Wirtschafts-Stadtrat Peter Hanke (vorne) und Gesundheits-Stadtrat Peter Hacker im AUA-Flieger mit Schutzausrüstung.
David Bohmann / PID
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Chronik

Schutzmasken für Wien weiter gesucht

Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) ist auf dem Weltmarkt weiter auf der Suche nach Schutzmasken. Auch nach einer Lieferung aus Schanghai am Wochenende wird beim KAV ein „restriktives Vorgehen“ gelten.

Weder die derzeit stabilen Zahlen bei den Corona-Fällen, noch der Neuzugang von 400.000 OP-Masken aus China ändern an dem „restriktiven Vorgehen“ etwas, ohnehin sind die Masken nicht für die KAV-Krankenhäuser allein bestimmt. Mit dem Krisenstab der Stadt Wien wird daher am Weltmarkt weiterhin neue Schutzausrüstung gesucht.

Der KAV ist seit einigen Wochen damit beschäftigt, die knappe Schutzausrüstung für die Wiener Kranken- und Pflegewohnhäuser, Ärzte und Rettungsdienste sowie weitere Player der kritischen Infrastruktur zu besorgen. Obig genannte OP-Masken kamen am Wochenende am Flughafen Wien-Schwechat mit einer AUA-Maschine aus Shanghai an. An Bord waren insgesamt zwölf Tonnen Schutzausrüstung, neben den Masken noch 20.000 Schutzanzüge, 10.000 Gesichtsschilder und 20.000 Schutzbrillen, wie der KAV am Montag mitteilte.

Masken klinischer Güte notwendig

Mit den Masken, die nun in Supermärkten getragen werden müssen und auch dort verkauft werden, sind die Masken für den städtischen Spitalsträger nicht zu vergleichen – daher gibt es hier auch keine neue Konkurrenz. „Wir sind auf Masken klinischer Güte angewiesen“, sagte eine KAV-Sprecherin gegenüber der APA.

Diese sind von der FFP3-Schutzmaske, jener mit größten Dichtheit und Schutzwirkung, abwärts bis hin zur OP-Maske am Weltmarkt heiß umkämpft. „Das ist auch der Grund, warum der KAV mit dem Krisenstab als Käufer für alle Akteure des Wiener Gesundheitssystems auftritt“, so die Sprecherin, denn erst ab einer gewissen Menge könne man überhaupt auf einen Zuschlag hoffen. Vorherige Märkte in Großbritannien und den USA fallen aufgrund der dort herrschenden Notlage inzwischen aus, man setzt nun auf Lieferanten aus China und anderen Anbietern.

In den acht KAV-Spitälern wurde die freie Maskenentnahme bereits vor rund zwei Wochen gestoppt. Man habe zwar genug Schutzausrüstung und vor allem -masken, beteuerte man damals. Nachdem die jeweiligen Behältnisse innerhalb kürzester Zeit geleert worden seien, wurde auf das persönliche Ausgeben umgestellt.

Kritik wegen Patiententransporten

Kritik kam indes von der unabhängigen Personalvertretung KIV: In einer Aussendung am Montag hieß es, dass in einigen KAV-Häusern an Covid-19-Erkrankte ohne adäquate Schutzausrüstung transportiert worden seien, sondern nur mit Handschuhen, Plastikschürzen und OP bzw. (MNS) Masken.

Laut Aussendung des KIV würde im Intranet des KAV im Falle eines Nichtvorhandenseins einer FFP1-Maske dazu geraten, eine „OP-Maske, auch MNS (Mund-Nasen-Schutz) genannt“ zu verwenden. Dazu entgegnete eine KAV-Sprecherin, dass das Tragen von Masken unter der FFP2-Qualität nur in Bereichen vorgesehen ist, wo es zu keinem direkten Kontakt mit Covid-19-Patienten kommt.

Zwölf Tonnen von Schanghai nach Wien

An Bord des AUA-Transportflugzeugs von Schanghai nach Wien waren insgesamt 400.000 OP-Masken, 20.000 Schutzanzüge, 10.000 Gesichtsschilder und 20.000 Schutzbrillen. Das Material wird nun an Wiener Krankenhäuser, Pflegewohnhäuser, niedergelassene Ärzte, Rettungsdienste und weitere Einheiten der kritischen Infrastruktur verteilt – wobei die Verteilung nach Priorität und den aktuellen Lagerbeständen vorgenommen wird.

Bedarf ist nicht gedeckt

Die zwölf Tonnen schwere Lieferung war von der Stadt, dem Krankenanstaltenverbund und dem Landeseinsatzstab, geführt durch die Berufsrettung, organisiert worden. Man habe in den vergangenen Wochen mehrere Bestellungen aufgegeben, aber auch Rückschläge durch Handelssperren erleben müssen, sagten Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und Finanzstadtrat Peter Hanke (beide SPÖ). Umso zufriedener sei man jetzt, nachdem die erste größere Lieferung von Schutzausrüstung endlich in Wien sei.

Klar sei aber auch, dass noch mehr Schutzausrüstung, und da vor allem hochwertige Atemschutzmasken, gebraucht würden. Hacker und Hanke verwiesen dabei auf schon länger von der Regierung versprochene Ausrüstung.

1.750 bestätigte Covid-19-Fälle

Mit Stand 6. April, 10.00 Uhr, waren laut Landessanitätsdirektion Wien 1.750 Erkrankungen in der Stadt bestätigt. Die Zahl der mit dem Virus in Zusammenhang stehenden Todesfälle beträgt 44. 264 Personen sind genesen.

Nicht zuletzt der Tod eines Hausarzts in Niederösterreich machte zuletzt erneut deutlich, wie wichtig Schutzausrüstung derzeit ist. Besonders für jene, die in direktem Kontakt zu möglicherweise mit dem Coronavirus Infizierten stehen. Der Hausarzt aus Niederösterreich hatte seine Praxis bis 26. März offen gehalten. Nach einer Woche starb er am Wochenende in einem Wiener Spital an Covid-19. Die Ärztekammer nahm den Fall erneut zum Anlass, mehr Schutzausrüstung für Hausärzte zu fordern.