Die Sternbilder Großer Wagen und Kleiner Wagen über dem Naturhistorischen Museum Wien im April 2020
G. Wuchterl, Verein Kuffner-Sternwarte
G. Wuchterl, Verein Kuffner-Sternwarte
Wissenschaft

„Lock-down“: Mehr Sterne über Wien zu sehen

Der coronavirusbedingte „Lock-down“ hat in Wien die Lichtverschmutzung verringert. Jetzt sind über Wien wieder mehr Sterne zu sehen, meldete der Verein Kuffner-Sternwarte am Donnerstag.

Die Städte werden nicht nur größer, sondern auch zunehmend heller. Neben Luftverschmutzung und Lärm zählt die Lichtverschmutzung zu den größten Umweltbelastungen in Siedlungsgebieten. In Wien war sie im ersten Monat der Maßnahmen so gering wie zuletzt vor fünf Jahren.

Luftaufnahme Wien bei Nacht
Günther Wuchterl
Die durch den Menschen verursachte künstliche Aufhellung des Nachthimmels hat weitreichende Auswirkungen

„Die Messdaten zwischen 15. März und 14. April zeigen Werte, wie sie zuletzt im Jahr 2015 typisch waren“, sagte Günther Wuchterl vom Verein Kuffner-Sternwarte in einer Aussendung des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien am Donnerstag. Der Verein Kuffner-Sternwarte betreibt als Partner des NHM beim Projekt „Lebensraum Naturnacht“ ein Lichtmessnetzwerk. Wuchterl zufolge ist der Rückgang auf die Einschränkungen der Wirtschaft im Zuge der Maßnahmen zurückzuführen, die genauen Ursachen würden aber noch detailliertere Analysen erfordern.

Sechs Prozent Zuwachs pro Jahr

„Im langjährigen Durchschnitt wächst die Lichtverschmutzung Wiens um rund sechs Prozent pro Jahr. Dieser Trend hat sich jetzt umgekehrt, indem der Zuwachs von fünf Jahren mit einem Schlag rückgängig gemacht wurde“, so Wuchterl. Sollte nun ein Umdenken stattfinden, dass eine derart exzessive Nutzung von Licht nicht unbedingt notwendig ist, könnte sich die erfolgte Reduktion zumindest teilweise als nachhaltig erweisen.

„Damit ließen sich nicht nur Kosten einsparen, sondern am Ende auch ein wesentlicher Betrag zum Umweltschutz leisten“, so NHM-Generaldirektor Christian Köberl. Trotz des Rückgangs der Lichtverschmutzung würden die Wiener Werte noch immer zehn- bis 20-fach über jenen liegen, die derzeit noch in den weitestgehend naturbelassenen Nächten wie beispielsweise im Wildnisgebiets Dürrenstein in Niederösterreich gemessen werden.

Die Sternbilder Großer Wagen und Kleiner Wagen über dem Naturhistorischen Museum Wien im April 2020
G. Wuchterl, Verein Kuffner-Sternwarte
Derzeit sind mehrere Sternbilder, wie im Bild markiert, deutlich zu erkennen

„Naturnacht erhalten“

„Das zeigt, dass wir noch sehr viel Arbeit vor uns haben, wenn wir die Naturnacht in Österreich auch für kommende Generationen erhalten wollen“, so Christoph Goldmann, Leiter des Projekts „Lebensraum Naturnacht“ im NHM. Er hofft, dass die neuen Messungen dabei helfen, die „Ursachen und Beiträge zur Lichtverschmutzung und damit auch die Ursachen der Bedrohung jener Lebensräume zu verstehen, deren Erhaltung für Mensch und Tier lebenswichtig sind“.