Am 15. Mai 2015 fand im Belvedere der Festakt anlässlich des 60. Jahrestages der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages statt. TATIC
AUSSENMINISTERIUM/DRAGAN TATIC
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Kultur

Staatsvertragsmöbel in den Sisi-Filmen

Bis heute wird bei offiziellen Staatsbesuchen das Mobiliar des ehemaligen Kaiserhauses verwendet. Und so geschah es auch 1955 bei der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages. Die Möbel waren danach sogar als Requisite in den Sisi-Filmen im Einsatz.

Vor 65 Jahren haben die vier damaligen Besatzungsmächte USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich den „Staatsvertrag über die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreich“ geschlossen. Er stellte nach dem Zweiten Weltkrieg und zehn Jahren der Besatzung die Souveränität Österreichs wieder her.

Historische Möbel für Film heute „undenkbar“

Unterzeichnet wurde der Staatsvertrag am 15. Mai im Schloss Belvedere. Im Hofmobiliendepot, das unter Maria Theresia gegründet wurde, befinden sich heute der Teppich, wie auch die Schreibtische und Stühle, die damals bei der Staatsvertragsunterzeichnung im Belvedere verwendet wurden.

Die Möbel auf denen unterzeichnet wurde

Bis heute wird bei offiziellen Staatsbesuchen das Mobiliar des ehemaligen Kaiserhauses verwendet. Und so geschah es auch 1955 bei der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages.

„Wir haben eine traditionelle Institution, die auf das kaiserliche Mobiliar achtet. Dort wird es restauriert, dort wird es gelagert. Und vor den Tagen der Vertragsunterzeichnung sind hier auch Restaurierungsarbeiten gelaufen, und zwar unter sehr hohem Zeitdruck“, sagt Eva Ottillinger, Kuratorin im Hofmobiliendepot gegenüber „ORF III“.

Souveränität in 38 Artikeln

Zu den grundlegenden Prinzipien, die in den 38 Artikeln des Staatsvertrags geregelt wurden, gehören etwa die Aufrechterhaltung der Demokratie und der Republik, das Verbot nationalsozialistischer Organisationen, das Verbot des Anschlusses an Deutschland, die Einhaltung der Menschenrechte und das Verbot von Spezialwaffen.

Das Möbel-Ensemble, ursprünglich für ein ehemaliges Appartement Feldmarschall Radetzkys in der Hofburg angefertigt, stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach der Staatsvertragsunterzeichnung verwendete man es auch als Requisite für die Sisi-Filme mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm. „Das ist schon seit mehreren Jahrzehnten undenkbar. Das war damals ein Spargedanke sicherlich und vielleicht auch wirklich: Möbel als Imageträger“, sagt Ottillinger.

Staatsdinner im Schloss Schönbrunn

Ein Image transportieren – darum ging es den Österreichern 1955 bei der Auswahl der kaiserlichen Möbel für das Belvedere. Bis heute hält sich dazu ein hartnäckiges Gerücht. „Nämlich, man hätte ganz verbissen einen riesigen Teppich gesucht und keinen gefunden und hätte ihn dann in der türkischen Botschaft ausleihen müssen. Das ist aber nicht wahr, es war immer unser Teppich“, sagt Ottillinger.

Nach der Unterzeichnung im Belvedere trafen sich die Delegationen am Abend in Schloss Schönbrunn zu einem festlichen Essen auf Einladung der Bundesregierung. Das Catering übernahm die Traditionsgastronomie Gerstner. Pünktlich um 19 Uhr sollte für 80 geladene Gäste ein mehrgängiges Menü aufgetischt werden. Auf dem Menüplan standen poschierter Zander, eine klare Rindsuppe, gebratenen Ente mit glaciertem Gemüse und Petersilienerdäpfel und als Nachspeise gab es Erdbeercreme.

Essen nach der Unterzeichnung

Als die Tinte auf dem Vertrag getrocknet war und sich die Menschenmenge im Garten des Belvedere langsam auflöste, zogen die Unterzeichner und ihre Delegationen weiter und trafen sich am Abend in Schloss Schönbrunn zu einem festlichen Essen auf Einladung der Bundesregierung.

Nicht alle Speisen waren noch warm

Aber die Speisen mussten zuerst einmal von der Gerstner-Zentrale nach Schönbrunn gebracht werden. „Die Hauptspeise wurde in der Kärtner Straße in den Backöfen gewärmt mit einer Cloche darüber, dann in Backpapier eingewickelt und dann noch in Tischtücher eingewickelt, um es warm zu halten. Um halb sieben ist unser Chauffeur rausgefahren nach Schönbrunn“, erinnerte sich Wilhelm Steuer, der als Jungkoch am Staatsdinner mitkochte.

Doch das war gar nicht so einfach. Regenwetter und viele Schaulustige verursachten Staus. Zusätzlich erschwert wurde die Auffahrt von etlichen Autos, die versuchten sich auf den Parkplätzen im Schlosspark gleichzeitig einzuordnen. „Was die Qualität der Speisen betrifft, gibt es unterschiedliche Berichte. Es dürfte offenbar Probleme gegeben haben, die Speisen warm auf die Tafel zu bekommen“, sagt Martin Mutschlechner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Schloss Schönbrunn. Die Staatsvertragsmöbel gibt es übrigens in der Dauerausstellung des Hofmobiliendepots zu sehen.