Wenisch leitet die Infektionsabteilung am Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital. Das Spital ist eines der Zentren in Wien für die Behandlung von Covid-19-Patientinnen und Patienten. Österreich stehe momentan international verglichen „gut da“, sagte der Arzt, „Wien steht brillant da“. Aber er mahnte sofort ein, die bisherigen Erfolge „nicht zu versemmeln“. Das physische Distanzieren sei derzeit der Schlüssel zum Erfolg. „Wenn wir den gefährden, würden wir die Fallzahl erhöhen und dann kommen wir in problematische Situationen rein.“
Doch schon ohne solche Situationen werden seiner Meinung nach die Folgen der Pandemie noch lange zu spüren sein: „Einen normalen Alltag gibt es erst nach Covid. Das wird frühestens im 2022er, 2023er-Jahr sein, wenn die Impfung da ist. Alles andere wäre verfrüht zu sagen.“ Die Pandemie sei erst vorbei, wenn es eine Impfung gibt. "Es sollen ja sieben Milliarden Menschen so eine Impfung bekommen. Da sehe ich ein großes Sicherheitsthema, und alles, was gescheit geprüft wird, das dauert“, sagte Wenisch.
Hoffnung auf Medikament Remdesivir
Eine große Hoffnung sei das Mittel Remdesivir. Das Medikament des US-Pharmakonzerns Gilead Science zeigt Medienberichten zufolge Erfolge bei der Behandlung von schwer erkrankten Covid-19-Patienten. Die Ergebnisse der noch laufenden Studie sollen im Mai oder Juni vorliegen. Dann wird man laut Wenisch sehen, „ob es das verspricht, was wir hoffen“.
„Nicht-Covid-Patienten sofort behandeln“
Kritisch sieht Wenisch, dass in Spitälern Behandlungen an Patienten mit Nicht-Covid-Erkrankungen zurückgestellt wurden. „Das muss man akut beenden. Man darf keinen Menschen wegen seiner Krankheit diskriminieren. Das muss aufhören, rasch“, hielt der Infektiologe fest. Derzeit arbeiten die Krankenhäuser aber ohnehin daran, verschobene Eingriffe nachzuholen und schrittweise in den Normalbetrieb zurückzukehren.
„Doofes Covid-19 darf Zukunft nicht rauben“
Das Kaiser-Franz-Josef-Spital ist eines der Zentren für die Behandlung von Covid-19-Erkrankten in Österreich. Als „Covid-Spital“ kämpfe die Belegschaft freilich auch privat mit den Auswirkungen der Krise. Dass Kinder nicht in die Schule können, stifte laut Wenisch Unruhe. Der Wunsch des fünffachen Vaters an die Politik: Eine Summer-School. „Damit die Kinder in den Ferien eine Ausbildung haben, die man ihnen jetzt genommen hat.“ Es gelte, für Kinder eine Situation herzustellen, „die ihnen jetzt nicht die Zukunft raubt wegen der doofen Covid-19-Geschichte“.