Ab dem Jahreszeugnis der zweiten Klasse müssen seit diesem Schuljahr verpflichtend Ziffernnoten vergeben werden. Beschlossen wurde das von der vergangenen ÖVP-FPÖ-Regierung. Gleichzeitig ist nun in allen Volksschuljahrgängen zusätzlich zu den Ziffernnoten eine Verbal-Beurteilung vorgesehen. In der ersten Klasse sowie im ersten Semester der zweiten Klasse Volks- und Sonderschule kann sich das – aus Eltern und Lehrern gebildete – Klassenforum für eine alternative Beurteilung anstelle von Ziffernnoten entscheiden.
„Vergleich ist in Wirklichkeit nicht gegeben“
Der Landeselternverband startete nun eine Petition gegen die Ziffernnoten-Pflicht. Damit wolle man die Bundesregierung zum Einlenken überreden, erklärte Karl Dwulit, Vorsitzender des Landeselternverbands in Wien, gegenüber „Wien heute“. Pädagoginnen und Pädagoginnen sollten wie früher eine für den Schulstandort adäquate Beurteilungsform wählen können, so Dwulit.
„Die Zahlen eins bis fünf bedeuten in jedem Schulhaus, bei jeder Lehrerin und bei jeder Schulleitung etwas anderes. Das heißt, der oft zitierte Vergleich ist in Wirklichkeit nicht gegeben“, sagte der Vorsitzende des Landeselternverbands. Zudem gebe es ein Zitat des Bildungsministers, in dem dieser sage, dass die Entscheidung für die Ziffernnoten eine rein politische und nicht faktenbasierte sei.
Czernohorszky hofft auf Änderung durch neue Koalition
Kritisch sieht die neue Notenregelung auch SPÖ-Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky. „Diese Zwangsbeglückung war laut Aussagen des jetzigen Bildungsministers der politische Wunsch des ehemaligen Koalitionspartners", so der Stadtrat. „Ich hoffe, dass sich in der neuen Konstellation auf Bundesebene vielleicht neue Mehrheiten für die Stärkung der Schulpartnerschaften finden!“
Stimmung an Volksschulen „nicht so gut“
An den Volksschulen sei die Stimmung angesichts der neuen Vorgaben des Ministeriums „nicht so gut“, berichtet der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG). „Das Ministerium glaubt, durch Standardisierung und Kontrolle Leistung erzeugen zu können, und das ist ein fataler Irrtum. In Wirklichkeit bräuchten wir mehr Autonomie und mehr Vertrauen in die Lehrerinnen und Lehrer.“
Er hätte sich für die ersten beiden Klassen komplette Autonomie bei der Entscheidung gewünscht. Dazu komme der enorme bürokratische Aufwand durch die Neuregelung, dabei seien die Volksschulen aktuell ohnehin durch die neue Schuleinschreibung und die neuen Tests für die Zuweisung zu Deutschförderklassen schon an ihrer Belastungsgrenze.
Noten als „wichtige Rückmeldung“
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hält Ziffernnoten jedoch für wichtig und schließt eine neue Diskussion auf Regierungsebene aus: „Die Ziffernnote ist so etwas wie eine Rückmeldung an Schüler und Schülerinnen, aber natürlich auch an Eltern, wie die Lernerfolge des Kindes sind. Zusätzlich gibt es eine verbale Beurteilung, die eine Ziffernnote noch einmal zusätzlich interpretiert. Ich glaube, das ist eine vernünftige Regelung.“