Ins Leben gerufen hat das Wiener Kontrollamt noch der niederösterreichische Landtag, im April 1920, wird in dem Video beispielsweise erzählt. Denn Wien war zu dem Zeitpunkt noch kein eigenständiges Bundesland. Das sollte sich erst kurz danach ändern – November 1920.
Der erste Kontrollamtsdirektor wurde dann im Juni bestellt. Bis dahin waren die städtische Buchhaltung und die Kontrolle nicht voneinander getrennt. Die „Arbeiter-Zeitung" schreibt damals: „Das Kontrollamt wurde mit der Verwaltungsreform neu geschaffen und hat die Rechnungs- und Gebarungskontrolle der städtischen Ämter, Anstalten, Stiftungen, Fonds, Betriebe und Unternehmungen durchzuführen.“
Kontrolle der Sicherheit seit Einsturz der Reichsbrücke
Manches ist seit damals gleich geblieben. So wird der Direktor – Direktorin gab es bisher keine – auf fünf Jahre bestellt und kann nur durch einen Beschluss des Gemeinderates abgesetzt werden. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind heute ein Drittel Frauen. Die erste Gruppenleiterin gab es bereits 1978, die erste technische Prüferin 1998.
Video zum 100. Geburtstag des Stadtrechnungshofs
Vor hundert Jahren wurde der Stadtrechnungshof als „Kontrollamt der Stadt Wien“ gegründet. Das Video, das dessen Geschichte erzählt, wurde von den Prüferinnen und Prüfern selbst gestaltet – von den Animationen bis zur Musik.
Gewachsen sind über die Jahre die Zuständigkeiten. Die größte Änderung gab es wohl nach dem Einsturz der Wiener Reichsbrücke 1976. Seit damals ist das Kontrollamt bzw. der Stadtrechnungshof auch für die „Sicherheitskontrolle“ zuständig – eine Besonderheit unter den Rechnungshöfen in Österreich. Dabei geht es zum die Sicherheitsmaßnahmen bei den städtischen Bauwerken und technischen Anlagen.
Sei 2014 heißt das Kontrollamt Stadtrechnungshof. Die neue Institution ist mit deutlich mehr Prüfbefugnissen ausgestattet als das einstige Kontrollamt. So können nun auch Unternehmen mit weniger als 50 Prozent Stadtbeteiligung unter die Lupe genommen werden. Kriterium ist, dass die Stadt eine beherrschende Stellung einnimmt.
Werner Sedlak ab 1. Juli neuer Direktor
Eine Festveranstaltung zum 100. Geburtstag des Stadtrechnungshofs gibt es wegen der Coronavirus-Pandemie keine. Im Jubiläumsjahr findet auch einen Wechsel an der Spitze statt: Werner Sedlak, derzeit Leiter der MA 35 für Einwanderung und Staatsbürgerschaften, ist ab 1. Juli für fünf Jahre Stadtrechnungshofdirektor. Der bisherige Direktor Peter Pollak wird neuer Bereichsleiter für strategische Angelegenheiten in der Präsidialabteilung der Stadt Wien.