Hände waschen
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Gesundheit

Richtige Hygiene weiter wichtig

Infizierte, Tote, Genesene: Täglich werden Zahlen zur Corona-Pandemie veröffentlicht. Wie stark sie schwanken, hängt auch vom Verhalten der Menschen ab. Wichtig dabei ist richtige Hygiene, Bananen müssen aber nicht gewaschen werden.

2.278 Infektionen mit dem Coronavirus sind laut Landessanitätsdirektion in Wien bestätigt. Mit Stand Mittwoch, 8.00 Uhr, gibt es 104 Todesfälle, die im Zusammenhang mit dem Virus stehen. 1.677 Menschen sind wieder genesen. In den nächsten Wochen werden Einschränkungen gelockert, können Restaurants und Gottesdienste besucht werden, werden öffentliche Verkehrsmittel wieder mehr benutzt, kurz gesagt, das Leben etwas mehr wieder in Richtung Normalität gerückt. Eine Normalität, die mit Maßnahmen wie sorgfältiger Hygiene und dem Tragen von Masken geschützt werden muss.

Grundsätzlich gilt es, die Dinge weiter zu beachten, die bisher empfohlen worden sind: Abstand halten, Hände gründlich waschen, betonte Miranda Suchomel, Hygienikerin an der MedUni Wien, gegenüber „Wien heute“. Wichtig sei es, die vorhandene Schutzausstattung auch richtig anzuwenden.

Der Mund-Nasen-Schutz

Die Menschen würden gerade bei den Masken viel falsch machen, weil man es in unserer Gesellschaft nicht gewöhnt ist, sie zu tragen, sagte Suchomel. Sie verglich es mit einer Brille, die man das erste Mal trägt. Die Maske wird als Fremdkörper empfunden, man werde animiert, ins Gesicht zu greifen. Man muss sich eben erst an das Tragen der Masken gewöhnen. Die Maske unter die Nase zu schieben, sei kontraproduktiv, es handle sich ja um einen Mund-Nasen-Schutz. Der Versuchung zu widerstehen, sich wegen der Maske ins Gesicht zu greifen, und die Maske über Mund UND Nase zu ziehen, sei hier wichtig, so Suchomel.

Frauen verschiedenen Alters tragen selbstgenähte Schutzmasken
Mode Wien, Fa. Wäscheflott
Masken müssen über Mund und Nase reichen und können mehrmals verwendet werden, sagt die Expertin

Wie oft man eine Maske tragen kann, hängt vom Material ab. Selbstgenähte Masken können beliebig oft verwendet werden, sie können ja auch leicht in der Waschmaschine gewaschen werden. Masken wie man sie etwa im Supermarkt erhält, sollte man jedenfalls ein zweites, drittes und viertes Mal verwenden, „weil wir einfach einen Engpass haben“, so Suchomel. Hier sei es wichtig, die Maske nach dem Tragen gut austrocknen zu lassen. Dafür legt man sie mit der Innenseite nach außen offen irgendwohin. Keinesfalls sollte die Maske in ein Behältnis gegeben und verschlossen werden.

Muss ich jetzt Bananen abwaschen?

Schon vor der Corona-Pandemie lauerten auf den Griffen der Supermarktwagerln Viren und andere Mikroorganismen. Es sei auch früher theoretisch möglich gewesen, Mikroorganismen aufzunehmen, „weil es gibt da draußen sehr viele, die ich alle nicht in Mund oder Augen haben möchte“, sagte Suchomel. Damals wie heute gelte: „Händewaschen nach dem Einkaufen und damit ist die Sache erledigt.“ Der Hauptübertragsweg des Coronavirus ist die Tröpfcheninfektion, also Husten oder Niesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass viele virenbelastete Tröpfchen sich an einer Oberfläche befinden, ist laut Suchomel „sehr sehr gering“ – „außer es niest jemand aufs Einkaufswagerl unmittelbar vor mir, dann würde ich dort nicht unbedingt hineingreifen“.

Desinfektion von Einkaufswagerln
APA/Barbara Gindl
Auf den Griffen von Supermarktwagerln waren schon vor dem Coronavirus viele andere Mikroorganismen zu finden

Als „total übertrieben“ bezeichnete es Suchomel, Waren aus dem Supermarkt extra zu reinigen und etwa Bananen abzuwaschen. Die würden ja ohnehin geschält. Und Obst, das mit Schale gegessen wird, habe man ja auch schon vor Corona gewaschen: „Das sind ganz normale Lebensmittel- und Küchenhygienemaßnahmen.“ Sie wäre ohne Corona auch nicht auf die Idee gekommen, eine Nudelpackung abzuwischen.

Desinfektion nicht unbedingt nötig

Irgendwie einmal drüberwischen über einen Griff, das sei keine Desinfektion, betonte Suchomel, sondern einfach nur Materialverschwendung. Desinfektionsmittel seien knapp und richtige Desinfektion müsse beherrscht werden, verwies die Expertin etwa darauf, dass Flächen bei der Verwendung eines alkoholhältigen Mittels während der Einwirkzeit „alkoholnass“ gehalten werden müssten. Nur dann wirke der Alkohol – nicht aber, wenn ich einfach nur „drüberwische“.

„Ich bin Hygienikerin, aber ich verwende sowas für mich selbst nicht, weil es nicht notwendig ist“, ließ die Hygienikerin in dem Interview aufhorchen. Zunächst hätten Desinfektionsprozesse – egal ob Hände oder Oberflächen – im privaten Bereich nur unter bestimmten Bedingungen ihre Berechtigung. Ein Beispiel wäre etwa, wenn ein Mitbewohner mit schwerer Infektion im Haushalt lebt. Aber auch hier gab es ja schon in Vor-Corona-Zeiten vergleichbare Situationen, etwa bei Durchfallerkrankungen. Da mache es Sinn, Dinge, die oft angegriffen werden, zu desinfizieren.

Nach Lockerungen kommen neue Verhaltensregeln

Weil die Coronazahlen könnten wieder eine negative Entwicklung nehmen, weil die Maßnahmen immer weiter gelockert werden. Gerade deshalb ist Hygiene im Alltag jetzt und in der nächsten Zeit besonders wichtig.

Es kommt auf das richtige „Wie“ an

Wichtig sei, wenn ich mir unbedingt die Hände desinfizieren möchte, es richtig zu machen. Die Leute sollten sich genau ansehen, wie das richtig gemacht werde. Vereinfacht gesagt funktioniere es genauso wie das jetzt so oft dargestellte Waschen von Händen. Wichtig seien trockene Hände vor der Desinfektion. Dann müssten die Hände über die Zeit der Desinfektion alkoholnass gehalten werden. Fingerkuppen, Zwischenräume, Daumen dürfen nicht vergessen werden. Dann die Hände nicht trocken reiben, sondern den Alkohol 20 Sekunden lang in den Händen verreiben – das sei dann eine richtige Desinfektion.