Ein Jugendlicher nimmt Sportunterricht des Kick-Programms, einem Abspeckprogramm für stark übergewichtige Jugendliche am Kinderkrankenhaus teil.
APA/dpa/Peter Steffen
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Wissenschaft

Kinder wurden in Coronavirus-Zeit dicker

Eine Studie an einer Wiener Schule zeigt, dass Kinder in der Zeit des Homeschooling dicker geworden sind. Die Untersuchung des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin ergab auch, dass mit Aufklärung der Gewichtszuwachs geringer war.

Das Projekt „EDDY“ hat sich zur Aufgabe gemacht, Übergewicht bei Kindern zu verhindern. Durchgeführt wurde es die vergangenen drei Schuljahre an einer Meidlinger Schule. Die letzte Phase sollte sechs Monate dauern. Dabei wurde gezeigt, wie man Sportübungen macht, seine Jause selber zubereitet, und gelernt, wie Gemüse wächst. Die Forscher wollten dadurch wissen, ob die Unterstützung und Anregungen funktionieren und dazu führen, dass die Schüler weniger stark zunehmen bzw. übergewichtige Schüler sogar abnehmen.

Kontakt aus der Ferne

Sieben Wochen lang lief die Interventionsstudie bereits, dann kam das Coronavirus, und die 130 beteiligten Schüler mussten wie alle anderen aus der Ferne unterrichtet werden, erklärte der Studienleiter und Ernährungswissenschaftler Kurt Widhalm von der Medizinischen Universität Wien. „Aber wir haben in der Interventionsgruppe versucht, mit den Kindern online Kontakt zu halten. Das ist zum Teil gelungen, aber natürlich nicht bei allen.“

Wie sich zeigte, haben alle 130 Kinder in den Wochen des „Lock-down“ deutlich mehr zugenommen als in den Wochen zuvor. Wenngleich die Kinder, die in dem Förderungsprogramm waren, etwas weniger stark zunahmen als die Kontrollgruppe, die nicht betreut wurde. Allerdings gab es in beiden Gruppen mit Ende Juni mehr adipös übergewichtige Kinder als zu Beginn der Studie.

Gründe noch nicht erforscht

Die Gründe sind noch nicht genau erforscht, Widhalm vermutet, „weil kein Turnunterricht stattgefunden hat, weil die Kinder zu Hause mehr Gelegenheit hatten, zu Speisen zu greifen. Weil die Pausen länger waren.“ Übergewicht und Fettleibigkeit erhöhen das Risiko für Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzleiden und Diabetes. Im Erwachsenenalter ist Fettleibigkeit schwer zu behandeln. Prävention bei Kindern sei deshalb wichtig, so Widhalm.