Chinesische Touristen steigen aus Flugzeug aus
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Wirtschaft

Coronavirus: Keine Kontrollen in Wien

Wien hat 2019 erneut einen touristischen Rekord verbucht – auch wegen der Touristen aus China. Die Sitzplätze der Direktflüge haben sich auf 4.200 pro Woche verdoppelt. Spezielle Kontrollen wegen des Coronavirus soll es in Wien vorerst keine geben.

Immer mehr Chinesinnen und Chinesen wollen sich ihr eigenes Bild von der Stadt machen und das „Jahr der Ratte“ in Wien beginnen – und zwar als Individualtouristen und nicht mehr so wie früher in der Reisegruppe. Für sie gehört Wien nach Paris und London zu den beliebtesten Städtereisezielen.

Und auch für Wien wurde China nach den USA der aufkommenstärkste Fernmarkt – vor allem in der Fünf-Stern-Kategorie. „Wir haben uns über viele, viele Jahre uns sozusagen durchgerobbt in der Marktbearbeitung von der Reisegruppe zum ‚high spender‘ im individuellen Segment“, so Tourismusdirektor Norbert Kettner.

Erneut Rekorde für Wien Tourismus

Im Vorjahr wurden in Wien rund 17,6 Mio. Gästenächtigungen verzeichnet. Gäste aus China erobern Wien jetzt nicht mehr in Gruppen sondern als Individualtouristen.

Keine speziellen Kontrollen notwendig

Die Statistik zeigt, dass sich die Sitzplätze der Direktflüge verdoppelt haben – auf 4.200 pro Woche. Da kein Flug direkt aus einem Coronavirus-Gebiet kommt, braucht es für die Touristiker derzeit auch keine spezielle Kontrollen. „Ich sehe es derzeit nicht, dass es in Wien notwendig wäre“, so Kettner. Auch die Experten vom Gesundheitsministerium rechnen nicht damit, dass sich der Virus in Europa großflächig ausbreiten wird. Es gebe daher auch noch keine Kontrollen der Passagiere aus China am Flughafen Wien.

Die Chinesen sollen in Wien ungestört urlauben und einkaufen. „Wien ist die unumstrittene Shoppingmetropole in diesem Land“, so Kettner. Damit trägt China seinen großen Teil zu den vier Milliarden Euro Wertschöpfung bei, die die Touristen nach Wien bringen und zu den Hotellerie-Umsätzen, die im Vorjahr erstmals die Milliardengrenze überschritten haben.

Neuer Tourismusrekord

Im Vorjahr wurden in Wien rund 17,6 Mio. Gästenächtigungen verzeichnet. Das sind 6,8 Prozent mehr als 2018 – und damit ein neuer Rekord. Auch die Umsätze in der Hotellerie stiegen entsprechend . Erstmals könnte dabei die Marke von einer Milliarde Euro übertroffen werden.

83 Prozent der Nächtigungen im Vorjahr betrafen internationale Besucher. Aus den zehn touristisch für Wien wichtigsten Ländern stachen vor allem Italien, Frankreich und Spanien hervor – wobei letzteres sogar mit 20 Prozent Zuwachs aufwarten konnte. Starke Steigerungsraten wurden auch bei Besuchern aus Israel oder Japan vermeldet. Aus den Hauptmärkten gab es mit Großbritannien nur ein einziges Land, das ein Minus zu verbuchen hatte.

2019 wurden auch erstmals mehr als eine Million Nächtigungen von US-Amerikanern registriert. Wobei hier eine weitere Steigerung wahrscheinlich erscheint: AUA-Vorstandsmitglied Andreas Otto verwies heute etwa auf die neue Destination Boston, die heuer ins Programm genommen wird. Kettner betonte jedoch, dass auch der Anteil der Besucher, die mit dem Zug nach Wien kommen, erhöht werden soll.

Weniger, dafür größere Hotels

Die Zahl der Hotelbetriebe hat sich – trotz Boom – verringert. Waren es 439 noch 2016, sank die Zahl zuletzt auf 422. Allerdings sei das Bettenangebot insgesamt gewachsen, da die Häuser immer größer werden. Die Bettenauslastung kletterte im Vorjahr auf 61,9 Prozent (2018: 60,2 Prozent), die Zimmerauslastung lag bei rund 80 Prozent (2018: 78 Prozent).

Kettner wagte bereits einen Ausblick auf 2020. Er sprach von einer „Verschnaufpause“ auf hohem Niveau. Denn frühere Zuwächse, etwa Ende 2018, seien unter anderem auf den damals einsetzenden Wettbewerb von Low-Cost-Carriern zurückzuführen. Dieser Effekt habe sich inzwischen neutralisiert. Auch eine mögliche Konjunkturschwäche in wichtigen Quellmärkten wurde ins Treffen geführt.

Marketing stetzt auf Beethoven

Beim Marketing wird auch der Wien-Tourismus heuer auf den „Jahresregenten“ Ludwig van Beethoven setzen, der vor 250 Jahren das Licht der Welt erblickte. Generell wirbt man vor allem um wohlhabendere Reisende – und um Familien. Wobei das klassische Bild hier heuer ausgeweitet wird. In Italien wird die entsprechende Kampagne um die lesbische bzw. schwule Zielgruppe ergänzt.