Wirtschaft

Schuldnerberatung rechnet mit Ansturm

Die Coronavirus-Krise hat viele Wienerinnen und Wiener in finanzielle Probleme gebracht. Fixkosten laufen weiter, während Einnahmen wegfallen. Die Schuldnerberatung Wien rechnet im Herbst mit einem starken Anstieg der Hilfesuchenden um fast die Hälfte.

Weniger oder gar Einkommen mehr: Das sind die Hauptgründe warum Menschen in die Schuldenfalle geraten, sagt Christian Neumayer, Geschäftsführer der Schuldnerberatung Wien: „Aber jetzt betrifft es viel, viel mehr Leute. Das heißt, es geht mehr in den Mittelstand hinein. Das sind die Auswirkungen durch die Kurzarbeit, durch die gestiegene Arbeitslosigkeit.“ Seit Beginn der Coronavirus-Krise gibt es noch nicht viele Privatkonkurse, auch weil die Gerichte heruntergefahren waren.

“Ziemlich heftige Welle im Herbst" an Beratungen

Kreditstundungen würden eine Möglichkeit bieten, doch noch über die Runden zu kommen. „Die Frage ist, ist man dann trotzdem in der Lage, seinen Zahlungen nachzukommen“, so Neumayer. Daher geht er davon aus, dass es zu einem Anstieg kommen wird, vor allem auch bei den benötigten Beratungen. „Was wir annehmen ist, dass wir im Herbst eine ziemlich heftige Welle kriegen werden und da gehen wir davon aus, dass wir eine Steigerung von circa 40 Prozent haben könnten“, sagt der Leiter der Schuldnerberatung Wien.

Während der Coronavirus-Krise ist es zu einem Rückgang an Beratungen gekommen. Insgesamt rechnet Neumayer in diesem Jahr mit 11.500 Beratungen, ansonsten waren es pro Jahr durchschnittlich 10.000.

Es sei jedoch nicht zu erwarten, dass jede Beratung in einem Privatkonkurs endet. Dann muss geklärt werden, „ist die Person wirklich nicht in der Lage, ihre Schulden zurückzubezahlen, oder ist es doch möglich.“ Wer aktuell in finanziellen Problemen ist, sollte die anstehenden Zahlungen nach Wichtigkeit zu sortieren. „Das erste ist, die Miete und die Energiekosten zu zahlen, damit die Existenz gesichert ist und dann Kontakt mit den Gläubigern aufzunehmen und versuchen, Vereinbarungen zu treffen." Das wichtigste sei etwas zu tun und “nicht den Kopf in den Sand zu stecken“.

Beratung im Büro wird wieder verstärkt

Während derAusgabgsbeschränkungen hatte die Schuldnerberatung nur über das Telefon beraten. Seit 18. Mai sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch wieder im Büro in Wien-Landstraße. “In den Normalbetrieb werden wir In wenigen Wochen wieder zurückkehren. Die telefonische Beratung wird weiterhin angeboten und die Beratung vor Ort wird wieder verstärkt angeboten", sagt Neumayer.