Das Spielfeld 2017 im Stadion Hohe Warte in Wien
APA/Herbert P. Oczeret
APA/Herbert P. Oczeret
Politik

Schwere Mängel bei Wiener Sportanlagen

Der Stadtrechnungshof hat bei einer exemplarischen Begutachtung von fünf Sportanlagen in Wien zahlreiche Mängel entdeckt. Die zuständige Magistratsabteilung Sport Wien (MA 51) solle intensiver kontrollieren, lautet eine Empfehlung.

Die Überprüfungen hätten ergeben, "dass zum Teil erhebliche bautechnische Mängel offenbar über einen längeren Zeitraum keiner Instandhaltung zugeführt worden waren“, wie die Prüfer in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht festhielten. Für die Begutachtung wählte der Stadtrechnungshof unter anderem zwei Fußballanlagen – die Vienna-Heimstätte Hohe Warte und den Platz des FC Stadlau in der Donaustadt – aus, die von der Stadt an die Vereine verpachtet werden. Geprüft wurde auch die Rundsporthalle bei der Per-Albin-Hansson-Siedlung in Favoriten, die von der MA 51 selbst verwaltet wird.

"Die vorgefundenen Mängel bei diesen Anlagen betrafen z.B. unsachgemäße Reparaturen von statisch wichtigen Bauteilen, unzureichende Be- und Entlüftungsanlagen, nicht fachgerechte Ausführung elektrischer Anlagen, beschädigte Dacheindeckungen, aufgeworfene Betonfelder in Fluchtwegbereichen und unzulässige Schachtabdeckungen sowie Sperrmüllablagerungen“, hieß es im Bericht.

Viele Mängel auf der Hohen Warte

In der Naturarena Hohe Warte stellten die Prüfer „erhebliche Mängel am Tribünenbauwerk“ fest, obwohl das Tribünendach vor nicht allzu langer Zeit neu errichtet worden ist. Vor allem „starke Schäden an den tragenden Stahlbetonkonstruktionen“ wurden bemängelt. ebenso wie eine „gänzlich unbrauchbare“ Absturzsicherung in einem Sitzplatzbereich und eine Hauptzugangstreppe in „desolatem Zustand“.

Luftaufnahme der Hohen Warte
ORF.at/Dominique Hammer
Luftaufnahme des Stadions Hohe Warte aus dem Jahr 2014

Weiters ist von „erheblichem Schimmelbefall“ unterhalb der Haupttribüne sowie einem schlechten Zustand des Sanitärbereichs zu lesen: „Abgeschlagene und ausgebrochene Fliesen in den Duschen boten eine erhebliche Verletzungsgefahr. Beschichtungen lösten sich großflächig von den Wänden und Schimmelpilzflächen waren in den Nassbereichen erkennbar.“ Der Stadt-RH empfahl der MA 51, „von der Pächterin einen Plan einzufordern, inwieweit und in welchem Zeitraum die Mängel einer Behebung zugeführt werden“ und diese dann zu kontrollieren.

FC-Stadlau-Platz „stark sanierungsbedürftig“

Weniger lang war die Liste der Mängel an den anderen untersuchten Sportlocations. Beim FC-Stadlau-Platz hieß es gar, die Tribüne sei in einem „dem Alter entsprechenden guten, baulichen Zustand“. Allerdings: „Die Nebengebäude der Sportanlagen, in welchen u.a. Büros, Garderoben und Nassräume untergebracht waren, befanden sich teilweise in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand.“

Bau- und Feuchtigkeitsschäden fanden die Prüfer auch bei der Rundsporthalle in Favoriten. Vor allem die Dachhaut sei in einem sehr schlechten Zustand, wodurch die Dichtheit nicht mehr gewährleistet werden könne, hieß es. Hier konterte die MA 51, dass das Gebäude in den kommenden Jahren generalsaniert werden soll.

Bessere Qualität der Kontrollen gefordert

Grundsätzlich wünscht sich der Stadtrechnungshof, dass die Stadt den Zustand und die Instandsetzungsmaßnahmen ihrer Sportanlagen umfänglicher und intensiver kontrollieren möge. Denn das Ergebnis der nun erfolgten Prüfung zeige, „dass die Magistratsabteilung 51 bis zum Jänner 2018 der Verpflichtung, Kenntnis über den baulichen Zustand ihrer verpachteten Anlagen […] zu haben, erst in einem geringen Ausmaß nachkam“. Allerdings seien zwischenzeitlich Maßnahmen ergriffen worden, die den Wissensstand über den bautechnischen Zustand der Anlagen verbessern sollen, wird im Bericht positiv vermerkt.

„Null Stellenwert“, „inakzeptabel“ und „Chance für Turbo“

„Der Sport hat in Wien bei der rot-grünen Stadtregierung leider null Stellenwert“, sagte der Sportsprecher der FPÖ-Wien, Nemanja Damnjanovic. Der Bericht sei der „manifestierte Beweis“ dafür, wie „stiefmütterlich“ der Sport in Wien von Seiten der rot-grünen Stadtregierung seit Jahrzehnten behandelt und nun von Sportstadtrat Hacker nahtlos fortgesetzt wird. Er kündigte ein Konzept zur Rettung des Sports in Wien an.

Die Gesundheit der Wienerinnen und Wiener sieht die ÖVP gefährdet. Es gebe Mängel in Sportanlagen, die schon lange nicht mehr überprüft worden seien. Sport sei lediglich ein Stiefkind der Stadtregierung, sagte Sportsprecher Markus Wölbitsch. Wie die NEOS sieht auch er jetzt die Chance auf einen Neustart. Wien brauche dringend mehr Bewegungsräume. Dass wie in der Seestadt einfach darauf vergessen werde, sei inakzeptabel. „Wien muss hier dringend besser werden“, so Wölbitsch.

Akuten Handlungsbedarf sieht NEOS-Sportsprecher Markus Ornig. Man könnte jetzt, wo viele Sportstätten geschlossen sind, den „Turbo zünden“. Stadtrat Hacker solle im Sinne der „Sportstadt Wien“ die Mittel bereitstellen, um die Sicherheit der Sportanlagen wieder herzustellen.