Gitarren, an die Wand gehängt
dpa/Patrick Pleul
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Bildung

Unverständnis über Musikverbot an Schulen

Die Schule beginnt wieder am 18. Mai. Im Unterricht fehlen aber Turnen und Musikerziehung. Beides will Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bis Ende des Schuljahres ausfallen lassen. Das sorgt aber nicht nur in Schulen mit musischer Orientierung für Proteste.

Bodypercussion und allerlei Theorie: Am Gymnasium Hagenmüllergasse im Bezirk Landstraße findet der Musikunterricht derzeit digital statt. Mit der Wiedereröffnung der Schulen sollen aber Musizieren und theoretischer Musikunterricht bis Ende des Schuljahres ausfallen, berichtete die ZiB1 am Dienstag.

Die entsprechende Passage im Etappenplan des Bildungsministeriums lautet: „Die dadurch entstehenden Freistunden sollen für die Festigung von Inhalten in anderen Fächern oder für die Erledigung von Aufgaben verwendet werden. Über die Verwendung dieser Stunden entscheidet die jeweilige Schule autonom.“ Aus dem Bilungsministerium hieß es dazu, dass Unterrichtsinhalte, die virologisch bedenklich sind, ausfallen sollen. Dazu zähle etwa das Singen. Was aber die Musikerziehung betrifft, so prüfe man gerade die Möglichkeiten.

„Musizieren so wie Mathematik möglich“

Musiklehrerinnen und -lehrer appellierten in einem offenen Brief, die Entscheidung zu überdenken. Denn warum Musikunterricht unter Einhaltung der hygienischen Vorschriften nicht genauso abgehalten werden könne wie andere Unterrichtsfächer, das erschließe sich ihnen nicht. Leonore Donat, die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Musikerziehung Österreich (AGMÖ): „Musikunterricht ist mit Instrumenten musizieren, ist Bodypercussion, ist aber auch Hören natürlich – und das ist überhaupt in einem ganz normalen Setting möglich so wie Mathematik.“ Das sieht auch der Österreichische Musikrat (ÖMR) so.

Protest gegen Musikunterricht-Verbot

Bildungsminister Heinz Faßmann möchte Turn- und Musikunterricht bis Ende des Jahres komplett aussetzen. Diese Entscheidung löste eine Welle der Kritik unter Musikpädagogen aus. Der Unterricht sei unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen genauso durchführbar, wie jedes andere Fach, so der Appell.

Gefordert wird nun, dass Einzelunterricht mit Sicherheitsabstand und Maskenpflicht möglich sein soll. Bei Gesang und Blasinstrumenten könnten aus Sicht der Verbände Maßnahmen wie Trennwände erforderlich sein und Singen und Musizieren in Kleingruppen von der Raumgröße abhängig gemacht werden. „Ansonsten kann Musikunterricht wie gewohnt stattfinden“, so die Ansicht der Verbände.

Sportverbände „bestürzt“

Nicht viel anders ist auch die Ansicht der Sportdachverbände ASKÖ und ASVÖ, wenn es um Turnen geht. Man sei bestürzt, dass Sport und Bewegung im Rest des Schuljahrs explizit nicht zugelassen sind. Man könne das Fach „auch unter den derzeit gegebenen Hygiene- und Schutzmaßnahmen vielfältig durchführen“, gerade jetzt im Frühjahr könne man auch ins Freie gehen und den geforderten Sicherheitsabstand einhalten. Die Bewegung hätte nicht nur positive Auswirkungen auf die Lernleistung, sondern erhöhe auch die Widerstandskraft gegen Stress.