„Die darin enthaltenen Briefe, Postkarten, Adress- und Fotobücher dokumentieren auf eindrucksvolle Weise ein Leben zwischen bunter Populär- und intellektueller Hochkultur“, hieß es seitens der Wienbibliothek. Tobisch war einer breiten Öffentlichkeit vor allem als „Grande Dame“ des Opernballs bekannt, den sie von 1981 bis 1996 organisiert hat.
Neben dem Gesellschaftsleben rund um den Opernball beleuchten die Dokumente aber auch Tobischs soziales und gesellschaftspolitisches Engagement. So befindet sich im Nachlass unter anderem Tobischs Briefwechsel mit dem Philosophen Theodor W. Adorno, bestehend aus rund 290 Briefen, Ansichtskarten und Telegrammen.
Korrespondenzen mit Udo Jürgens und Christine Lavant
Ab 1962 verfasste Lotte Tobisch für verschiedene Wochenzeitschriften Artikel über Literatur. Die Korrespondenzen im Nachlass belegen etwa, dass sie mit Größen des geistigen und kulturellen Lebens verbunden und befreundet war, darunter unter anderem Carl Djerassi, Udo Jürgens, Christine Lavant, Luciano Pavarotti, Friedrich oder Carl Zuckmayer. „Am Bestand einer Persönlichkeit wie Lotte Tobisch zeigt sich, dass es keine eindeutige Grenze zwischen einer sogenannten ‚High Society‘ und einer intellektuellen Hochkultur gibt“, betonte Wienbibliothek-Direktorin Anita Eichinger.
Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zeigte sich begeistert: „Es freut mich außerordentlich, dass Lotte Tobisch darauf bestanden hat, dass diese wichtigen Dokumente ihres facettenreichen Lebens der Wienbibliothek im Rathaus überantwortet werden. Dieser Nachlass ist für das kulturelle Gedächtnis der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner von Bedeutung, weshalb wir der wissenschaftlichen Aufarbeitung mit großem Interesse entgegenfiebern.“
Werke, Korrespondenzen, Fotos und Sammlungen
Bereits 1945 stand Lotte Tobisch auf der Bühne des Burgtheaters und arbeitete später als Schauspielerin außerdem für Rundfunk, Fernsehen und Film. Die Dreharbeiten zum Musikfilm „Don Juan“ (1955), in dem Tobisch u. a. an der Seite von Josef Meinrad die Donna Elvira spielte, werden im Nachlass ebenso durch Fotos dokumentiert wie jene zum Führerbunkerdrama „Der letzte Akt" (1955), in dem sie u. a. neben Oskar Werner in der Rolle der Eva Braun zu sehen ist.
Am Burgtheater lernte Tobisch in den 1940er Jahren den Schriftsteller und Dramaturgen Erhard Buschbeck (1889–1960) kennen, mit dem sie bis zu dessen Tod eine Lebensgemeinschaft verband. Im Teilnachlass liegen Korrespondenzen und Dokumente betreffend die Zeitschrift „Der Ruf“ aus der Zeit der Mitherausgeberschaft Buschbecks und danach vor, u. a. ein Brief von Rainer Maria Rilke an Buschbeck. Gesammelt sind unter anderem auch zahlreiche weitere Korrespondenzen an Autorinnen und Autoren wie Franz Werfel sowie Schauspielerinnen und Schauspieler wie Käthe Dorsch.
Nach den nötigen archivarischen und konservatorischen Maßnahmen werden die Dokumente aus dem Nachlass so aufgearbeitet, dass sie in die Benützung gehen können. In der Regel wird jeder Bestand dazu in vier Hauptgruppen unterteilt: Werke, Korrespondenzen, Lebensdokumente – wie Fotos oder Adressbücher – sowie unterschiedliche Sammlungen wie z. B. die Dokumentation des Opernballs in Form von Zeitungsausschnitten.