Burgtheater in Wien
ORF.at/Zita Klimek
ORF.at/Zita Klimek
Kultur

Kulturszene lobt neue Staatssekretärin

Dass die Wahl der Grünen auf Andrea Mayer als neue Kunst- und Kulturstaatssekretärin gefallen ist, trifft im Kulturbereich gleichsam auf einhellige Zustimmung. Nahezu alle Granden der Kulturszene richteten Lob aus.

„Ich glaube, Frau Mayer verkörpert wie derzeit kaum jemand sonst eine intime Kenntnis der Kunst- und Kulturlandschaft in Österreich“, zollte Sabine Haag als Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums Respekt. Das bringe einen unschätzbaren Vorteil mit sich, unterstrich sie: „Sie kann sofort loslegen.“

Haag: „Ausgezeichnete Wahl“

Eine lange Einarbeitungszeit sei angesichts der drängenden Probleme der Branche schlicht nicht möglich. Ein weiterer Punkt, der für die neue Kulturstaatssekretärin spreche, sei ihre breite Vernetzung in der Szene – von den freien Initiativen bis zu den großen Bundeseinrichtungen, sagte Haag: „Andrea Mayer kann sofort zum Hörer greifen und die Betroffenen anrufen.“

Sabine Haag
APA/Hans Punz
KHM-Chefin Sabine Haag lobte die neue Staatssekretärin

Diese Fähigkeit gelte auch für das politische Parkett, was nicht unwesentlich sei angesichts der weiterhin bestehenden Fallstricke einer Staatssekretariatskonstruktion. „Aber Andrea Mayer hat Durchsetzungskraft und die politische Erfahrung, um auch zu den jetzt relevanten Köpfen wie dem Finanzminister durchzudringen.“ Kurzum: „Ich halte Andrea Mayer für eine ausgezeichnete Wahl.“

Mayer „von allen hochgeschätzt“

Auch Christian Kircher, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, streute der Frischgekürten verbale Rosen: „Andrea Mayer ist eine Kulturpolitikerin von Format und bestens vernetzte Kennerin des heimischen Kunst- und Kulturgeschehens. Sie bringt die besten fachlichen und persönlichen Voraussetzungen mit für die Position der Staatssekretärin in diesen herausfordernden Zeiten.“

Laut MuseumsQuartier-Direktor Christian Strasser wird Mayer „von allen hochgeschätzt“, sie sei eine hervorragende Verhandlerin und wisse, welche Weichen zu stellen sind. „Für Österreich als Kulturland ist das ein mehr als positives Signal“, so Strasser.

Herbert Föttinger, Direktor Theater in der Josefstadt
APA/Hans Punz
Herbert Föttinger rechnete zuletzt mit der Politik ab

Föttinger nach Brandrede versöhnlich

Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder nannte sie bereits am Freitag „hervorragend qualifiziert durch ihre früheren Erfahrungen in der Kultursektion“. Sie verfüge über alle protokollarischen Erfahrungen und habe in den vergangenen Jahren auch politisches Format gewonnen.

Mayer würde sich der Beschränktheit des Amtes sicher mehr bewusst sein als Lunacek, „die ihr Amt überschätzt hat“. Mayer könnte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) „die Hand reichen, dass er mit Entschlossenheit und Durchsetzungskraft die Interessen der Kultur vertritt“. „Sie kennt sich aus“, sagte Herbert Föttinger, Direktor des Theaters in der Josefstadt.

Lob für Mayers „Durchsetzungskraft“

„Ich schätze Frau Mayer als eine sehr ruhige, kompetente Person“, streute ihr auch Volksoperndirektor Robert Meyer Rosen: „Sie hat große Erfahrungen gesammelt über viele Jahre hinweg. Sie ist in der Kulturlandschaft kein unbeschriebenes Blatt, was schon mal etwas Positives ist. Und ich kann mir vorstellen, dass sie aufgrund ihrer Erfahrung mit einer viel größeren Ruhe an die Sache herangeht und auch den Mut hat, sich mit den Künstlern zu treffen.“ Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren, nannte die Bestellung von Mayer als Kunst- und Kulturstaatssekretärin „eine nicht nur unter den derzeitigen Umständen beste Wahl“.

Lunacek-Nachfolgerin bestimmt

Am Montagabend hat der erweiterte Bundesvorstand der Grünen in einer Videokonferenz eine neue Kulturstaatssekretärin bestimmt. Als Politikerin ist sie eine Quereinsteigerin, und aus der Partei kommt sie auch nicht – aber inhaltlich ist sie vom Fach: Andrea Mayer war sehr lange die wichtigste Beamtin im Kulturministerium und die letzten Jahre hat sie das Kabinett des Bundespräsidenten geleitet. Ihr letztes politisches Engagement liegt lange zurück – vor gut 30 Jahren beim sozialistischen Studentenverband.

„Andrea Mayer kennt die österreichische Kunst- und Kulturlandschaft in- und auswendig. Sie hat eine hohe Affinität zu diesem Genre und ist bestens vernetzt“, sagte die Generaldirektorin der Nationalbibliothek, Johanna Rachinger. „Darüber hinaus besitzt sie Durchsetzungskraft und auch die nötige Härte, die beide notwendig sein werden, um das Beste für Kunst und Kultur zu erreichen.“

Auch der Dachverband der Filmschaffenden begrüßte die Bestellung. Die dringlichste Frage für die Filmbranche sei nun die Sicherstellung der Ausfallhaftung für große fiktionale Produktionen (Spiel- und TV-Filme sowie Serien). „Notwendig wäre hier eine gemeinsame Lösung für Kino- und TV-Produktionen, die eine umfassende Absicherung für alle Beschäftigten – sowohl Angestellte wie Neue Selbstständige – beinhaltet.“

Roscic und Kusej mit Lob

„Die Bestellung von Andrea Mayer ist eine hervorragende Entscheidung und das richtige Signal in dieser außergewöhnlichen Situation“, reagierte der am 1. Juli sein Amt als Staatsoperndirektor antretende Bogdan Roscic auf die Bestellung von Mayer. „Sie wird meiner Meinung nach jene leidenschaftliche Kämpferin für die Bedürfnisse der Kulturschaffenden sein, die jetzt gebraucht wird. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit“, so Roscic.

Burgtheaterdirektor Martin Kusej würdigte Mayers „Kompetenz und ihr engagiertes Arbeiten“. Er freue sich auf eine „enge Zusammenarbeit mit einer Partnerin, die die Bedürfnisse und Funktionsweise des Kunst- und Kulturbetriebs durch ihre langjährige Arbeit in der Kunstsektion sehr gut kennt.“

Vorschusslorbeeren von Kulturstadträtin

Die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zeigte sich in einer Aussendung erfreut. „Ich kenne sie aus meiner Zeit als Intendantin des steirischen herbsts und freue mich darauf, mit ihr an der Weiterentwicklung des kulturellen Feldes und zum Wohle unseres Landes zusammenzuarbeiten“, sagte Kaup-Hasler. Zu tun gebe es genug, einzelne Personengruppen seien von den bisherigen Maßnahmen der Regierung noch gar nicht erfasst.

Thomas Drozda, Kultursprecher der SPÖ im Nationalrat, begrüßte die Bestellung von Mayer, nahm aber die restliche Regierung in die Verantwortung. „Der Erfolg ihrer Arbeit wird auch davon abhängen, ob sie von Kanzler Kurz, Kulturminister Kogler und vor allem von Finanzminister Blümel die notwendige organisatorische und finanzielle Unterstützung bekommt.“

NEOS erfreut, FPÖ kritisiert

NEOS zeigte sich ebenfalls erfreut über die neue Staatssekretärin. „Ich freue mich, dass die Kunst und Kultur in Österreich mit Andrea Mayer eine engagierte und fachlich versierte Staatssekretärin bekommt“, sagte NEOS-Kultursprecher Sepp Schellhorn.

Kritik gab es hingegen von der FPÖ. Sie sieht Mayer als Teil eines roten Umfelds. „Mit Andrea Mayer als neuer Staatssekretärin für Kunst und Kultur zieht nun auch die SPÖ in die Regierung ein“, sagte Klubobmann Herbert Kickl (FPÖ) zur Bestellung. In einer Aussendung legte er außerdem offen, welche Kabinettsmitarbeiter noch der SPÖ zuzuordnen seien.