Albertina von außen
Albertina, Wien (Foto: Harald Eisenberger)
Albertina, Wien (Foto: Harald Eisenberger)
Kultur

Bundesmuseen setzen auf Kurzarbeit

Die Mehrheit der Bundesmuseen hat wegen des Coronavirus Kurzarbeit beantragt, oder es stehen Anträge bevor. Die Ausfälle bei den Einnahmen werden nach bisherigen Schätzungen mehrere Millionen Euro ausmachen.

Im gesamten Museumsverbund des Kunsthistorischen Museums (KHM) sind laut einer APA-Umfrage mit 1. April 387 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet, bei der Albertina sind es im gleichen Zeitraum 187. Das soll laut Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder 1,3 Mio. Euro an Einsparungen bringen. Und im Belvedere sind es laut Direktorin Stella Rollig rund 200 Betroffene. Im mumok sind es 100 Personen, und die Nationalbibliothek (ÖNB) arbeitet derzeit an einem Antrag auf Kurzarbeit für 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Im Museum für angewandte Kunst (MAK) will man – nach einem Betriebsurlaub bis 14. April – bis Ende Juni „den Großteil“ der Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Im Technischen Museum sind es um die 130. Einzig im Naturhistorischen Museum (NHM) wartet man „einstweilen“ bei der Kurzarbeit noch ab. Allgemeines Ziel aller Häuser ist dabei nach jetzigem Stand, ohne Kündigungen auszukommen.

Verluste von mehreren Millionen Euro

Dass das eine Herausforderung ist, zeigt die Höhe der prognostizierten Verluste in den einzelnen Museen, sollten sich diese bereits beziffern lassen. In der Albertina geht Direktor Schröder allein bis Ende Juni von 3,3 Mio. Euro Verlust aus: „Bei einer Wiedereröffnung im Spätsommer oder Herbst beziffern wir den Verlust auf 7,8 bis 8,5 Millionen Euro.“

Im KHM-Verbund sind es gar 14,6 Mio. Euro bis Jahresende. Beim Belvedere schätzt man die Verlustzahlen auf acht bis zwölf Mio. Euro. Beim mumok rechnet man mit 800.000 Euro, die bis Ende Juni fehlen. Im NHM erwartet Direktor Christian Köberl nach grober Schätzung alleine bis Ende Juni rund zwei Mio. Euro Einnahmeausfälle.

Aussetzung der Mieten wird geprüft

Praktisch alle Institutionen prüfen derzeit, ob die Zahlung von Miete zumindest teilweise ausgesetzt werden kann, wobei die hier zu erwartenden Einsparungen in der Gesamtperspektive als überschaubar betrachtet werden. Die Conclusio ist für die große Mehrheit der acht Kulturinstitutionen, dass der Bund als Eigentümer – zumindest temporär – die Basisabgeltung erhöhen muss, um den Häusern die Chance zu geben, die Verluste wettzumachen.

„Jetzt muss eine substanzielle Erhöhung der Basisdotierung erfolgen“, so Albertina-Chef Schröder. Laut KHM-Direktorin Sabine Haag sind bereits erste Gesprächstermine hierzu mit Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) anberaumt.

Ausstellungen verschoben

Die ersten Maßnahmen der Museen waren Verschiebungen. „Wir haben etwa unsere Beethoven-Ausstellung in den Herbst verschoben und die geplante Tizian-Schau gleich um ein Jahr in den Herbst 2021. Das sind Dinge, die wir ausgabenseitig sofort umsetzen konnten“, meinte etwa Haag. In der Albertina will man in den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren bei Ausstellungsprojekten verstärkt auf die eigene Schausammlung setzen.

Im mumok sind die für 30. April geplante Eröffnung des Ausstellungsreigens zu Andy Warhol auf Ende September und die Herbstausstellungen ins Frühjahr 2021 verschoben worden. MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein berichtet auch von einem „Abbau von Alturlaub und Zeitguthaben, insbesondere durch einen Betriebsurlaub von 30. März bis 14. April“. In der Nationalbibliothek wurden „Budgets für den Buch- und Sammlungserwerb reduziert und Investitionen gekürzt oder verschoben“, so Generaldirektorin Johanna Rachinger.