Demonstration und Gegendemonstration der Indentitären in Wien
ORF.at/Roland Winkler
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Chronik

Zahl der Anzeigen in Wien leicht gestiegen

Die Zahl der angezeigten Delikte in Wien ist im Vorjahr im Vergleich zu 2018 leicht angestiegen. Das geht aus der am Freitag präsentierten Kriminalstatistik hervor. Coronavirus-bedingt deutlich anders soll sich nächstes Jahr die Statistik präsentieren, so die Polizei.

Kriminalität im Internet („Cybercrime“), Wirtschaftskriminalität und Straßenkriminalität durch Jugendliche: Das sind jene Brennpunkte der Kriminalitätsstatistik, mit denen sich die Ermittler im Vorjahr vor allem beschäftigen mussten. In diesen Bereichen gab es zum Teil starke Steigerungen bei den Anzeigen. Kaum noch ein Thema ist hingegen der Banküberfall. Im Vorjahr gab es fünf. Darüber hinaus wurde im Februar 2019 eine Serie von 15 Bank- und Postrauben seit dem Jahr 2009 geklärt.

Insgesamt gab es in 2019 in Wien 173.574 Anzeigen. 2018 waren es 169.190 Anzeigen, was einen Anstieg gegenüber 2018 um 2,6 Prozent ausmacht. Die Aufklärungsquote stieg von 43,6 auf 44 Prozent und erreichte damit laut Polizei den höchsten Wert seit dem Jahr 2000. Gestiegen ist auch die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen, von 82.807 im Jahr 2018 auf 89.557 im vergangenen Jahr. Der Anteil der Fremden ging dabei von 51 Prozent auf 50,7 leicht zurück.

72,9 Prozent mehr Anzeigen wegen Trickbetrugs

Im Bereich Wirtschaftskriminalität ist die Zahl der Anzeigen von 20.828 auf 27.342, somit um 31,3 Prozent gestiegen. „Da wurden verschiedene Bereiche schlagend“, sagte der Leiter des Wiener Landeskriminalamtes (LKA), Josef Kerbl. In erster Linie seien dies Betrugshandlungen gewesen „vor allem Trickbetrüger, Betrügereien im Internet und Sozialleistungsbetrug, Cyber-Kriminalität und betrügerischer Datenverarbeitungsmissbrauch: Statistisch war das eine Kumulation verschiedener Bereiche“.

Die Anzeigenzahl wegen Betrugs (Paragraf 146 Strafgesetzbuch) stieg von 9.601 auf 12.160 (plus 26,7 Prozent). Fälle von „Trickbetrug“ sind von 1.146 auf 1.982 (plus 72,9 Prozent) angestiegen. Allerdings ging die Zahl der Bestell- und Warenbetrügereien von 6.569 auf 5.327 und damit um 18,9 Prozent zurück.

Im Bereich der Internetkriminalität wurde ein Anstieg der Anzeigen von 6.732 im Jahr 2018 auf 10.888 im Jahr 2019 verzeichnet. Das war ein Plus von 61,7 Prozent. Neben den bereits genannten Internetbetrügereien (plus 13 Prozent) und dem „Betrügerischem Datenverarbeitungsmissbrauches“ gemäß Paragraf 148a StGB (von 859 auf 4.056 Fälle oder plus 372,2 Prozent) wurden auch mehr Erpressungen im Internet registriert – von 318 auf 393 Fälle (plus 23,6 Prozent).

Polizeilich versiegelter Tatort
APA/Helmut Fohringer
Die Zahl der angezeigten Einbrüche ist 2019 gestiegen

Mehr Täter zwischen zehn und 18 Jahren

Bei der Gewaltkriminalität insgesamt ist die Anzahl der Anzeigen von 24.131 auf 25.053 und damit um 3,8 Prozent gestiegen. Bei der Körperverletzung gab es einen Zuwachs von 12.628 auf 12.773 Fälle (plus 1,1 Prozent). Kerbl betonte, dass dies zu einem Teil auf Straßenraube durch Jugendbanden zurückzuführen sei. Insbesondere bei den Altersgruppen der Zehn- bis 14- sowie der 14- bis 18-Jährigen habe es mehr Täter gegeben. „Die Täter werden immer jünger“, sagte der LKA-Chef. Und sie sind seit einigen Jahren auch öfter als früher mit Messern unterwegs.

Bei Vergewaltigungen gab es einen Zuwachs um 5,9 Prozent von 305 auf 323 Fälle. Überwiegend wurden solche Delikte im Familien- und Bekanntenkreis registriert. „Der Fall, dass eine Frau spätabends auf dem Heimweg von einem Täter überfallen und vergewaltigt wird, kommt eher selten vor“, sagte der LKA-Leiter. Daher gab es auch eine hohe Aufklärungsquote von 76,2 Prozent.

14 von 15 Morden geklärt

Im Jahr 2019 gab es in Wien deutlich weniger Morde als im Jahr davor, wobei das Niveau glücklicherweise seit Jahren sehr niedrig ist. Im Vorjahr wurden 15 Morde vollendet, 14 davon sind bereits geklärt, 2018 waren es 23, von denen einer bisher nicht geklärt ist. Die Zahl der Anzeigen wegen Gewalt gegen Beamte stieg hingegen von 638 auf 696 um 9,1 Prozent an.

Kriminalität in Wien: Mehr Anzeigen 2019

Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort. Internet- und Wirtschaftsbetrug haben zweistellige Steigerungsraten. Auch Haus- und Wohnungseinbrüche haben wieder zugenommen. Die Aufklärungsrate ist hingegen hoch.

Angestiegen ist auch die Zahl der Raube von 1.166 auf 1.274 Fälle um 9,3 Prozent. Auch die Aufklärungsquote nahm von 33,9 Prozent auf 39,3 Prozent zu. Die Polizei verwies aber darauf, dass die Zahl der Raubüberfälle in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken ist. 2010 habe es noch 2.830 Raubdelikte mit einer Aufklärungsquote von 24,8 Prozent gegeben. Als Grund für die Steigerung nannte Kerbl Überfälle im öffentlichen Raum, die vor allem in der ersten Jahreshälfte 2019 oft verzeichnet wurden. Nicht zuletzt mit starker Präsenz haben man aber eine recht hohe Aufklärungsquote erzielt.

Weniger Diebstähle, mehr Einbrüche angezeigt

Im zahlenmäßig größten Bereich, der Eigentumskriminalität, sank die Zahl der Anzeigen bei annähernd gleich gebliebener Aufklärungsquote von 20 Prozent von 73.176 auf 68.456 und damit um 6,5 Prozent. Diebstähle (42.409 Anzeigen) gab es um 7,7 Prozent weniger als 2018. Die Zahl der Einbrüche sank von 25.229 auf 24.020 Fälle (minus 4,8 Prozent).

Allerdings brachen Täter häufiger in Wohnhäuser (plus 16,5 Prozent), Wohnungen (acht Prozent Zuwachs), Geschäfte (plus sechs Prozent) und Keller (plus 4,7 Prozent) ein. Beinahe halbiert hat sich hingegen die Zahl der Einbrüche in Autos (minus 42,8 Prozent) Auch die Zahl der Autodiebstähle (minus acht Prozent und der Taschen- bzw. Trickdiebstähle (minus 22 Prozent) ging zurück.

Polizistinnen und Polizisten mit Mund- und Nasenschutz auf Streife in der Wiener Innenstadt am Mittwoch, 1. April 2020.
APA/Roland Schlager
Polizisten mit Mund-Nasen-Schutz im Einsatz in Wien

Corona wird Kriminalstatistik 2020 beeinflussen

2020 wird die Statistik durch die Corona-Krise deutlich anders aussehen, sagte Kerbl. „Wir verzeichnen vielfach sehr starke Rückgänge bei der Straßenkriminalität. Aufrecht bleibt alles, was sich im virtuellen Raum abspielt. Und der vielfach befürchtete Anstieg der Gewalt in der Familie ist derzeit nicht erkennbar“, konstatierte der LKA-Chef. Er appellierte, Gewaltdelikte innerhalb der Familie auch wirklich anzuzeigen. „Ich hoffe darauf, dass sich wirklich weniger ereignet.“ Kerbl wies darauf hin, dass Trickbetrüger sich auch von der Coronavirus-Pandemie nicht abschrecken ließen und nach wie vor in Wien ihr Unwesen treiben. „Da ist Prävention und Aufklärung besonders wichtig.“