Streetworker mit zwei Jugendlichen
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Soziales

CoV bremst Kinder- und Jugendarbeit aus

Die Kinder- und Jugendarbeit der Stadt fährt ihre Betreuung schrittweise wieder hoch. Jugendzentren bleiben bis Monatsende noch geschlossen. Einige Jugendliche habe man während der Ausgangsbeschränkungen schlicht verloren, so die Bilanz von Sozialarbeitern.

„Ab dem 29. Mai werden dann Indoor in unseren Räumlichkeiten projektbezogen kleine Gruppen bis zu sechs Personen beziehungsweise auch Einzelsettings möglich sein“, sagt Ilkim Erdost, die Geschäftsführerin der Wiener Jugenzentrengegenüber „Wien heute“. Denn der Kontakt- und Beratungsbedarf sei nach den sechswöchigen Ausgangsbeschränkungen sehr hoch. Der Schwerpunkt der Jugendarbeit liegt im Moment noch im öffentlichen Raum.

Einige haben „Lernanschluss verloren“

So sind etwa die Streetworker von „Rettet das Kind“ wieder in der Stadt unterwegs, weil auch die Jugendlichen zurückkehren. „Es gibt natürlich ganz klar im schulischen Kontext, dass wir mitbekommen, dass sie den Lernanschluss verloren haben und jetzt in einer unangenehmen Situation sind, weil ihnen klar wird, dass das Aufzuholen eine Aufgabe wird, die wahrscheinlich nicht zu bewältigen ist“, sagte „Rettet das Kind“-Geschäftsführer Christian Reiner gegenüber „Wien heute“.

„Rettet das Kind“ kümmert sich um vorwiegend um sozial benachteiligte Jugendliche im Alter von zwölf bis 24 Jahren. 19.000 Kontake zu jungen Menschen gab es durch Streetwork im vergangenen Jahr. Durch die Coronaviruskrise seien viele davon verloren gegangen. „Es gibt ganz klar zu einem doch wesentlichen Teil der Zielgruppe Beziehungsabbrüche in dieser Zeit beziehungsweise nur wenig Kontakt“, sagte Reiner.

Anstelle der Aktivitäten in Jugendtreffs, Jugendzentren und im öffentlichen Raum, setzte die Kinder- und Jugendarbeit in Wien verstärkt auf Online-Freizeitangebote sowie Unterstützung bei der Krisenbewältigung. Lag zu Beginn der Krise der Schwerpunkt bei Informationsweitergabe und Aufklärungsarbeit, gibt es nun seit einigen Wochen Mitmach-Angebote wie Online–Kochen, eine Theaterwerkstatt, Gaming oder das Erstellen von Musikvideos.

Kontakt zu vielen Jugendlichen verloren

Durch die Corona-Krise haben die Jugendarbeiter den Kontakt zu vielen Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien verloren. Ein mühsamer Weg zurück.

„Das W-Lan muss ja auch funktionieren“

Doch Jugendliche nur im digitalen Raum erreichen zu können, war auch für das Jugenzentrum in der Großfeldsiedlung eine große Herausforderung. „Manche konnten nicht so richtig. Wegen der Infrastruktur zu Hause. Handys haben ja viele, aber das W-Lan muss ja auch funktionieren“, sagte David Schwarz, der Leiter des Jugenzentrums „Club Nautilus“.

Funktioniert habe der Online-Kontakt mit der Hälfte der 10.000 Jugendlichen, die sonst in die Einrichtungen der Wiener Jugendzentren kommen, heißt es. Aktuelle Ängste betreffen neben dem Verlust des Ausbildungsplatzes, auch die berufliche Zukunft. Viele Jugendliche fragen sich, ob sich jetzt überhaupt Arbeit finden läßt.

Auch die Strafen der Polizei wegen der Coronamaßnahmen haben die Jugendarbeiter beschäftigt. „Da wo wir sie dann beraten haben, war die Höhe der Strafe. Das war ein berechtigtes Thema, das man überlegt wann sind 500 Euro angebracht und wann nicht“, sagte Schwarz. Der Großteil der jungen Menschen halte sich an die Maßnahmen, sagen die Jugendarbeiter. Aufklärung darüber gehöre aber nach wie vor zum Job.

Einzelne wienXtra-Einrichtungen eingeschränkt offen

Auch die Wiener Parkbetreuung startet, wenn auch unter neuen Bedingungen: Beim Spielen wird auf Kontaktspiele verzichtet. Es werden ausschließlich Spielsachen verwendet, die gut gereinigt und desinfiziert werden können, oder solche, die die Kinder mit nach Hause nehmen können, wie zum Beispiel Mandalas zum Ausmalen. An Ideen, auch unter erschwerten Bedingungen die Parkbetreuung zu gestalten, mangelt es nicht.

Und auch einige Einrichtungen von wienXtra sind, vorerst noch etwas eingeschränkt, wieder geöffnet. Dazu zählen etwa der Spieleverleih in der Spielebox, der Ticketschalter der Soundbase in der Jugendinfo und der Equipment-Verleih im Medienzentrum. Ebenso gibt es wieder persönliche Information und Beratung in der wienXtra Kinder- und Jugendinfo. Auch das Sommerferienspiel wird stattfinden, aber eben mit speziellen Aktionen.