Nicht nur international, auch in Wien ist das Bezahlen mit dem Handy immer verbreiteter: Dennoch hat Europa – etwa gegenüber Asien – Aufholbedarf. Ein Wiener Unternehmen will das jetzt ändern und ein europaweites System aufbauen.

Brot beim Bäcker kaufen und bargeldlos mit dem Handy bezahlen – das geht in Wien etwa in den Filialen der Bäckerei Felzl beim Schottentor bereits seit zwei Jahren. Die Technologie dafür kommt vom Wiener Unternehmen Bluecode. 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten im ersten Bezirk an der rechtlichen und technischen Umsetzung der Bezahlfunktion.

„Der Kunde kann durch das Vorzeigen eines einmaligen Barcodes in der App oder durch das Scannen eines QR-Codes beim Händler bezahlen“, erklärt Peter Neubauer von Bluecode im „Wien heute“-Interview. Der Händler scannt diesen Barcode dann ein und der Betrag wird vom Konto des Kunden abgebucht.

Ein Kunde einer Bäckerei hat ein Handy in der Hand
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Bei rund 1.000 Geschäften oder Hotels in Wien kann man bereits mit dem Handy bezahlen

Expansion in ganz Europa geplant

Von der EU erhielt die Finanztechnologiefirma im Oktober 2019 eine Förderung in der Höhe von zwei Millionen, um ein europaweites mobiles Bezahlsystem aufzubauen. Denn im Vergleich zu den USA oder China hat Europa noch Aufholbedarf. Nach der Expansion nach Deutschland sollen heuer weitere EU-Staaten dazukommen.

Die Technologie von Bluecode ist aber nicht die einzige Variante, mit dem Handy zu zahlen. In Österreich kann seit heuer über die amerikanischen Anbieter Apple Pay und Google Pay bezahlt werden. Diese funktionieren mittels Funktechnologie über die digitale Kredit- oder Bankomatkarte am Smartphone. Bei den chinesischen Anbietern Alipay und Wechat Pay sowie bei Bluecode aus Österreich wird im Unterschied dazu mittels Strichcode bezahlt.

Bezahlen mit dem Handy boomt

Internationale Firmen zeigen es vor, ein Wiener Unternehmen nascht jetzt mit. Immer mehr Menschen bezahlen mit dem Handy.

Vor allem für chinesische Touristen attraktiv

In Wien kann man derzeit an rund 1.000 Örtlichkeiten mit Handy bezahlen – darunter auch in Hotels, Trafiken oder dem Tiergarten Schönbrunn. Vor allem chinesische Touristen könnten so als Kunden gewonnen werden, heißt es von Innenstadt-Geschäftsleuten.

Beim Bäcker sind die Meinungen gemischt: „Die Jüngeren sehen es sehr positiv, weil es sehr praktisch ist, jeder hat sein Smartphone dabei. Bei den Älteren ist es noch ein bisschen schwierig – wenn man dann erklärt, dass sie sich vorher eine App runterladen müssen, steigen die meisten schon aus“, sagt Christina Birner von der Bäckerei Felzl.

Mehrere Smartphones mit unterschiedlichen Apps liegen nebeneinander
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In Österreich stehen derzeit mehrere Anbieter mit unterschiedlichen Technologien für das Bezahlen per App zur Verfügung

Konsumentenschützer raten zu Vorsicht

Das Handy als Geldbörse kann praktisch sein – wie sicher die Methode ist, darüber gehen die Meinungen aber auseinander. Die Entwickler sprechen von einer sehr schnellen und sicheren Lösung: „Bei Bluecode ist es so, dass der Kunde sowohl auf Händler- als auch auf Endkundenseite nie Bluecodekunde wird, sondern immer Kunde seiner Bank bleibt. Das heißt, bei uns ist der Kunde völlig anonym, wir haben auch gar keine Kundendaten“, so Neubauer von Bluecode.

Konsumentenschützer raten indes zu einem sorgsamen Umgang – auch falls ein Handy gestohlen wird. „Die Konsumenten sollten, wenn sie solche Apps einsetzen, beachten, das Handy entsprechend zu sichern – das heißt, mindestens Gesichtserkennung oder Fingerabdrucksensor zum Entsperren des Handys verwenden. Und das Telefon natürlich auch gegen aktuelle Virenbedrohungen zu schützen, um Fernzugriffe zu verhindern“, so Bernd Lausecker vom Verein für Konsumenteninformation (VKI).

Wichtig für Konsumenten zu wissen, ist auch immer, wer hinter einer Bezahlfuntion steckt: „Bei meiner Bank habe ich keine datenschutzrechtlichen Bedenken. Bei einem Zahlungsdienstleister, der irgendwo sitzt, muss man sich anschauen, mit wem mache ich meine Geschäfte? Auch das ist eine Überlegung, die man vor Installation der App durchführen sollte“, betont Lausecker.