Burgtheater in Wien
ORF.at/Carina Kainz
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Kultur

Burgtheater-Chor geht auf die Barrikaden

Am Burgtheater probt der Chor der „Bakchen“ den Aufstand gegen die Geschäftsführung. Die Schauspieler prangern schlechte Arbeitsbedingungen an, berichtet „Der Standard“. Das Burgtheater weist die Vorwürfe zurück.

Mit dem Stück „Die Bakchen“ von Euripides startete der neue Burgtheater-Direktor Martin Kusej in seine erste Amtszeit. Bei den Verträgen für die Solisten-Schauspieler ließ sich das Theater ebenso wenig lumpen wie beim Bühnenbild: Die gigantische Hydraulikapparatur kostete annähernd 350.000 Euro. Beim Chor – 15 Schauspieler und Schauspielschüler – sparte die Geschäftsführung hingegen.

Choristen als Tagelöhner

Dem „Standard“ wurde jetzt ein anonymes Schreiben zugespielt, in dem ein Chormitglied die prekären Bedingungen schildert. Als Gastschauspieler waren die Choristen demnach nur während der zweimonatigen Probezeit durchgängig angestellt. In der Zeit bekamen sie monatlich 2.250 Euro brutto. Danach gab es pro Abendvorstellung 300 Euro Bruttogage.

„Aus arbeitsrechtlicher Sicht problematisch“

Bei drei bis vier Vorstellungen im Monat ist das kein Einkommen, von dem sich leben ließe, heißt es. Die Choristen müssen daher dazuverdienen. Doch das wird, so der Vorwurf, vom Burgtheater massiv erschwert. Gastspieler müssen nämlich ihre „Priorität abgeben“. Sprich das Burgtheater entscheidet, welche Zusatzengagements angenommen werden dürfen.

Außerdem werden die Tage, an denen gespielt wird, erst alle sechs Wochen vor den Vorstellungen bekanntgegeben. Das mache eine Langzeitplanung unmöglich, klagen die Choristen. Für den Vertrauensanwalt der Interessensvertretung IG Theater, Wolfgang Renzl, ist der Vertrag „aus arbeitsrechtlicher Sicht problematisch“. Die Arbeiterkammer kommt zu einem ähnlichen Urteil.

Burgtheater sieht sich im Recht

Das Burgtheater beruft sich auf das Theaterrecht. Alle Regelungen seien mit dem Gesetz vereinbar, die Form der Beschäftigung in der Branche üblich und auch die Höhe der Bezüge angemessen. „Es gibt Stimmen, die uns im persönlichen Gespräch mitteilen, sie seien sehr zufrieden“, sagt der kaufmännische Direktor des Burgtheaters Robert Beutler.