Galopprennbahn Freudenau
ORF/Chiara Swaton
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Freizeit

Unmut über gesperrten Weg im Prater

Seit Ende April ist ein Teil der „Prater 80er-Linie“ in der Freudenau gesperrt. Dieser Teil ist Eigentum der Interrace Management GmbH, die die Galopprennbahn Freudenau betreibt. Ihr Inhaber, Karl Friedrich Habel, befindet sich nun im Konflikt mit Spaziergängern und der Stadt Wien.

Wie die Wochenzeitung „Falter“ kürzlich berichtete, stehen seit einiger Zeit Klagsdrohungstafeln auf dem Weg namens „Prater 80er-Linie“, der sich zum Teil im Privatbesitz befindet. Er wurde von Spaziergängern, Läufern und Fahrradfahrern unter anderem genutzt, um über den Treppelweg durch eine Autobahnunterführung zum Donaukanalufer zu gelangen. Das wird ihnen aber nun vom Betreiber der Galopprennbahn Freudenau, Karl Friedrich Habel, untersagt. Er ist Geschäftsführer der Interrace Management GmbH (IRM), der die rund 100 Hektar große Anlage gehört.

Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus im März und April seien immer mehr Menschen auf dem Weg spazieren gegangen, es habe einen regelrechten Ansturm gegeben. „Auf diesen Wegen rund um die 80er-Linie laufen Pferde auch teilweise frei herum, es kann vorkommen, dass sie ausbrechen. Wenn dann zum Beispiel eine Familie mit Kleinkind und Kinderwagen niedergerannt wird, bin ich dafür haftbar“, so Karl Friedrich Habel gegenüber wien.ORF.at.

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Galopprennbahn Freudenau
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Derzeit sind etwa 150 Pferde in den Ställen untergebracht, das letzte Rennen war 2017
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Fünf Tribünen befinden sich in der Freudenau
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Aussicht aus dem Restaurant auf die Pferderennbahn 
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Von Habel aufgestellte Klagsdrohungstafeln bei der „Prater 80er-Linie“

Spaziergänger missachten Schilder weiterhin

Anfangs hat er bloß ausgedruckte Papierschilder angebracht, die das Betreten untersagen. Nachdem diese aber von Spaziergängerinnen und Spaziergängern zum Teil zerrissen und zerstört worden seien, sah er sich gezwungen, auch Metallstangen aufzustellen. Vereinzelt werden die Schilder jedoch weiterhin missachtet. Habel sah die Menschenmassen zu Coronavirus-Zeiten als Anlass, um zu handeln und beruft sich dabei auf das Gewohnheitsrecht, für das es die ununterbrochene Nutzung von Anderen 30 Jahre lang braucht.

Der eigentliche Grundbesitzer des Areals ist die Bundesimmobiliengesellschaft, die der Republik Österreich gehört. Seit 1996 besteht zwischen ihr und Karl Friedrich Habel ein Baurechtsvertrag, der ihn dazu befugt, wie ein Eigentümer über das Grundstück zu verfügen.

Habel findet, dass die Stadt Wien verabsäumt hat, die Sicherheit im Areal zu gewährleisten. „In den letzten Monaten sind Menschen in die Freudenau gekommen, die bisher nichts von ihr wussten und dachten, da kann man einfach Pferde und Pfaue streicheln. Es ist jetzt die Aufgabe des Bezirks, diesen Öffentlichkeitsgedanken aus dem Weg zu räumen.“

Bezirksvorsteherin hofft auf Kompromiss

Das Donaukanalufer ist für Spaziergängerinnen und Spaziergänger jetzt nur noch über Umwege zu erreichen. Da die 80er-Linie früher einen Rundkurs im Prater ermöglicht hat, stellt das für viele ein Problem dar. Bei der Bezirksvorstehung im 2. Bezirk sind bereits zahlreiche Beschwerden eingelangt.

Die Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne) hofft auf einen Kompromiss mit Karl Friedrich Habel. „Ich verstehe, dass der Weg direkt an den Koppeln nicht optimal ist. Ein Weg entlang des Donaukanals könnte hier ein guter Kompromiss sein, die 300 Meter mehr halte ich für vertretbar. Ich hoffe, dass wir auch eine Lösung für die Autobahnunterführung finden“, sagt Lichtenegger gegenüber wien.ORF.at. Karl Friedrich Habel hat bisher noch keine konkreten Vorstellungen von einem Kompromiss. Ein persönliches Gespräch zwischen den beiden soll es laut ihm am 30. Juni geben.

Historische Anlage aus Kaiserzeiten

Die Anlage besteht unter anderem aus der Galopprennbahn, fünf Tribünen, einem Golfplatz und Stallungen für die Pferde. Bereits 1839 wurde die Rennbahn eröffnet und fast 20 Jahre später die Tribünen von Kaiser Franz Joseph I. eingeweiht. Diese wurden vom Architekten Carl Hasenauer entworfen und von seinem Bruder Christoph Hasenauer erbaut. Das gesamte Areal steht unter Denkmalschutz.