Coronatest
dpa/Hendrik Schmidt
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GESUNDHEIT

Tests für Kontaktpersonen auch ohne Symptome

Bei den Corona-Tests setzt Wien auf eine eigene Strategie. Es werden Umfeldscreenings durchgeführt und alle Personen mit und ohne Symptome getestet, die mit dem Infizierten im engen Kontakt standen. Eine Wiedereinführung der Maskenpflicht ist derzeit kein Thema.

In Wien sind bis dato (Stand: Dienstagfrüh) 178.128 Personen auf das Coronavirus getestet worden, davon 4.120 positiv. Für die Wiener Verantwortlichen war diese Strategie der richtige Weg: „Allgemein hat sich die Wiener Teststrategie gut bewährt“, sagte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auf APA-Nachfrage. Täglich werden aktuell im Durchschnitt rund 20 Fälle pro Tag gemeldet. Im Mai waren es noch 25 gewesen.

Nach der Wiedereinführung der Maskenpflicht in Oberösterreich bekräftigte Bürgermeister Michael Ludwig, dass in Wien vorerst keine strengeren Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus geplant sind. Ausgeschlossen seien solche künftig jedoch nicht. Man beobachte die Situation und werde falls nötig entsprechende Entscheidungen treffen. Ein Sprecher des Krisenstabs wies daraufhin, dass in Wien immer noch relativ strenge Schutzmaßnahmen gelten.

Zwei Drittel wären ohne Tests unentdeckt geblieben

Der Sprecher Hackers verwies vor allem auf die rigiden Tests der engen Kontaktpersonen: „Hätten wir das nicht gemacht, wären alleine in diesen beiden Monaten 909 Fälle (65,2 Prozent) unentdeckt geblieben.“ In anderen Bundesländern werde hingegen meist nach einem anderen Schema vorgegangen. Infizierte Personen kommen in Quarantäne, Kontaktpersonen werden erst bei Symptomen getestet.

Zuletzt wurde in Wien auch die Zahl der Testungen nach oben geschraubt. So wurden im Mai täglich 1.630 Abstriche genommen, im Juni waren es bereits 1.996. Das ist ein Plus von 22,5 Prozent. Laut Stadtrats-Sprecher ist Wien seit Mai „nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch pro 100.000 Einwohner und Einwohnerinnen mit Abstand auf Platz eins aller Bundesländer“. Beim Reproduktionsfaktor liege Wien (1,10) unter dem Österreich-Schnitt (1,37).

Schwerpunkt bei Umfeldscreenings

Im Verlauf der Pandemie hat sich im Bereich der Testungen der Fokus verschoben: Zentrale Anlaufstelle für Wiener und Wienerinnen, die den Verdacht haben, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, ist weiterhin die Hotline 1450. Doch über diesen Weg werden nur 8,8 Prozent aller Testungen durchgeführt. Mittlerweile liegt der Schwerpunkt auf Umfeldscreenings und Kontaktpersonen-Testungen.

Im Bild eine Laborsituation, aufgenommen am Dienstag, 17. März 2020, in der der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien. (gestellte Szene).
APA/Hans Klaus Techt
Die meisten Ansteckungen gibt es mittlerweile im familiären Bereich

Was die Umfeld-Screenings anbelangt, so werden diese in folgenden Bereichen vorgenommen: Pensionisten-Wohnhäuser, Pflegeeinrichtungen, Soziale Einrichtungen (zum Beispiel Flüchtlingsunterkünfte oder Wohnungsloseneinrichtungen), Firmen, Schulen oder Kindergärten. Seit Mitte April wurden in Summe 31.479 Abstriche genommen, 200 davon waren positiv (0,64 Prozent).

Getestet wird laufend: „Bis zum Sonntag, dem 19. Juli, stehen diese und kommende Woche noch 26 Einrichtungen vor uns, die gescreent werden. Voraussichtlich mit rund 1.500 Tests“, kündigte der Sprecher an.

Mehr Ansteckungs-Cluster bei Familien

Einen statistischen Überblick gibt es auch, was die Cluster in Wien anbelangt. Die Ansteckungen erfolgen nach wie vor am häufigsten über die Familie oder im Betrieb, wobei es von Mai auf Juni eine Verschiebung gab. Im Mai infizierten sich noch ähnlich viele in der Familie (30,9 Prozent) und bei der Arbeit (30,3 Prozent). Im Juni stieg die Zahl der Ansteckungen innerhalb der Familie (38,5 Prozent), jene in Betrieben sank (19,6 Prozent).

Bei den kleinsten Clustern im Vormonat handelte es sich um Pflegewohnhäuser (5,1 Prozent) und Medizinisches Personal (2,1 Prozent). Aktuell gibt es in Wien übrigens keine größeren Cluster, informierte der Sprecher des Gesundheitsstadtrats in diesem Zusammenhang.