Polizeipferde und Lipizzaner
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Chronik

Polizeipferde erhalten Asyl in Hofreitschule

Neun der in Wiener Neustadt ausgebildeten Polizeipferde werden ab sofort in Stallungen der Wiener Hofreitschule untergebracht. Am Sonntag fand im Weinviertel die Übergabe der ersten beiden Warmblüter an die Hofreitschule statt. Ihr endgültiges Schicksal ist noch offen.

Im Lipizzaner-Ausbildungszentrum am Heldenberg werden die Pferde ab sofort betreut. Die Polizeipferde, die ursprünglich für das von Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) geplante Projekt „Berittene Polizei“ vorgesehen waren, sollen maximal einige Monate in den Stallungen der Hofreitschule verweilen. Den Beginn machten „Joker“ und „Quanti“, die ihr neues temporäres Zuhause bezogen. Derzeit sind am Heldenberg 59 Lipizzaner untergebracht.

Die Entscheidung zur Übersiedlung von der Militärakademie Wiener Neustadt ins Weinviertel trafen laut ÖVP-Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger Innenministerium und Verteidigungsministerium gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium. „Wir haben am Heldenberg die besten Rahmenbedingungen für Pferde und auch die kostengünstigste Möglichkeit gefunden“, so die Landwirtschaftsministerin, der die Hofreitschule fachlich unterstellt ist.

Verkauf an Reiterstaffel im Ausland geplant

Laut Bernhard Treibenreif, Cobra-Direktor im Innenministerium und Polizeipferde-Hauptverantwortlicher ist bis zur Jahresmitte ein Verkauf aller Polizeipferde geplant: „Es haben über zwanzig EU-Staaten eine berittene Polizei und wir haben Anfragen von Dänemark, von deutschen Bundesländern bis nach Slowenien.“

Der gesetzlich vorgeschriebene Prozess ist vorerst allerdings, dass die Pferde allen anderen Ministerien angeboten werden müssen. Der Verkauf an Externe kann dann nach einer abgelaufenen Frist erfolgen. Wünschenswert sei, dass die Polizeipferde weiterhin im Polizeidienst verwendet werden, weil sie auch die Ausbildung in diese Richtung gestartet haben, so Treibenreif. Ziel sei es, die Pferde mindestens um den Einkaufswert oder höher zu verkaufen.

Polizeipferde und Lipizzaner
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Ab sofort stehen die Polizeipferde in den Stallungen der Hofreitschule

Polizeipferde werden von Lipizzanern getrennt

Das im November 2019 von Ex-Innenminister Wolfgang Peschorn wieder gestoppte Projekt „Berittene Polizei“ kostete laut Ergebnis einer parlamentarischen Anfrage 2,3 Millionen Euro, 116.000 Euro wurden für die Anschaffung der Pferde ausgegeben. Die zwei ungarischen Polizeipferde – ein Geschenk aus Budapest – werden demnächst wieder ins Nachbarland zurückgebracht. Ein anderes Polizeipferd wurde aufgrund gesundheitlicher Probleme wieder von der deutschen Eigentümerin zurückgenommen.

Insgesamt würde man sich durch die Unterbringung bei der Hofreitschule pro Pferd geschätzt rund 400 Euro pro Monat ersparen, heißt es vom Innenministerium. Die Polizeipferde erhalten nun auch am Heldenberg weiter Training, allerdings kein Polizeitraining mehr. Die Polizeipferde werden laut Hofreitschulen-Chefin Sonja Klima getrennt von den Lipizzanern gehalten. Zuletzt hatte sich auch das Gut Aiderbichl bereit erklärt, Pferde der „Berittenen Polizei“ zu übernehmen.