Das Lokal „Local“ in der Heiligenstädter Straße
ORF
ORF
Wirtschaft

Lokalszene kämpft ums Überleben

Seit Mitte März haben nun schon fast alle Handels- und Gastrounternehmen zu und damit keine oder kaum noch Einnahmen. Wirtshäuser und Restaurants dürfen Speisen zur Abholung anbieten, aber den Lokalen, Bars und Clubs geht nun langsam das Geld aus.

Leere Bühne, leere Bar, keine Gäste: Allein in der Karwoche hätten im „Local“ auf der Heiligenstädter Straße fünf Konzerte stattfinden sollen. Stattdessen steht Lokalbetreiber Christian Becker ohne Einnahmen da. „Wenn ich im April nicht schon Hilfe bekomme, ist es jetzt schon so, dass die Mahnungen eintrudeln. Alles was man stunden kann, Krankenkasse, Steuern und so weiter, habe ich schon Mitte März erledigt“, sagte Becker gegenüber „Wien heute“.

Ob er die Krise übersteht, weiß Becker erst Ende des Jahres. „Ich finde, dass Kultur eine unendlich positive Macht hat. Und momentan sind alle die auf dem Sektor tätig sind machtlos und können nur zuschauen und das ist ein Wahnsinn“, sagte der Lokalbetreiber.

Auch „Szene Wien“ hat finanzielle Sorgen

In der „Szene Wien“ in Simmering leidet man ebenfalls: Statt 500 Konzertbesuchern herrscht hier Leere. Die kurzfristigen Finanzspritzen können das Überleben nicht sichern, fürchtet der „Szene“-Geschäftsführer Martin Sobotnik. „Wichtig ist: Wie können wir die nächsten zwei, drei Jahre weiterwirtschaften, dass wir das wieder aufbauen können, was jetzt alles kaputt geht“, so Sobotnik.

Lokalszene von Coronakrise schwer getroffen

Gesund bleiben – und Abstand halten ist derzeit das Motto. Feiern – sei es Osterbesuche oder einfach Zusammenkommen und Feiern in einer Runde – mit Familie und Freunden etwa in einem Lokal, ist derzeit verboten. Das trifft natürlich auch die Bars, Clubs und Lokale schwer.

Und schon jetzt ist der Schaden groß. Für die heimische Kulturszene könnte die Zeit nach der Krise, aber auch eine Chance sein, meint Sobotnik: „Es wird der erste Bedarf sicher einmal sein, dass österreichische Bands spielen werden und Leute werden auf Konzerte gehen und sagen: Schaue ich mir halt eine österreichische Band an, die ich noch nicht gesehen habe“.

Die „Szene Wien“ in der Hauffgasse in Simmering
ORF
Die „Szene Wien“ in der Hauffgasse muss ebenfalls geschlossen bleiben

„Loftliebe“ soll Geld in Kassen spülen

Ebenfalls Stille herrscht derzeit am Lerchenfelder Gürtel. Mike Tscholl betreibt hier den Club „Loft“ und ist ist Obmann der „Gürtel Connection“. Danbei handelt es sich um einen Zusammenschluss von 14 Gürtel-Lokalen. Sie helfen sich jetzt in der Krise auch gegenseitig.

"Da ist schon ein starker Zusammenhalt. Die Gürtel-Connection ist ja dafür da, dass man sich gegenseitig hilft. Unser Motto ist immer miteinander und nicht gegeneinander. Wir sind Lokale die nebeneinander leben und gerade deshalb auch funktionieren, sagte Tscholl.

Die Hälfte der Mitarbeiter im Loft sind in Kurzarbeit, für die andere Hälfte muss er die Gehälter vorstrecken. Deshalb hofft er auf die Unterstützung der Wienerinnen und Wiener. „Wir starten am Montag mit dem Projekt Loftliebe, wo die Leute uns Liebe schenken können. Entweder mit Spenden, oder sie kaufen uns unsere Getränke ab, bevor sie ablaufen. Und es gibt auch andere Gutscheinangebote“, so Tscholl.

Würstelstand bietet Lieferservice und Bosna für Helfer

Betroffen sind auch die Würstelstände, Pizza- und Kebabbuden der Stadt, die oftmals von der Nähe zu Lokalen profitieren. Denn mit stiegendem Alkoholpegel, steigt oft auch der Appetit. Im „Wiener Würstelstand“ im achten Bezirk – eine Bude mit Retrocharme und eigenem Twitteraccount – brutzeln bereits wieder die ersten Bosna. Sie sind aber nicht für den Gassenverkauf. Denn der ist weiterhin verboten.

Wirte wollen der Coronakrise trotzen

Seit Mitte März haben nun schon fast alle Handels- und Gastrounternehmen zu und damit keine oder kaum noch Einnahmen. Vor allem Wirtshäuser, Restaurants und Bars sind wohl auch noch länger gezwungen, auf andere und neue Wege Geld zu verdienen.

Über das Internet kann man Würstel für die Helferinnen und Helfer der Krise – also Gesundheitspersonal oder Supermarktangestellte – spenden, und so gleichzeitig den Würstelstand unterstützen. Mit dem eingenommenen Geld will es Besitzer Mike Lanner schaffen, alle Studierenden, die am Würstelstand geringfügig angestellt sind, auch während die Krise zu behalten.

„Wir haben plus, minus 10.000 Euro an Ausgaben. Der Löwenanteil ist für Lohn und Lohnnebenkosten von unseren 13 geringfügig Beschäftigten. Die fallen nicht in den Kurzarbeitsrettungsschirm“, sagte Lanner gegenüber der „ZiB2“. Der Würstelstand bietet jetzt auch einen Lieferservice, der vorerst auf den achten Bezirk beschränkt ist – ein weiterer Baustein um durch die Coronavirus-Krise zu kommen.