Verkehrsampel zeigt Rotlicht
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Verkehr

Verkehrsberuhigung „richtiger Schritt“

Eine Verkehrsberuhigung der Wiener Innenstadt bezeichnet der Verkehrsplaner Gerd Sammer von der BoKu Wien grundsätzlich als Schritt in die richtige Richtung. Dieser müsste aber von Maßnahmen flankiert werden, um Ängsten oder Kritik zu begegnen.

Sammer nannte die Bezeichnung „Autofrei“ als etwas unglücklich gewählt, er sehe das sogar ein bisschen als Etikettenschwindel. Er würde lieber von einer verkehrsberuhigten Innenstadt sprechen. Und da sei ein Rückgang des Verkehrs um 20 bis 30 Prozent, wie es Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) gesagt hat, durchaus realistisch. In einer ersten Phase wie jetzt würde er bauliche Maßnahmen nicht empfehlen, sondern eher eine flexible Vorgangsweise vorschlagen. „Wichtig ist die Kontrolle der Einfahrt, dass das wirklich gut überwacht wird. Das kann technisch oder durch die Polizei oder andere Organe erfolgen“, sagte Sammer im „Wien heute“-Gespräch.

Verkehrsexperte Gerd Sammer im Studio

Die Richtung stimme aber an der Umsetzung gilt es zu feilen: So Universitätsprofessor und Verkehrsexperte Gerd Sammer im „Wien heute“-Studio zu dem Projekt der „Autofreien Innenstadt“.

„Maßgebend mehr Verkehr in Nachbarbezirken nicht zu erwarten“

An den ersten Bezirk angrenzende Bezirke haben sich ja bereits gegen das türkis-grüne Projekt ausgesprochen. Sie befürchten, dass viele Autofahrer ausweichen und in den umliegenden Bezirken nach Parkplätzen suchen würden. Das sieht Sammer anders: „Die Situation ist so, dass die Auslastung der Parkplätze in den anderen Bezirken sehr hoch ist. Es ist also nicht zu erwarten, dass dort maßgebend mehr Verkehr entstehen wird.“ Er erwartet, dass damit erreicht wird, „dass Leute umsteigen, mehr zu Fuß gehen, mehr öffentliche Verkehrsmittel benützen, und damit einen Beitrag zu einer umweltfreundlichen Verkehrsgestaltung liefern“.

Er verstehe die Kritik und Befürchtungen seien einfach da. Aber man könne diese durch genaue Beobachtungen, etwa durch Zählung, verifizieren oder falsifizieren, und gegebenenfalls Begleitmaßnahmen setzen. Das sei ganz wichtig, so Sammer, dass mit begleitenden Maßnahmen nachgebessert werden könne. Dafür denkbar seien etwa Verkehrsbeschränkungen, Informationen zu Parkleitsystemen, die Weitergabe von Informationen über die Parkplatzsituation in den Bezirken, um ein Einfahren und Parkplatzsuchen im Bezirk zu vermeiden, wenn alles voll sei.

Fehler wie beim Parkpickerl verhinderbar

Angesprochen auf die Möglichkeit, dass die Verkehrsberuhigung Wiens ähnlich wie das Parkpickerl durch unterschiedliche Vorgaben zu einem Fleckerlteppich verkomme, hält Sammer entgegen, dass das nicht so sein müsse, „wenn ein großes Konzept für die Erweiterung von verkehrsberuhigten Zonen gemacht wird, damit man das mit verständlichen Regeln macht.“

Damit könne man verhindern, dass „nicht solche Dinge wie in der Parkraumbewirtschaftung passieren, dass man einerseits ein Gesetz hat, das nicht für alle Zwecke optimal ist und andererseits es den Bezirken so viel Freiheit gibt, dass eben der Normalbürger es schwer versteht“. Das könne man vermeide und Sammer hofft auch, dass das auch so geschehen wird. Sammer betonte abschließend, es sei sehr wichtig, einheitliche Rahmenbedingungen festzulegen, „allerdings immer flexibel reagiert, wenn man feststellt, dass irgendetwas nicht so funktioniert wie man sich das vorgestellt hat“.