Zwei Fußgängerinnen von hinten
ORF.at/Carina Kainz
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Chronik

Zufriedenheit bei Fußgängern gesunken

Wer in Wien zu Fuß unterwegs ist, tut das mit zunehmend weniger Begeisterung. Das geht aus dem neuen Mobilitätsreport 2019 hervor. Besser ist die Stimmung bei den Wienerinnen und Wienern, sobald sie ein Fahrrad besteigen. Hier ist die Zufriedenheit gewachsen.

Der am Freitag veröffentlichte Mobilitätsreport ist eine kombinierte Befragung der Stadtbewohnerinnen und -bewohner zum Rad- und Fußverkehr. Der Bericht lässt vor allem beim Thema Zu-Fuß-Gehen Potenzial für Verbesserungen erkennen. Die Zufriedenheit liegt zwar weiterhin auf sehr hohem Niveau, wie in der Mobilitätsagentur betont wurde – im vergangenen Jahr ist sie aber leicht zurückgegangen.

Die Fortbewegungsart gehört in Wien definitiv zum Alltag: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Bevölkerung legen täglich Fußwege von mehr als zehn Minuten zurück. 82 Prozent der Wienerinnen und Wiener gehen gerne zu Fuß, im Jahr 2017 war der Wert noch um sechs Prozentpunkte höher.

Wunsch nach mehr Gehwegen

Als Problem gelten etwa kombinierte Verkehrsflächen. So besteht der Wunsch nach Gehwegen, die man nicht mit Fahrrädern und den auf Radwegen inzwischen ebenfalls anzutreffenden E-Scootern teilen muss. Auch längere Grünphasen bei Fußgängerampeln werden gewünscht, genauso wie mehr Sitzmöglichkeiten im öffentlichen Raum. Mit der Breite der Gehsteige sind die Wiener Spaziergänger hingegen zufrieden.

Fußgängerin auf Zebrastreifen, zwei Fahrräder stoppen
ORF.at/Christian Öser
Kombinierte Verkehrsflächen werden als Problemzone gesehen

„Insbesondere in jenen Bezirken, in denen die Bevölkerung stark wächst, muss Zu-Fuß-Gehen einfacher und angenehmer gestaltet werden. Denn ohne Anstieg beim Rad- und Fußverkehr können die Klimaziele der Stadt nicht erreicht werden“, sagte die Fußverkehrsbeauftragte Petra Jens in einer Stellungnahme.

1.500 Interviews

Der Bericht basiert auf der Auswertung von 1.500 persönlichen Interviews. Darüber hinaus wurden 950 Personen telefonisch und online befragt. Durchgeführt wurde die Studie vom Markt- und Meinungsforscher Peter Hajek im Auftrag der Wiener Mobilitätsagentur.

Radfahrer fühlen sich sicher

Beim Radfahren steige hingegen sowohl die Zufriedenheit als auch die Bereitschaft, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu nutzen, stetig, wie der Mobilitätsreport zeigt. Zwanzig Prozent der Stadtmenschen radeln mehrmals pro Woche – und sie fühlen sich dabei offenbar sicher. Im Jahr 2012 stimmten 52 Prozent der Aussage „Ich fühle mich als Radfahrende/r in Wien sicher“ zu, im Jahr 2019 waren es 76 Prozent.

„Radinfrastruktur und Bewusstseinsbildung wirken. Die hohe Zufriedenheit mit den Radfahrbedingungen ist eine Voraussetzung für mehr Radverkehr in Wien“, so Martin Blum, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Wien. „Es ist erfreulich, dass die Wienerinnen und Wiener das Zu-Fuß-Gehen und Radfahren in der Stadt positiv sehen. Darauf werden wir uns aber nicht ausruhen“, sagte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne). Sie sieht die Studie „als Auftrag, die Straßen noch sicherer und angenehmer zu gestalten“.