Lotte Tobisch beim Opernball 2019
APA/Helmut Fohringer
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Kultur

Tobisch-Teilnachlass an Wienbibliothek übergeben

Fotoalben, Ansichtskarten und Briefwechsel: Teile des Nachlasses der im Vorjahr verstorbenen Schauspielerin Lotte Tobisch befinden sich nun in der Wienbibliothek im Rathaus. Das Konvolut umfasst 14 Archivboxen.

„Die darin enthaltenen Briefe, Postkarten, Adress- und Fotobücher dokumentieren auf eindrucksvolle Weise ein Leben zwischen bunter Populär- und intellektueller Hochkultur“, hieß es seitens der Wienbibliothek. Tobisch war einer breiten Öffentlichkeit vor allem als „Grande Dame“ des Opernballs bekannt, den sie von 1981 bis 1996 organisiert hat.

Neben dem Gesellschaftsleben rund um den Opernball beleuchten die Dokumente aber auch Tobischs soziales und gesellschaftspolitisches Engagement. So befindet sich im Nachlass unter anderem Tobischs Briefwechsel mit dem Philosophen Theodor W. Adorno, bestehend aus rund 290 Briefen, Ansichtskarten und Telegrammen.

BILD zu OTS – Der Lotte Tobisch Nachlass in der Wienbibliothek der Stadt Wien. v.li.n.re. StRin Veronica Kaup-Hasler, Dir.in Anita Eichinger, Wienbibliothek, Barbara Urbanek , Cousine von Lotte Tobisch
PID/Alexandra Kromus/
Stadträtin Veronica Kaup-Hasler, Direktorin Anita Eichinger, Wienbibliothek, Barbara Urbanek, Cousine von Lotte Tobisch (v.l.n.r.)

Korrespondenzen mit Udo Jürgens und Christine Lavant

Ab 1962 verfasste Lotte Tobisch für verschiedene Wochenzeitschriften Artikel über Literatur. Die Korrespondenzen im Nachlass belegen etwa, dass sie mit Größen des geistigen und kulturellen Lebens verbunden und befreundet war, darunter unter anderem Carl Djerassi, Udo Jürgens, Christine Lavant, Luciano Pavarotti, Friedrich oder Carl Zuckmayer. „Am Bestand einer Persönlichkeit wie Lotte Tobisch zeigt sich, dass es keine eindeutige Grenze zwischen einer sogenannten ‚High Society‘ und einer intellektuellen Hochkultur gibt“, betonte Wienbibliothek-Direktorin Anita Eichinger.

Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zeigte sich begeistert: „Es freut mich außerordentlich, dass Lotte Tobisch darauf bestanden hat, dass diese wichtigen Dokumente ihres facettenreichen Lebens der Wienbibliothek im Rathaus überantwortet werden. Dieser Nachlass ist für das kulturelle Gedächtnis der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner von Bedeutung, weshalb wir der wissenschaftlichen Aufarbeitung mit großem Interesse entgegenfiebern.“

Fotostrecke mit 6 Bildern

Lotte Tobisch im Jahr 2016
APA/Georg Hochmuth
„Ich bin ein Mensch ohne Blick zurück im Zorn“, sagte sie zu ihrem 90. Geburtstag
Lotte Tobisch bei ihrem letzten Opernball als Organisatorin – im Jahr 1996.
APA/Herbert Pfarrhofer
Der Opernball 1996 war Tobischs letzter Auftritt als „Ballmutter“
Lotte Tobisch als Opernballorganisatorin mit Thomas Klestil
APA/Bundestheater/Zeininger
Einer der Ballgäste war der damalige Bundespräsident Thomas Klestil
Lotte Tobisch bei der Eröffnung des Life Balls 2007.
APA/Hans Klaus Techt
Der Opernball 1996 war nicht der letzte Ball, den sie eröffnete – so trat Tobisch etwa bei der Eröffnungsshow für den Life Ball 2007 auf
Lotte Tobisch bei der Verleihung des Berufstitels Proffessorin durch Kunstminister Rudolf Scholten (links) im Jahr 1996
APA/Jäger R.
1996 wurde Tobisch der Berufstitel der Professorin durch Kunstminister Rudolf Scholten (l.) verliehen
Lotte Tobisch im Rahmen des Wiener Opernballes
APA / Helmut Fohringer
Noch im Februar 2019 besuchte Tobisch den Wiener Opernball

Werke, Korrespondenzen, Fotos und Sammlungen

Bereits 1945 stand Lotte Tobisch auf der Bühne des Burgtheaters und arbeitete später als Schauspielerin außerdem für Rundfunk, Fernsehen und Film. Die Dreharbeiten zum Musikfilm „Don Juan“ (1955), in dem Tobisch u. a. an der Seite von Josef Meinrad die Donna Elvira spielte, werden im Nachlass ebenso durch Fotos dokumentiert wie jene zum Führerbunkerdrama „Der letzte Akt" (1955), in dem sie u. a. neben Oskar Werner in der Rolle der Eva Braun zu sehen ist.

Am Burgtheater lernte Tobisch in den 1940er Jahren den Schriftsteller und Dramaturgen Erhard Buschbeck (1889–1960) kennen, mit dem sie bis zu dessen Tod eine Lebensgemeinschaft verband. Im Teilnachlass liegen Korrespondenzen und Dokumente betreffend die Zeitschrift „Der Ruf“ aus der Zeit der Mitherausgeberschaft Buschbecks und danach vor, u. a. ein Brief von Rainer Maria Rilke an Buschbeck. Gesammelt sind unter anderem auch zahlreiche weitere Korrespondenzen an Autorinnen und Autoren wie Franz Werfel sowie Schauspielerinnen und Schauspieler wie Käthe Dorsch.

Nach den nötigen archivarischen und konservatorischen Maßnahmen werden die Dokumente aus dem Nachlass so aufgearbeitet, dass sie in die Benützung gehen können. In der Regel wird jeder Bestand dazu in vier Hauptgruppen unterteilt: Werke, Korrespondenzen, Lebensdokumente – wie Fotos oder Adressbücher – sowie unterschiedliche Sammlungen wie z. B. die Dokumentation des Opernballs in Form von Zeitungsausschnitten.