Fassadenbegrünung MA 31
MA 22/Salama Iman
MA 22/Salama Iman
Chronik

Kletterpflanzen klimatisieren Gemeindebau

Bewachsene Hausfassaden sind eine von mehreren Maßnahmen, die den Wienerinnen und Wienern die Hitze der Stadt erträglicher machen sollen. Jetzt bekommen auch zwei Gemeindebauten eine grüne Fassade.

Zwei Pilotprojekte starten gerade: eines in der Raxstraße in Favoriten, wo fünf Wände mit einer Gesamtfläche von 145 Quadratmeter begrünt werden sollen. Das zweite Projekt findet sich in der Mollardgasse im 6. Bezirk, wo 17 Kletterpflanzen die Wände hochwachsen sollen. Beide Projekte sollen helfen, Hitzeinseln abzuschwächen.

Fassadenbegrünungen sind etwa in dicht verbauten Gebieten ein Thema, wo herkömmliche Begrünung nicht möglich ist. Städtische Bewohner können von einer Vielzahl an Vorteilen profitieren: Grüne Fassaden wirken wie eine natürliche Klimaanlage, senken die Temperatur im Gebäudeinneren und wirken positiv auf das Mikroklima in der Umgebung: Ein Aufheizen des Gebäudes im Sommer wird verhindert, durch Verdunstung entsteht kühlere und feuchtere Luft. Im Winter schützen sie gegen Witterungseinflüsse und senken durch ihren isolierenden Effekt die Heizkosten.

Gaal: „Zeitgemäße Erweiterung“

Geförderter Wohnbau in Wien biete den Menschen seit 100 Jahren weit mehr als nur leistbares Wohnen, so Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal. Die großzügigen Freiflächen im Gemeindebau seien seit jeher mit einer gesunden und grünen Umgebung verbunden, die das Leben verbessert: „Fassadenbegrünungen sind eine zeitgemäße Erweiterung dieser Idee“, betonte Gaal.

So soll der neue Wohnbau in der Preßgasse aussehen – er wird statt dem Explosionshaus errichtet
Wiener Wohnen/Telegram71

Auf den genannten Flächen werden Kletterpflanzen wie Trompetenblumen, fingerblättrige Klettergurken, Wilder Wein und Waldreben direkt vom Boden aus die Rankkonstruktionen aus Spanndrähten bewachsen. Pflanzen reinigen die Luft und binden Staub. Bei der Auswahl der Pflanzen für eine Vertikalbegrünung spielen die Bodenverhältnisse, Windströmungen und klimatische Ansprüche der Pflanzen eine Rolle. Und natürlich auch Farben und Formen.

Die kommunalen Wohnhausanlagen in Wien tragen einen großen Teil zur grünen Stadt bei. Nur rund 30 Prozent der Gesamtfläche der Gemeindebauten sind verbaut, 70 Prozent der Fläche sind begrünte Höfe und Außenanlagen. Diese Grünanlagen nehmen insgesamt eine Fläche von mehr als sechs Millionen Quadratmeter ein. Gerade in dichtverbauten Gebieten leisten diese Grünflächen mit insgesamt 70.000 Bäumen und einer Million Sträuchern einen wesentlichen Beitrag zur Abkühlung und zu einem angenehmen Mikroklima.

Sonderfördertopf „Cooling & Begrünung“

Selbst in der „grünsten Stadt der Welt“ mit ihren rund 1.000 Parks, Baumoffensiven und 53 Prozent Grünflächen spielt die Begrünung von Häusern eine immer größere Rolle im Kampf gegen Hitzeinseln. Deshalb gehe die Stadt mit gutem Beispiel voran, betonte Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ), die das Projekt aus dem Sonderfördertopf für „Cooling & Begrünungsmaßnahmen“ der Geschäftsgruppe Umwelt unterstützt. Insgesamt stehen der Stadt Wien bis zum Jahr 2023 6,15 Millionen Euro für Cooling und Begrünung zur Verfügung. Projekte in den Bezirken werden auch weiterhin mit 80 Prozent der Kosten unterstützt.

Natürliche Klimaanlagen: Stadt Wien als Vorreiter bei Fassadenbegrünung
PID/Richard Schmögner

Neben den unterschiedlichsten Begrünungsmaßnahmen dienen zum Beispiel auch Nebelduschen, Wasserspiele, Wasserfontänen und mobile Trinkbrunnen mit Sprühnebelfunktion der Abkühlung. Dazu kommt auch noch die Pflanzung größerer Stadtbäume sowie die Entsiegelung befestigter Flächen zugunsten von Grünfläche und die Beschattung durch Pergolen, freistehende Rankelemente und Staudenbeete. Mit einem Sonderbudget von acht Millionen Euro werden derzeit hunderte Bäume als natürliche Schattenspender in den Bezirken gepflanzt.

Jedes Jahr würden zehn städtische Gebäude begrünt, wie etwa die Gebäude der MA 48, der MA 31 und MA 22 aber auch Amtsgebäude wie im 5., 8. und 17. Bezirk sowie etliche Schulen. Im letzten Jahr kam etwa die Fassade des Wiener Netze-Umspannwerks in der Zedlitzgasse in der Innenstadt dazu. Heuer wurden erstmals Gemeindebauten begrünt, es folgen unter anderem noch das Umspannwerk in der Kendlerstraße und das Stationsgebäude der Wiener Linien in der Spittelau.

Förderungen auch für private Projekte

Aber nicht nur städtische Gebäude können die Vorteile einer begrünten Fassade für sich nützen. Auch private Projekte sind möglich, die Stadt verdoppelte den dafür vorgesehenen Fördertopf auf 500.000 Euro. Pro Projekt gibt es maximal 20.200 Euro. Bislang wurden bei der Wiener Umweltschutzabteilung Förderungen für knapp mehr als 100 private Gebäudebegrünungsprojekte beantragt. Dazu kommt noch eine Förderung für Außenjalousien mit bis zu 1.500 Euro pro Haushalt.