Messe Wien Eingang A
Reed Exhibitions/G.Szuklits
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Wirtschaft

Messen drängen zur Eile bei Öffnung

Die Messe Wien arbeitet an ihrem Programm für den Herbst. Das Betreuungszentrum für Covid-19-Kranke schließt Ende Juli. Aussteller und Messebesucher sollen ab Ende Oktober die Hallen füllen. Die Zeit drängt, doch es fehlen die behördlichen Vorgaben.

„150 Messen, 25.000 Aussteller, 200 Dienstleister und tausende Arbeitsplätze hängen in der Luft“, hieß es in offenen Briefen an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) des Verbandes der Österreichischen Messen, Messe Austria. Nach einem runden Tisch vergangenen Dienstag hoffte man auf schnelle politische Entscheidungen, wie der Neustart ab Herbst aussehen kann.

Noch im Juni wünschte sich etwa die Messe Wien ein Ergebnis. Ansonsten müssten auch österreichweit für den Herbst angesetzte Messen abgesagt werden. „Die langen Vorbereitungszeiten für Messen erfordern sofortiges Handeln“, heißt es in den Schreiben. Ein „dramatischer Geschäftsrückgang“ bis weit in das Jahr 2021 hinein sei jetzt schon Realität. Jeder Tag der Ungewissheit koste nicht nur Geld und Arbeitsplätze, sondern bringe jahrzehntelang aufgebaute Standorte in größte Insolvenzgefahr.

Leere Halle in der Messe Wien
Reed Messe Wien/G.Szuklits
Die jetzt leeren Hallen der Messe Wien sollen ab Herbst wieder von Ausstellern und Besuchern überquellen

Dicht gedrängtes Programm durch Verschiebungen

Denn neben der Messe selbst müssten auch die Aussteller wissen, ob und wie sie ihre Auftritte planen können. Und zu planen gäbe es viel, denn das Herbstprogramm in Wien wäre nicht zuletzt durch Verschiebungen dicht gedrängt. Ende Oktober sollte es mit der Modellbau Messe, der Ideenwelt sowie der Wohnen und Interieur los gehen. Vor allem die stark gebeutelten Unternehmen sind auf Messeeinnahmen angewiesen. Immerhin würden laut Messe Wien kleine und mittlere Unternehmen teilweise bis zu 50 Prozent ihres Jahresumsatzes bei solchen Veranstaltungen generieren.

Während für Kultur- und Sportveranstaltungen sowie kleinere Veranstaltungen Lockerungen verordnet worden seien und auch Handel, Gastronomie und Hotellerie wieder geöffnet hätten, würde aber für Messen immer noch Klarheit über ein Reglement fehlen, beklagt der Verband der österreichischen Messen. Doch selbst wenn die Regeln und Vorgaben auf dem Tisch lägen, es bliebe immer noch ein großer Unsicherheitsfaktor für den Messebetrieb: die Entwicklung der Coronavirus-Infektionszahlen.

Messen sehen sich gerüstet für Öffnung

International geht es den Messen nicht anders als in Österreich. Große Messeplätze von Köln bis nach Barcelona stehen unter Zeitdruck, auch sie verlangen einen konkreten Fahrplan für eine Wiedereröffnung. Dabei wird betont, dass die europäische Messeindustrie inzwischen perfekt darauf vorbereitet sei, „große Messeveranstaltungen abzuhalten und die Sicherheit und Gesundheit aller Personen vor Ort zu gewährleisten“, betonte der Präsident der Vereinigung führender europäischer Messeplätze EMECA, Maurits von der Sluis.

Bleiben die Messen zu, sei die gesamte Branche gefährdet. Der Finanzvorstand der Koelnmesse, Herbert Marner, betonte, selbst wichtige Messen mit internationalem Publikum seien nicht mit anderen Großveranstaltungen wie Volksfesten oder Fußballspielen zu vergleichen. Es sei wesentlich leichter, die pandemiebedingten Hygienevorschriften einzuhalten.

Eine rasche Rückkehr der Messebranche zur Situation vor der Krise erwartet der internationale Verband nicht. Im günstigsten Fall werde es mindestens zwei bis drei Jahre brauchen, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht sei. Deshalb drängt der Verband gleichzeitig auf eine umfangreiche finanzielle Unterstützung der Branche durch nationale Regierungen und die Europäische Union.