Sonne scheint durch Blätterdach
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Chronik

Zu trocken: Waldbrandgefahr weiter akut

Kaum Regen und zu warm – so die Bilanz des heurigen Frühlings. Durch die monatelange Trockenheit gibt es seit Mitte März weit mehr Waldbrände als in den Vorjahren: allein in Wien im vergangenen Monat 15 Wald- und Wiesenbrände. Förster und Forscher warnen vor den Folgen.

„Das ist extrem hoch, das ist in etwa 40 Prozent mehr, als wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten hatten“, so Andreas Januskovecz, Forstdirektor der Stadt Wien, gegenüber „Wien heute“. Eine Zigarette reicht aus, um einen Wald in Brand zu setzen. In weiten Teilen Österreichs herrscht derzeit erhöhte Waldbrandgefahr. In Wien ist seit zwei Wochen Hantieren mit offenem Feuer verboten.

Flasche liegt auf verbranntem Waldboden
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Eine weggeworfene Flasche birgt große Brandgefahr

Bei diesen „unkontrollierten Feuern im Außenraum“, bei dem Vegetation betroffen ist, sei eine Steigerung „hin zu einem besonders brandintensiven Frühling“ zu beobachten, erklärte Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV).

Schon bisher wurden laut Waldbranddatenbank Austria im Zeitraum Jänner bis April 2020 mit 138 Vegetationsbränden um 35 Prozent mehr gemeldet als im Vorjahr. Allein in diesem April gab es österreichweit bereits 73 Brände. Der April 2020 ist somit noch vor seinem Ende einer der vier brandintensivsten Frühlingsmonate der vergangenen 25 Jahre.

Geldstrafe bis 7.300 Euro droht

In Wien gilt daher seit zwei Wochen erhöhte Waldbrandgefahr: Eine achtlos weggeworfene Zigarette, ein Lagerfeuer, das Auto mit heißem Auspuff auf einer trockenen Wiese abstellen, nannte der Präsident des Versicherungsverbands Österreich (VVO), Kurt Svoboda, nur ein paar der möglichen Brandquellen: „Wir bitten daher, besonders in der Natur aufzupassen und nicht leichtsinnig mit Brandquellen umzugehen.“ Daher ist es seit dem 8. April verboten, im Wald und im angrenzenden Gebiet mit offenem Feuer zu hantieren oder irgendein Feuer zu entfachen.

Weiter akute Waldbrandgefahr

Kaum Regen und zu warm – so die Bilanz des heurigen Frühlings. Durch die monatelange Trockenheit gibt es seit Mitte März weit mehr Waldbrände als in den Vorjahren: allein in Wien im vergangenen Monat 15 Wald- und Wiesenbrände. Förster und Forscher warnen vor den Folgen.

Das KFV und der VVO raten zudem, keine Glasflaschen und Dosen im Wald zurückzulassen, da durch die Spiegelung des Sonnenlichts ein Brand ausgelöst werden kann. Wer sich nicht daran hält und ein Feuer verursacht, der muss mit einer Geldstrafe von bis zu knapp 7.300 Euro oder einer Haftstrafe von bis zu vier Wochen rechnen. Die Verbote werden erst wieder aufgehoben, wenn es nachhaltig geregnet hat.

Kaum Wasserspeicher in den Böden

Ergiebige Regenfälle in und um Wien sind in den nächsten Tagen aber nicht zu erwarten. Schon das bisherige Jahr ist viel zu trocken, meinte Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Seit Jahresbeginn fielen in Wien etwa 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, üblich wären aber 170 Liter.

Dazu kommt, dass die Böden kaum Wasser gespeichert haben, sagte Peter Hietz von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU): „Normalerweise ist das so, dass sich im Winter eine Schneedecke bildet, dadurch verliert der Boden kein Wasser, und wenn der Schnee schmilzt, dann sättigt dieses Schmelzwasser den Boden auf, sodass zu dieser Jahreszeit normalerweise der Boden fast wassergesättigt wäre und die Pflanzen, die austreiben, von dieser Feuchtigkeit zehren können.“

„Coronavirus verdrängt wahres Problem“

Normalerweise sollte das so sein. Doch heuer ist und bleibt es weiter trocken. Die Landwirtschaft müsse erneut mit Ernteverlusten rechnen, sagte der Experte. Und die Coronavirus-Krise verdränge das wirklich große und langfristige Problem – den Klimawandel. So waren laut Orlik heuer alle Monate von Jänner bis zum April überdurchschnittlich warm. Bis jetzt ist der Februar besonders herauszuheben, der um etwa vier bis fünf Grad österreichweit zu warm war. Auch der April ist mit etwa 2,5 Grad deutlich zu warm.