Hausstaubmilbe
dpa/Scherax/rr
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Science

Wie Hausstaubmilben Allergien begünstigen

Wie sich die Allergene von Hausstaubmilben auf die Lunge auswirken – damit hat sich ein Wiener Forschungsteam sieben Jahre lang befasst. Ihre Ergebnisse könnten neue Behandlungs-Möglichkeiten für Allergiker bringen.

Sie kommt im Schlaf – die Hausstaubmilbe. Unbemerkt atmen wir sie jede Nacht ein, und das kann das Risiko auf eine Allergie erhöhen, denn ihr Kot, ihre Eier und Überreste, enthalten Allergene. Werden diese regelmäßig eingeatmet, bereitet das die Lunge für eine Allergie vor. „Beim Kontakt mit solchen Allergenen kann es bereits zu einer Sensibilisierung kommen,“ sagte Winfried F. Pickl vom Institut für Immunologie der MedUni Wien gegenüber Radio Wien.

Gemeinsam mit der Wissenschafterin Ursula Smole befasste sich Pickl mit seinem Forscherteam an der MedUni Wien damit, wie die Allergene auf das Lungengewebe wirken. Dabei arbeiteten sie mit Forscherinnen und Forschern der Johns Hopkins University in Baltimore (USA) zusammen.

Hausstaubmilben-Allergene attackieren Immunsystem

In der Lunge bemächtigen sich diese Hausstaubmilben-Allergene eines angeborenen Mechanismus der Immunabwehr, um im Lungengewebe den Boden für eine Allergie zu bereiten. Die Lunge wird in einen Alarmzustand versetzt. Den genauen Mechanismus beschreiben die Forscherinnen und Forscher in dem Fachjournal „Nature Immunology“.

Dabei identifizierten sie das Protein Serum-Amyloid-A1 (SAA1) als Zielscheibe. Dieser schon länger bekannte Entzündungsfaktor wird von den Epithelzellen in der Lunge eigentlich in einer inaktiven und gebündelten Form hergestellt und freigesetzt, hieß es in einer Aussendung der MedUni. Das Immunsystem wird durch ihn in der Regel erst dann aktiviert, wenn er von einem Eindringling – meistens von Bakterien – zerlegt wird. So entsteht eine SAA1-Untereinheit, die sich aktiv im Kampf gegen die Bakterien einbringt.

Das Forscherteam konnte nun zeigen, dass diese Untereinheit auch dann an spezielle Rezeptoren im Bronchialgewebe anbinden kann, wenn keine Bakterien anwesend sind. In der Folge produziert das betroffene Gewebe Interleukin-33 (IL-33). „Der freigesetzte Alarmstoff IL-33 kann dann an unter dem Lungenepithel befindlichen Abwehrzellen binden, was zur massiven Produktion von allergiefördernden Faktoren führt“, so Pickl.

Neue Therapie-Möglichkeiten für Allergiker erhofft

Das machen sich laut den neuen Analysen auch bestimmte Hausstaubmilben-Allergene zunutze, indem sie diesen angeborenen Immunmechanismus schlichtweg kapern: Auch sie können bei Kontakt SAA1 in seine Untereinheiten zerlegen und den Entzündungsmechanismus in Gang setzen. Dadurch bereiten sie indirekt den Boden für Allergien in dem chronisch künstlich gestressten Gewebe. „Damit konnte ein weiterer Mechanismus identifiziert werden, wie Hausstaubmilben-Allergene das menschliche Immunsystem attackieren“, sagte Pickl.

Schalteten die Wissenschafter in der Folge die Produktion von SAA1 bei Mäusen aus, waren diese auch besser vor der Wirkung der Allergene geschützt. Hier könnte es sich um einen zukünftigen Ansatzpunkt zur Therapie dieser Form der Allergie handeln, hieß es.

„Dadurch, dass wir jetzt den Mechanismus kennen, kann man sehr gezielt mittels blockierenden Medikamenten einschreiten,“ sagte Pickl. Schafft man es nämlich, in der Lunge aktives SAA1 und die in den Prozess eingebundenen Rezeptoren im Gewebe zu blockieren, könnte das die Wirkung der Milben-Allergene auf das Immunsystem unterbinden.