Schiffscontainer im Hafen Freudenau
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Chronik

CoV: Firmen klagen über Lieferprobleme

Für die österreichische Wirtschaft scheint das Corona-Virus bisher ein noch „überschaubares Problem“ zu sein, meint der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Martin Kocher. Einige Wiener Unternehmen bekommen aber Lieferschwierigkeiten zu spüren.

Selbst für den Fall, dass die Situation in Italien schlimmer werde, rechne man – Stand Samstag – mit einem Minus von maximal 400 bis 500 Mio. Euro bzw. gut 0,1 Prozent der Wirtschaftsleistung, erklärte Kocher. Vom IHS noch nicht berücksichtigt wurde allerdings die Situation in Deutschland, welche für Österreich noch bedeutender sei als jene in Italien, wie es in einer Aussendung hieß.

Das IHS hat einen aktuellen Policy-Brief veröffentlicht. Es erwartet geringere Wertschöpfungsverluste als etwa die Wirtschaftskammer oder die Industriellenvereinigung, geht daraus hervor.

Schiffscontainer im Hafen Freudenau
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Im Hafen Freudenau kommen derzeit weniger Container an

„Können Fabrik in China überhaupt nicht erreichen“

Im Hafen Freudenau kommen täglich rund 1.000 Container mit Waren aus aller Welt an. Jene aus China werden allerdings aufgrund des Coronavirus weniger. Viele Lieferungen stecken fest und auch einige chinesische Fabriken stehen still. Das trifft auch Wiener Betriebe. Das Elektroinstallationsunternehmen Csernohorsy in Liesing arbeitet für Hotels, Büros und Wohngebäude. Elektroteile „Made in China“ werden benötigt, sind teilweise aber Mangelware.

„Ganz konkret beziehen wir Leuchtioden, also LED-Produkte aus China, dort ist es sogar so, dass die Produktion eingestellt ist und wir die Fabrik überhaupt nicht erreichen, also wir bekommen da gar keine Aussagen zu Lieferzeiten“, sagt Geschäftsführer Nikolaus Csernohorszky gegenüber "Wien heute.

Lager der Firma Csernohorszky
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Elektroinstallationsfirma: „Wir bekommen da gar keine Aussagen zu Lieferzeiten“

„Lieferverzögerungen von mehreren Monaten“

Noch braucht der 300-Mitarbeiterbetrieb Lagerbestände auf. Für danach braucht es einen Plan B. „Dort, wo wir Photovoltaikanlagen errichten sind wir hauptsächlich aus Lieferungen aus China angewiesen. Auch in diesem Fall sind uns Lieferzeitverzögerungen von zumindest mehreren Monaten angekündigt worden“, sagt Csernohorszky.

Schwierig wird es, wenn dadurch Aufträge nicht mehr rechtzeitig fertiggestellt werden können. „Die Schwierigkeit ist nur, wie werden wir das in unseren Verträgen in Österreich abbilden können. Wird diese Fabrikssperre in China als höhere Gewalt anerkannt oder werden wir dann vielleicht Vertragsstrafen zahlen müssen“, so Csernohorszky.

Medizinprodukte der Firma Lohmann & Rauscher
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Firma Lohmann und Rauscher: „Bevorzugt werden unsere Bestandskunden“

Es wird nicht mehr jeder beliefert

In Auhof gibt es bei Lohmann und Rauscher schon seit Wochen eine verstärkte Nachfrage nach Medizinprodukten. „Wir haben ein Werk in China, wo wir unsere OP-Abdeckungen und OP-Mäntel produzieren es ist in der Nähe von Wuhan mit über 1.000 Mitarbeitern“, sagt Peter Pöcksteiner der Vertriebsleiter für Europa.

Corona und die Wiener Wirtschaft

Auch im Wiener Hafen kommen derzeit weniger Güter aus China an. Ein Unternehmen für Elektroinstallation braucht derzeit Reserven auf. Eine Firma mit Betrieb in China hat bereits Lieferengpässe.

Mitte März soll die Arbeit in der Fabrik wieder voll anlaufen. Die Lagerbestände würden für Monate reichen, betont das Unternehmen betont, dennoch wird nicht mehr jeder beliefert. „Bevorzugt werden unsere Bestandskunden, das sind alle österreichischen Krankenhäuser, Pflegeheime und niedergelassene Ärzte. Sollte bei uns ein Händler, der über das Internet vertreibt, anfragen, den werden wir zurzeit nicht servicieren“, so Pöcksteiner.