Lehrling in Werkstätte
ORF.at/Carina Kainz
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Politik

Wirtschaft gegen Alleingang bei Lehrlingen

Die Gratis-Ganztagesschule für Wien war ein Versprechen von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in seiner Rede am Dienstag. Er hat aber auch Lehrplätze garantiert – eine Maßnahme, die Hand in Hand mit der Wirtschaft gehen müsse, meint die Wirtschaftskammer.

Die Wirtschaftskammer spricht sich gegen eine Verschulung der Lehre aus, etwa dadurch, dass jetzt überbetriebliche Lehrwerkstätten erfunden werden. Wichtig sei, dass ein Teil der Ausbildung in den Betrieben erfolge und ein Teil in der Berufsschule, sagte Maria Smodics-Neumann von der Wirtschaftskammer. Sie erinnerte auch daran, dass es in Österreich ohnehin eine Ausbildungspflicht für alle bis zum Alter von 18 Jahren gebe. Alle, die keine Lehrstelle finden, werden durch das AMS an eine Überbetriebliche Ausbildungsstätte vermittelt und später im Idealfall wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert.

Lehrling in Werkstätte
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Es muss spannend für Jugendliche gemacht werden, ein Handwerk zu erlernen

Motivation für Betriebe und Jugendliche

Wichtig seien motivierende Faktoren für die Betriebe, damit diese Lehrlinge aufnehmen und ihr Wissen weitergeben. Da gebe es mehrere Möglichkeiten, es passiere jetzt auch sehr viel im Vergleich zu den vergangenen zehn Jahren. Die Expertin verwies etwa auf die Gleichstellung mit AHS-Maturanten bei der Ausbildungsqualität. Es sei für Eltern wichtig, eine Garantie zu haben, dass auch später noch berufliche Veränderungen möglich sind. Das müsse natürlich in die Köpfe der jungen Menschen und der Eltern, die in der Phase der Berufswahl noch massiv mithelfen würden, das Kind auf den richtigen Weg zu bringen.

Aber auch die Jugendlichen müssten motiviert werden. Es müsse spannend gemacht werden, in ein Handwerk zu gehen. Dafür ist auch die Mitarbeit der Schule wichtig. „Der Ausbildungsbauchladen ist sehr groß. Je mehr ich den kenne, desto größer ist das Gefühl, auswählen zu können“, sagte Smodics-Neumann.

„Im Paarlauf mit der Wirtschaft“

Eine mögliche tatsächliche Lehrlingsplatzgarantie des Bürgermeisters in Betrieben selbst müsse Hand in Hand mit der Wirtschaft gehen, sagte Smodics-Neumann weiter: „Dann muss man natürlich ganz ganz große Schritte auch auf die Unternehmen zugehen und es möglicherweise über Förderungen spielen, dass jene Ausbildungsbetriebe, die früher einmal ausgebildet haben und es jetzt nicht mehr tun, diesen Ausbildungsplatz wieder zur Verfügung stellen.“ Das müsse schon im Paarlauf mit der Wirtschaft passieren, damit nicht alle in einer überbetrieblichen Lehrwerkstätten landen.

Bei motivierten und geschickten jungen Menschen sind die Arbeitsplätze sicher da, ist sich die Expertin sicher. Eine Ausbildung dauert drei oder vier Jahre, ein Unternehmer müsse da sich schon auch im Vorhinein überlegen, wie er seine Aufträge mit Facharbeitern abarbeiten kann. „Da sind die Unternehmer sehr gewillt, ihres beizutragen und Lehrplätze anzubieten“, fasst Smodics-Neumann zusammen. Derzeit gibt es in Wien 2.655 Personen, die eine Lehrstelle suchen. Ihnen stehen 2.106 offene Lehrstellen gegenüber.