chronik

Haftstrafen nach Prozess um 40 Stiche

Zwei Slowaken sind in Wien wegen Mordes beziehungsweise Raubes zu Haftstrafen verurteilt worden. Die beiden Männer waren angeklagt, im Juli des Vorjahres in einem Wiener Park auf einen Obdachlosen eingestochen zu haben. Der Mann überlebte knapp.

Ein 20 Jahre alter Angeklagter wurde wegen versuchten Mordes zu acht Jahren Haft verurteilt. Der zweite Angeklagte, 36 Jahre alt, erhielt wegen Raubes zwei Jahre Haft, davon acht Monate unbedingt. Beide Urteile sind rechtskräftig. "Ich dachte, er ist tot. Er ist am Boden gelegen und sah tot aus“, sagte der jüngere Angeklagte. Er war 2018 nach Österreich gekommen und lebte hier von Gelegenheitsarbeiten, war ohne festen Unterstand. Vier bis fünf Monate vor der Tat lernte er das spätere Opfer sowie einen 36-jährigen Landsmann kennen. Beide lebten ebenfalls auf der Straße.

Am 22. Juli trafen sich die drei Männer im Marie-Ebner-Eschenbach-Park und konsumierten reichlich Alkohol. „Wir haben getrunken, getrunken, getrunken“, erinnerte sich der 20-Jährige. Gegen Mitternacht verlangten die Slowaken von ihrem Bekannten plötzlich Geld, durchsuchten ihn und begannen auf ihn einzuschlagen. Weshalb man mit einer Papierschere auf diesen einzustechen begann, konnte der 20-Jährige nicht erklären: „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe auch Drogen genommen. Ich war aggressiv.“ Den Großteil der Stiche hätte der mitangeklagte 36-Jährige getätigt, behauptete er: „Ich hab’ ihm nur in die Herzgegend gestochen. Ein Mal, vielleicht zwei Mal.“

Zweiter Angeklagte will nicht zugestochen haben

Der 36-Jährige stellte das in Abrede. Er habe das Opfer zwar festgehalten und sich nicht um den Mann gekümmert, habe aber nicht zugestochen. Die zwei Männer, denen die Anklage versuchten Mord und Raub vorwirft, waren mit einer Beute von rund zehn Euro vom Tatort geflüchtet. Ein Passant hatte um 2.40 Uhr den lebensgefährlich Verletzten gefunden und die Rettung alarmiert. Eine Notoperation rettete dem Mann das Leben. Wie Gerichtsmediziner Christian Reiter darlegte, hatte das Opfer insgesamt 40 Stiche kassiert. 37 gingen in den Oberkörper und in den Gesichtsbereich. Ein Stich eröffnete den Herzbeutel, außerdem wurde die linke Lunge verletzt.

Opfer identifizierte Täter

Auf die Spur der beiden Männer kam man, weil der ältere Verdächtige am Morgen nach der Tat mit blutverschmierter Kleidung bei der Caritas um neue Kleidung gebeten hatte. Er behauptete, er sei von Afghanen überfallen und ausgeraubt worden. Da seine Aussagen aber unglaubwürdig erschienen, wurde dem Opfer nach überstandener Operation ein Foto des 36-Jährigen vorgelegt. Der Überfallene identifizierte den Slowaken als einen von zwei Tätern und machte am 1. August erstmals Angaben zu der Attacke.

Als von der Justiz Haftbefehle gegen die beiden Verdächtigen ausgestellt wurden, hatten sich die beiden bereits ins Ausland abgesetzt. Der 20-Jährige konnte am 11. August in München, der 36-Jährige nach seiner Wiedereinreise am 16. Oktober in Wien festgenommen werden.